Beim Tag der offenen Tür auf dem ehemaligen Militärflugplatz führt Krämer zwei Mal jeweils über eine Stunde lang über das Gelände. Hauptthema sind die Fortschritte in der Vermarktung des „Air-Park“ genannten Gewerbegebiets. „Die Erschließung des Gebiets wird komplett von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) finanziert“, stellt Krämer gleich am Anfang klar.
Da das etwa sieben bis acht Millionen Euro kostet, sei dies eine große Entlastung für die Marktgemeinde. Allerdings ist die BImA auch für die Vermarktung und den Verkauf des Gebiets verantwortlich. Und das wird nicht mit einem so hohen Maß an Nachdruck vorangetrieben, den viele sich wünschen.
Drängen nutzt nichts
„Eine Behörde arbeitet eben anders als ein Unternehmen in der freien Wirtschaft“, versucht Krämer zu erklären. „Da nützt es auch nichts zu drängen“. Neben diesem Faktor gibt es im Wesentlichen noch drei weitere Gründe die dazu führen, dass die Vermarktung des Gewerbegebiets eher schleppend vor sich geht.
Zum einen gibt es zwar viele Interessierte an den Flächen und Gebäuden, diese können sich mit den Preisen aber oft nicht arrangieren: „Viele wollen hier ein Schnäppchen machen. Dies ist aber meist nicht möglich, da die hohen Erschließungskosten wieder hereingeholt werden müssen. Deshalb scheitern auch gute Ideen oft an der Finanzierung“, erklärt Krämer.
Zum anderen ist die Infrastruktur in dem von Bäumen gesäumten Areal nicht so ideal wie in anderen Gewerbegebieten. So verfügt das Gebiet beispielsweise nicht über eine schnelle Internetverbindung, die für viele Unternehmen einen wichtigen Standortfaktor darstellt.
Kostspielige Baumaßnahmen
Der dritte Grund sind die baurechtlichen Schwierigkeiten, die viele Investoren abschrecken. Ein Beispiel ist die Vermietung der drei großen Hangars am Rande des Rollfelds. Diese bieten enorm große Lagerflächen und sind daher für viele Unternehmen interessant. Da die Hangars aber brandschutztechnisch nicht dem neusten Stand entsprechen, wären sehr kostspielige Baumaßnahmen notwendig.
Da diese sich selbst durch die Vermietung nicht finanzieren würden, hat die Firma Knauf, 90-prozentiger Anteilseigner der Flughafen- Betreibergesellschaft, nur einen der drei Hangars vermietet, die anderen beiden bleiben vorerst ungenutzt.
Doch es gibt auch Fortschritte: „An den großen Hallen direkt nach dem Eingangstor ist ein Maschinenbauer interessiert. Der würde wohl auch einige Arbeitsplätze nach Giebelstadt bringen.“ Auch für die verwilderte Fläche links des Tores gibt es schon eine konkrete Kaufabsicht. Hier würde ein Reiterhof entstehen: „Das kann schnell über die Bühne gehen, wenn es baurechtlich genehmigt wird.“ Im Gemeinderat ist dies schon genehmigt.
Interesse gibt es auch für den Bau einer Paintball-Halle. Auch die Basketball-Halle der Amerikaner könnte weiter sportlich genutzt werden: „Für die Giebelstädter Sportvereine ist die Halle wegen ihrer falschen Maße zwar uninteressant, es gibt allerdings einen konkreten Interessenten.“
Neben den Interessenten haben sich schon einige Unternehmen fest niedergelassen: Besonders präsentiert haben sich am Sonntag das Krematorium, das durch einen Wasserschaden zurückgeworfen wurde, und erst seit einer Woche in Betrieb ist.
Auch Motorrad-Langhirt, das eine heruntergekommene Baracke renoviert hat, öffnete seine Türen. Wenig Hoffnung machte der Bürgermeister auf eine Weiternutzung des Schwimmbads: „Heiß diskutiert ist natürlich immer noch das Schwimmbad.
Besonders von den Schulkindern, die mich im Rathaus besuchen, werde ich oft gefragt“, stellt Krämer fest. Weil die Filteranlage den deutschen Normen nicht entspricht, wäre hier eine Investition von bis zu 750 000 Euro nötig.
Löcher im Beckenboden
Außerdem sind bei der Bombensuche zahlreiche Löcher in den Beckenboden gebohrt worden, die aufwändig geschlossen werden müssten. „Für mich ist das Schwimmbad gestorben“, macht Krämer seinen Standpunkt klar.
Insgesamt wird die lange Zeit seit dem Abzug der Amerikaner bis zum Vermarktungserfolg viele Gebäude unverkäuflich machen. Ein Beispiel ist das ehemalige Kirchengebäude, das auch für Veranstaltungen jedweder Art verwendet werden konnte. „Ein echtes Schmuckstück“, wie Krämer sagt. Erst wurde das gesamte Kupferdach von Unbekannten gestohlen, dann drang trotz des Notdachs Feuchtigkeit ins Gebäude. Nun ist die gesamte Nordwand irreparabel mit Schimmel besetzt. Das Gebäude muss wohl abgerissen werden. Besonders problematisch wird der Verfall beim bisher unerschlossenen Südteil des Gebiets sein: „Bis Bauabschnitt 2 erschlossen werden kann, wird es mindestens noch zehn Jahre dauern,“ stellt Krämer fest.