Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sieht die geplanten Stromtrassen Richtung Bayern weiter skeptisch. Die jetzigen Trassenpläne seien "nicht der Weisheit letzter Schluss", sagte Bayerns Wirtschaftsminister am Samstag am Rande der Landesversammlung seiner Partei in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) im Gespräch mit dieser Redaktion.
Nach derzeitigem Planungsstand soll 2026 die umstrittene Stromtrasse SuedLink in Betrieb gehen. Von Schleswig-Holstein soll die Strecke demnach westlich an Hannover vorbei über Nordhessen und Südthüringen nach Unterfranken und Baden-Württemberg führen. Parallel soll mit dem SuedOstLink von Sachsen-Anhalt nach Landshut eine zweite Stromautobahn gebaut werden. Im Sommer hatte Aiwanger seinen Widerstand gegen den Bau der Trassen noch aufgegeben – einerseits wegen der "bundesrepublikanischen Beschlusslage", andererseits weil Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sie für unverzichtbar erklärt hatte.
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Nun sprach Aiwanger von "Signalen" aus anderen Bundesländern, die die Diskussion um die umstrittenen Projekte "noch einmal befeuern" könnten. So habe er kürzlich mit den Energieministern Niedersachsens und Brandenburgs gesprochen. Diese sagten "jetzt zunehmend, sie wollen ihren Windkraftüberschuss nicht mehr in eine Leitung nach Süden pumpen", sondern überlegten, damit "Wasserstoff vor Ort zu erzeugen und den selber zu verbrauchen oder ins Netz zu geben".
Aiwanger für dezentrale Energieversorgung
Daran orientiert sich auch Aiwangers Ziel für Bayern: Betriebe und Kommunen sollten, so seine Vorstellung, etwa über eigene Gaskraftwerke in Zukunft ihren Strom selbst erzeugen und die dadurch anfallende Abwärme nutzen. Hierbei käme Wasserstoff ins Spiel, der über bereits existierende Pipelines verteilt werden könnte.
Wasserstoff ist ein Energieträger, mit dessen Hilfe sich Energie speichern und transportieren lässt. Er kann aus Wasser mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen und in Brennstoffzellen genutzt werden. Dabei werden das klimaschädliche Kohlendioxid und andere Schadstoffe komplett vermieden. Allerdings konnte der sehr reaktionsfreudige Stoff bisher nur bei hohem Druck oder tiefen Temperaturen gelagert werden. Inzwischen kann Wasserstoff nach Meinung von Experten aber zum Beispiel gebunden an einen Trägerstoff wie herkömmlicher Treibstoff transportiert und gelagert werden.