Es war ein tieftrauriger Anlass, der die Röttinger Geschäftsfrau Sylvia Baumann und Jürgen Daßing vom Tonstudio Würzburg in diesem Frühjahr zusammen brachte. Die leidenschaftliche Sängerin hatte einer verstorbenen Freundin ein Lied gewidmet und wollte es für deren Freund zur Erinnerung aufnehmen lassen. Dass daraus ihr erstes CD-Projekt mit zehn eigenen Songs werden sollte, hätte sich Sylvia Baumann damals nicht träumen lassen. In einem Konzert am Samstag, 28. September, im Kunstlager Baumann Bien stellt sie das Ergebnis der gut halbjährigen Zusammenarbeit vor.
Jürgen Daßing erinnert sich an die erste Begegnung, als Sylvia Baumann ihm ihr Lied vorgesungen hat. "Ich hab mir das angehört und gewusst, dass sich da mehr draus machen lässt", sagt er. "Sie hat mir am Flügel ein paar Ideen vorgestellt und ich hab gehört, dass da Potenzial drinsteckt – eine Songwriterin und Songs, die einfach raus müssen in die Welt."
Überrascht von der eigenen Kreativität
Zunächst zögerte Sylvia Baumann, doch dann ließ sie sich überzeugen, ihre Ideen aufzuschreiben und weiter auszuarbeiten. Und sie war selbst überrascht, wie viel Kreativität plötzlich in ihr ausbrach. "Das ist einfach so geflossen", erzählt sie. "Beinahe jede Woche kam ein neuer Song dazu." Themen aus dem täglichen Leben haben sie dabei inspiriert. Jürgen Daßing war begeistert. "Mir war schnell klar, dass da Hammer-Songs dabei sind, die man einfach mal aufnehmen muss." Besonders beeindruckt habe ihn dabei die Breite der Genres, in denen Sylvia Baumann unterwegs war, und der klangliche Umfang ihrer Stimme. Von der ruhigen Ballade über Funky Blues und Tango bis Country Pop reichen die Stilrichtungen.
"Sie hat mir am Flügel ein paar Ideen vorgestellt und ich hab gehört, dass da Potenzial drinsteckt"
Jürgen Daßing, Produzent
Musik und Gesang war schon immer die große Leidenschaft von Sylvia Baumann. Sie nahm Gesangsunterricht und ließ sich später zur Chorleiterin ausbilden. Neben dem Kinderchor leitete sie schon achtmal ein Chorprojekt, bei dem jedes Mal 50 bis 100 Sänger aus dem südlichen Landkreis Würzburg zusammenkamen, um sich gemeinsam auf einen großen Auftritt vorzubereiten.
Die 37-Jährige hat drei Kinder und leitet gemeinsam mit ihrem Mann Alfons einen Steinmetzbetrieb, der sich auf die Verarbeitung von Marmor spezialisiert hat. In der Regel muss die Musik hinter ihren Aufgaben in Familie und Beruf zurückstehen. Doch in den vergangenen Monaten durfte sie sich ganz ihrem Hobby widmen. Manchmal bis in die späte Nacht saß sie dann in Würzburg im Aufnahmestudio in einem alten Gebäude der Deutschen Bahn nahe dem Neuen Hafen. Nicht nur die erste Stimme sang sie dabei selbst ein, sondern auch die sogenannten Backings im Hintergrund.

Die Einzelaufnahmen gemeinsam mit Profimusikern zu einem Gesamtwerk zu vereinen, war die Aufgabe von Jürgen Daßing. Wie bei Studioaufnahmen üblich, spielten die Musiker ihren Part getrennt von einander ein, beginnend mit dem Schlagzeug, den Melodieinstrumenten und schließlich den Soli. Auf diese Weise entwickelten sich auch die Arrangements erst schrittweise während der Aufnahme.
"Manchmal hab ich erst mal schlucken müssen, weil ich mir das Lied ganz anders vorgestellt hatte."
Sylvia Baumann, Songwriterin
"Für mich war das ja alles Neuland", erzählt Sylvia Baumann, "aber das war schon spannend zu sehen, wie ein Profi mit einem solchen Lied umgeht." Und das nicht selten mit überraschendem Ergebnis. "Manchmal hab ich erst mal schlucken müssen, weil ich mir das Lied ganz anders vorgestellt hatte", sagt die Songwriterin. Wie viele Stunden Studioarbeit dabei zusammengekommen sind? "300 bis 400 mindestens", schätzt Jürgen Daßing. "Irgendwann zählt man nicht mehr", setzt Sylvia Baumann hinzu.
Aus bis zu 180 Tonspuren zusammengemischt
Bis zu 180 einzelne Tonspuren mischte Jürgen Daßing zum fertigen Ergebnis. Auch für ihn sei das immer ein Abenteuer. "Man weiß am Anfang nie genau, was rauskommt." Am Ende hat ihn das Resultat überzeugt. Auf die heute üblichen elektronischen Hilfsmittel wie Tempo- und Tonhöhenkorrektur konnte er dabei vollständig verzichten. "Die Stimme hat das nicht nötig", sagt er.
Die CD ist inzwischen unter dem Titel "Szenenwechsel" im Selbstverlag erschienen. Baumann und Daßing hoffen, dass sich ein größeres Musiklabel für das Album interessiert. "Im Idealfall findet man eine Plattenfirma, die Vertrieb und Promotion übernimmt", sagt Daßing. Von einer Karriere als Songwriterin will Sylvia Baumann deshalb nicht träumen. Schließlich gibt es da noch immer die Firma, die sie fordert.
Lampenfieber vor dem ersten Konzert
Allenfalls gelegentliche Konzerte im kleinen Rahmen und mit kleiner Besetzung könne sie sich vorstellen. "Das Tolle ist, dass die Lieder alle auch mit nur einem Klavier funktionieren", bestärkt sie Jürgen Daßing. Am Samstag sind die Songs erstmals öffentlich zu hören. Der Erlös soll einen gemeinnützigen Zweck zugute kommen. Sylvia Baumann hat gehörigen Bammel vor dieser Premiere. "Bis jetzt hat noch niemand die Songs gehört", sagt sie, "ich hab überhaupt keine Ahnung, wie sie ankommen." Jürgen Daßing ist da zuversichtlich: "Bei so einer breiten Mischung ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei."
Das Konzert beginnt am Samstag, 28. September, um 20 Uhr, im Kunstlager Baumann Bien, Rothenburger Straße 33, Röttingen. Aus Platzgründen ist Reservierung erwünscht bei Marmor Baumann oder unter Email info@marmor-baumann.de.