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WÜRZBURG: Tabuzone FKK? Hitzige Diskussion um Nackte am Fischteich

WÜRZBURG

Tabuzone FKK? Hitzige Diskussion um Nackte am Fischteich

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    FKK in Unterfranken ist offiziell weitgehend verpönt. An einigen Seen werden die Nackerten aber zumindest geduldet.
    FKK in Unterfranken ist offiziell weitgehend verpönt. An einigen Seen werden die Nackerten aber zumindest geduldet. Foto: Foto: Victoria Bonn-Meuser, dpa

    FKK! Was im Osten der Republik jahrzehntelang so normal war wie Joggen gehen, wurde im Westen mit Argusaugen beobachtet. Und das ist weitgehend so geblieben. Auch in Unterfranken ist die Freie Körperkultur an Badeseen allenfalls geduldet, keineswegs erlaubt. Dem Nacktsein in der Öffentlichkeit hängt was Schmuddeliges an, ist irgendwie nicht anständig. Nein, so was gehört sich nicht!

    Angler in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) haben sich kürzlich beschwert. Sie fühlten sich belästigt durch die Anwesenheit von nackten Badegästen am öffentlichen Fischteich und forderten von der Gemeinde mehr Kontrollen. Sogar die Wasserschutzpolizei wurde eingeschaltet.

    FKKler anzeigen?

    Jetzt wissen die Angler, dass sie die Nackerten anzeigen müssen, bevor seitens der Staatsanwaltschaft etwas passieren kann. Das wollen die Angler aber nun wiederum nicht so gerne. Ob das die Gemeinde für sie übernehmen könne? Nein, könne sie nicht, antwortete diese. Das könnten nur Privatpersonen.

    Die Angler in Grafenrheinfeld fordern nun ein generelles Badeverbot, denn schließlich, so sagen sie, fühlten sich ja auch Spaziergänger belästigt. Ein solches Verbot ist jedoch nicht durchsetzbar, denn der See ist öffentlich. Das einzige, was man tun könne, so erklärt die Gemeinde, sei mehr Kontrollen durchzuführen. Die wiederum beliefen sich aber auf Kosten von rund 10 000 Euro und müssten erst mal im Gemeinderat beschlossen werden.

    „Das Natürlichste der Welt“

    „Nackt herumlaufen ist es doch das Natürlichste der Welt“, meint dagegen Silvia Büchold. Wenn die 58-jährige etwas ärgert, dann, dass sie erst vor elf Jahren darauf gekommen ist, der freien Körperkultur zu frönen. Die Unterfränkin ist gerade auf dem Weg zum Gelände des Naturistenbundes Frankenland in Güntersleben im Landkreis Würzburg. „Es ist einfach traumhaft hier, das passt alles“, sagt die Vorsitzende des Vereins, in dem der älteste Nackerte 93 Jahre alt ist.

    130 Mitglieder, 58 Aktive – und eine lange Geschichte machen den Naturistenbund aus. In Unterfranken ist er neben einem Verein in Schweinfurt der Einzige seiner Art. 25 Vereine gibt es in ganz Bayern. Noch. „Die meisten haben enorme Nachwuchssorgen“, so Büchold.

    Distanz nackt größer

    Denn nackt die Natur zu genießen, das sei nach wie vor ein Tabuthema. „Es gibt auch bei uns Mitglieder, die verraten auch nach Jahren niemandem, dass sie zu uns kommen.“

    Dabei bedeute Nacktheit ja nicht, dass mit den Kleidern alle Grenzen fallen. Im Gegenteil: „Die Distanz zueinander ist viel größer, wenn man sich nackt gegenübertritt“, weiß Büchold. Angezogen würde man sich bei einer Begrüßung völlig unbedarft umarmen. „Nackt ist das was ganz anderes. Nackt geht man grundsätzlich sehr viel respektvoller miteinander um.“

    Wer nun glaubt, Silvia Büchold würde eine Lanze brechen für all jene, die an Badeseen grundsätzlich die Hüllen fallen lassen, irrt. „Ich bin begeisterte Naturistin und stehe dazu, aber ich würde niemals einfach an einem Badestrand, auf dem FKK ausdrücklich verboten ist, nackt herumlaufen.“

    Dass aber grundsätzlich auch heute noch so viele Menschen ein Problem mit einer freien Körperkultur hätten und Nackerte wie in Grafenrheinfeld als Belästigung und Angriff verstanden würden, ist für Büchold nicht nachvollziehbar.

    Kein Nacktbadeverbot in Bayern

    Tatsächlich gibt es in Bayern noch nicht einmal ein Nacktbadeverbot. Nicht mehr. 2013 ist eine entsprechende Verordnung ausgelaufen und nicht verlängert worden. Im Innenministerium reagierte man damals gelassen auf den Aufschrei von Kritikern, die eine ganze Invasion von Nackerten an Seen und in Parks befürchteten. Doch das Ministerium winkte ab. Künftig sollten einfach die Kommunen und Zweckverbände im Freistaat regeln, wo sie in ihrem Gebiet ein Nacktbadeverbot erlassen und wo sie Ausnahmen festlegen.

    Die Folge waren strikte FKK-Verbote fast überall. Denn auch ohne Nacktbadeverbot gilt ja immer noch das Ordnungswidrigkeitengesetz. Das schreibt vor, dass die Allgemeinheit vom Verhalten anderer nicht belästigt werden darf. Sollten sich also auch an Badestränden ohne explizite Regeln andere Badegäste durch die Nacktbader gestört fühlen, handeln diese ordnungswidrig und können dafür auch mit Geldstrafen belangt werden.

    Heimlich die Hüllen fallen lassen

    Wer sich in Unterfranken auf die Suche nach Stellen fürs Nacktbaden macht, wird sich entsprechend schwer tun, offizielle Strände zu finden. Heimlich an einsamen Stellen die Hüllen fallen lassen und dezent im Hintergrund bleiben, birgt noch die besten Chancen auf eine Duldung seitens der öffentlichen Seebäderbetreiber.

    Im Klostersee der Gemeinde Triefenstein (Lkr. Main-Spessart) ist das so. Das Ufer ist knapp zwei Kilometer lang. Viele Badegäste dort sind Anhänger des textilfreien Badens. FKK hat dort ein lange Tradition. Dennoch hat der Markt Triefenstein ein Schild am Eingang angebracht, auf dem textilfreies Wasser-, Luft- und Sonnenbaden gemäß Badeordnung verboten ist.

    Auch im Seepark Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) mit einem zwei Hektar großen Badesee und einem 17 Hektar großen Natursee werden Nacktbader lediglich geduldet. „Vorausgesetzt, es beschwert sich niemand“, sagt Bademeister Patrick Pölleth auf Anfrage dieser Redaktion.

    Allenfalls geduldet

    An den Münsterseen in Creglingen (Main-Tauber-Kreis) ist FKK nicht möglich. Auch am Ellertshäuser See bei Stadtlauringen (Lkr. Schweinfurt) herrscht Nacktbadeverbot, genauso am Erlabrunner Badesee (Lkr. Würzburg). Am Sindersbachsee bei Langenprozelten (Lkr. Main-Spessart) ist die zuständige Untere Naturschutzbehörde gelassen, es gibt keine strengen Regeln.

    „Zu seinem Körper zu stehen, wie Gott ihn erschaffen hat, ist nichts Verwerfliches“, sagt Naturistin Silvia Büchold. Dass Eltern heute ein komisches Gefühl dabei hätten, wenn ihre kleinen Kinder nackt vor erwachsenen nackten Männern herumliefen, kann sie verstehen.

    Falsche Vorstellungen

    „Die Angst vor Sexualvergehen ist sehr ausgeprägt, oft geht das Kopfkino ganz automatisch los, ohne dass es einen konkreten Anlass gibt.“ Doch auch Silvia Büchold schaut sehr genau, wer sich für die Aktivitäten im Verein interessiert oder Mitglied werden möchte. „Wenn wir merken, dass da falsche Vorstellungen existieren, auch wenn diese harmloser Natur sind, erteilen wir eine Absage.“

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