Noch gibt Oberbürgermeister Georg Rosenthal die Hoffnung nicht auf, dass der von der Schließung bedrohte Würzburger Schlachthof erhalten werden kann. Südfleisch will indessen nicht ausschließen, dass der Würzburger Schlachthof bereits vor dem geplanten 30. April dichtgemacht wird. Rosenthal spricht von einer Rationalisierung auf dem Rücken der Arbeitnehmer. Für 42 Südfleisch-Beschäftigte wird ein Sozialplan ausgehandelt. Betroffen von der Schlachthof-Schließung sind, laut Rosenthal, auch rund 100 Mitarbeiter von Subunternehmen. In der Schlachterszene spricht man gar von mehr als 200 Mitarbeitern im Umfeld. Landwirte haben derweil bereits Vorsorge getroffen, damit sie nicht auf ihren gemästeten Schweinen und Rindern sitzen bleiben. So soll in den Ställen des Würzburger Schlachthofes eine EU-Sammelstelle eingerichtet werden. Dort können die Landwirte ihre Tiere hinkarren, ehe sie dann zu Schlachthöfen transportiert werden. Der Würzburger Schlachtbetrieb in der Otto-Hahn-Straße galt lange Zeit als... ...einer der profitabelsten im Südfleisch-Konzern. Später fügten die Verantwortlichen hinzu, wenn keine größeren Investitionen anstehen, kann der Schlachthof noch lange erhalten werden. Das am Donnerstag angekündigte Aus hat Metzger wie Landwirte überrascht. Für die Metzger in der Region war der Würzburger Schlachthof eine bequeme Einkaufsstätte. Zumal durch immer strengere EU-Hygienevorschriften viele Metzgereien es längst aufgegeben haben, noch selbst zu schlachten. Bernhard Hirth, Geschäftsführer der neugegründeten Fränkischen Viehvermarktung GmbH mit Sitz in Rimpar, sieht einen der Gründe für den Niedergang des Würzburger Schlachthofes im brutalen Fleisch-Preiskampf. Südfleisch hat für den Würzburger Betrieb keine wettbewerbsfähige, in die Zukunft gerichtete Perspektive mehr. Branchenkenner sagen, dass es in Süddeutschland zu viele Schlachtkapazitäten gibt. Das war auch mit ein Grund für den Niedergang des von den Bauern dominierten Münchner Südfleisch-Konzerns. In besten Zeiten hat Südfleisch Milliardenumsätze gemacht. Bis dann 2003 die Schulden des Konzerns die Anteile der Bauern weitgehend aufgefressen haben. Vielen Landwirten... ...ist das noch schmerzlich in Erinnerung. Die Südfleischanteile sollten ihre Rente aufbessern. Seit 2005 gehört die Südfleisch dem noch größeren holländischen VION-Fleischkonzern. VION operiert weltweit. Die Holländer haben zuvor bereits den bayerischen Fleischkonzern Moksel in Buchloe gekauft. Durch die beiden Übernahmen hat sich das Problem mit der Überproduktion weiter verschärft. Hirth meint, der Würzburger Schlachtbetrieb werde zugunsten des Standortes Crailsheim geopfert. Der Crailsheimer Betrieb wurde nach einem Brand grundlegend saniert und nach den EU-Hygienevorschriften auf den neuesten Stand gebracht. Hinter Hirths Viehvermarktung stehen 1500 unterfränkische Landwirte. Die produzieren wöchentlich 3500 Schweine und 300 Stück Großvieh, vorwiegend Bullen und Kühe. 2000 Schweine werden bislang wöchentlich zum Würzburger Schlachthof gebracht. Hirth hat offenbar von der Südfleisch ein Angebot, diese Tiere künftig im 100 Kilometer entfernten Crailsheim schlachten zu lassen. Das Problem für die Bauern ist dabei nicht so sehr der längere Transportweg als die Bezahlung. Dazu muss man wissen, dass außer dem Gewicht das Verhältnis von Fleisch und Fett beim Schlachtviehpreis eine Rolle spielt. Dies wird in Würzburg nach einer Methode ermittelt, die die Bauern begünstigt. In Crailsheim kommen die Erzeuger etwas schlechter weg. Um die unterfränkischen Landwirte für den Schlachthof Crailsheim zu begeistern, will Südfleisch offenbar weiter nach der Würzburger Fleisch-Fett-Methode bezahlen, berichtet Hirth. Der unterfränkische Bauernverband sieht die Schließung des Würzburger Schlachthofes mit Sorgen: Zum einen gebe es in der Region... ...ohnehin kaum noch Landwirte, die Tiere züchten und mästen. Wenn nun die Wege zu den Schlachthöfen immer länger werden, könnte das noch mehr Bauern zum Ausstieg aus der Tierhaltung bewegen. „Mit dem Würzburger Schlachthof bricht ein regionales Standbein der Ernährungsindustrie weg“, klagt der unterfränkische Präsident des Bauernverbandes, Bernhard Weiler. Nach Bad Kissingen, Ansbach und nun Würzburg bleibt die Frage, wer der Nächste sein wird. Kenner der Fleischbranche meinen, dass in den nächsten Jahren entweder der Schlachthof in Bamberg oder in Bayreuth geschlossen wird. Überhaupt nicht in dieses von Fleisch-Überproduktion geprägte Bild passt der kleine Südfleisch-Schlachthof in Bad Neustadt/Saale. Da werden in der Woche zwischen 350 und 400 Schweine – vorwiegend für die dortigen Metzgereien – geschlachtet. Dieser Betrieb schreibt schwarze Zahlen. Kurt Kirchner, ein erfahrener Vieh- und Schweinehändler aus Burkardroth im Kreis Bad Kissingen, bezeichnet die Schließung des Würzburger Schlachthofes als dramatische Entwicklung. Gleichwohl sieht Kirchner drei Gründe, die zum Aus führten: Der Würzburger Betrieb sei zu klein, die Verhältnisse seien beengt und nicht mehr zeitgemäß.
WÜRZBURG