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Würzburg: Talavera-Diskussion: Martin Heilig antwortet auf den Samstagsbrief

Würzburg

Talavera-Diskussion: Martin Heilig antwortet auf den Samstagsbrief

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    Der Würzburger Klimabürgermeister Martin Heilig
    Der Würzburger Klimabürgermeister Martin Heilig Foto: Fabian Gebert

    In einem Samstagsbrief an Klimabürgermeister Martin Heilig kritisierte unser Autor die Bewirtschaftung des Parkplatzes auf der Talavera in Würzburg. Man müsse Alternativen wie den ÖPNV verbessern, anstatt das Autofahren in der Stadt "so unattraktiv wie möglich zu machen". Nun hat Heilig geantwortet.

    Sehr geehrter Herr Stahl,

    vielen Dank für Ihren Brief und ich meine das so, ganz ohne Ironie! – Geben Sie mir doch die Gelegenheit, Ihre Argumente zu widerlegen und manche Falschinformation richtig zu stellen.

    Wenn Sie in Ihrem Brief wiederholt von grüner Politik sprechen, so greift dies zu kurz. Beim Konzept "Besser leben im Bischofshut" handelt es sich um ein Mobilitätspaket eines überparteilichen Bündnisses, das eine breite und stabile Mehrheit des Stadtrates trägt. Wir haben uns zusammengefunden, um die Aufenthalts- und Lebensqualität in Würzburgs Innenstadt zu verbessern, endlich ein schlüssiges Verkehrskonzept umzusetzen und – und das ist für unser Bündnis der wichtigste Punkt – unsere Stadt fit zu machen für den Klimawandel, der uns jetzt schon trifft und sich leider noch deutlich verschärfen wird.

    Dies blenden Sie aus, wenn Sie die Debatte auf die Bewirtschaftung der Talavera reduzieren. Im Kern erkennen Sie die grundsätzliche Sinnhaftigkeit der Bewirtschaftung an. Danke dafür. Ihre Kritik entzündet sich allein am Zeitpunkt. Warum also jetzt? Parkraum muss Geld kosten, denn er ist auch in jeder Hinsicht kostspielig. Warum zum Beispiel müssen Nutzer*innen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) etwas für Bus und Bahn zahlen, Autofahrer aber nichts für die Benutzung von Parkplätzen in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt? Mit unserem Konzept wollen wir die Gleichstellung der verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen in Würzburg erreichen. Umweltfreundlichere Alternativen zur Pkw-Nutzung werden erst dann in den Vordergrund rücken, wenn das Verhältnis der Ticketpreise im Vergleich zum ÖPNV angemessen ist.

    Richtig zu stellen ist der von Ihnen aufgeführte Betrag von 180 Euro an monatlichen Parkgebühren: Sie rechnen hier mit dem Tageshöchstsatz von neuen Euro an fünf Tagen in der Woche. Doch das entspräche der Parkdauer einer 75-Stundenwoche oder gar eines Rund-um-die-Uhr-Parkens. Im Bezug auf die durchschnittliche Jahresarbeitszeit von Arbeitnehmer*innen in Deutschland von 1577 Stunden käme man auf rund 85 Euro im Monat. Und dabei bleibt auch noch das heute häufige Arbeiten im Homeoffice oder wenigstens an einzelnen Tagen eine Wechsel auf Bus, Bahn, Fahrrad oder Fahrgemeinschaften außen vor. Auch reduziert die Weiterfahrt mit der im Ticket inbegriffenen Straßenbahn (es gilt Parkschein = Fahrschein) zum Arbeitsplatz diese Rechnung erheblich. Und natürlich kann man nach wie vor auch günstigere innenstadtnahe Parkplätzte monatlich anmieten.

    Sie bemängeln außerdem das Fehlen von Alternativen. Mit Verlaub: Das stimmt ganz überwiegend nicht. Nach unserem Konzept "Besser leben im Bischofshut", das ja bereits nach Mehrheitsbeschluss des Stadtrats bereits in der weiteren Bearbeitung und Umsetzung ist, ist die Bewirtschaftung der Talavera ein Schritt von vielen. So ist der Bau des Parkhauses am Hauptbahnhof bereits auf dem Weg, es findet schon ein massiver Radwegeausbau statt, weitere Parkhäuser sind in Planung, über 6000 Quadratmeter der Innenstadt sollen entsiegelt und weitgehend begrünt werden. Es entsteht mehr Platz zum Flanieren, Spielen, Kaffee trinken, Ratschen und Radeln. Es wird viele schattenspendende Bäume geben, bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und E-Bikes, neue (Trink-)Brunnen und Sitzgelegenheiten.

    Außerdem wird unser ÖPNV mit großen Investitionen deutlich gestärkt und verbessert. Das Busnetz+ ist sogar längst in der Umsetzung und verbindet die einzelnen Würzburger Stadtteile noch besser miteinander. Zudem verdichten wir den Takt der Straßenbahn deutlich, beenden den unattraktiven Ferienfahrplan, finanzieren ein ÖPNV-Bonusprogramm zur Unterstützung des Einzelhandels und arbeiten an einem millionenschweren Programm zur Verbesserung der Pendler*innen-Mobilität im ÖPNV.

    Auch ist das ÖPNV-Angebot im Landkreis heute schon besser, als oft dargestellt wird. Die Stadt Würzburg hat laut Pendlerstatistik ca. 53.000 Einpendler*innen, davon kommen ca. 52 Prozent aus dem Landkreis Würzburg und ca. 35 Prozent aus einem Umkreis von 10 Kilometern um die Stadt Würzburg. Letztere haben im Wesentlichen in der Hauptverkehrszeit einen 30-Minuten-Takt in den Bischofshut und sind mit ÖPNV wesentlich günstiger unterwegs als mit dem Auto. Weitere 14 Prozent haben außerdem ein Park & Ride-Angebot mit der Bahn im Gemeindegebiet oder direkt benachbart verfügbar, das in der Hauptverkehrszeit zweimal pro Stunde bedient wird.

    Der ÖPNV aus und in den Landkreis muss nach Ihrer Meinung trotzdem besser werden. Das finde ich auch. Es muss weiter deutlich vorangehen. Doch dies ist vorrangig Aufgabe des Landkreises. Wobei wir Grünen – auch im Bündnis – aktuell sehr gute Vorschläge für eine konkrete Verbesserung des ÖPNV im westlichen Landkreis, dem Haupteinzugsgebiet der Talavera, und für P&R-Plätze in Stadtnähe verbunden mit Schnellbuslinien vorgelegt haben. Vielleicht bringt unsere Initiative jetzt Schwung in diese Diskussion und es werden auch hier bald konkrete Beschlüsse gefasst. Dabei geht es uns um eine konstruktive Zusammenarbeit nach dem Motto "Stadt und Land Hand in Hand".

    Wir wollen und werden gemeinsam im Bündnis Würzburg noch attraktiver machen. Wir wollen und werden Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie stärken und zugleich der Klimakrise begegnen. 29 Prozent der Treibhausgasemissionen entfallen in Würzburg auf den Verkehrssektor. Das ist schlicht zu viel und wir müssen jetzt sofort – ohne weiteres Zögern – ins Handeln kommen.

    Dafür müssen sich auch liebgewordene Gewohnheiten ändern. Stetig heißer werdende Sommer, Tropennächte und Trockenheit zwingen uns dazu, unsere Innenorte den klimatischen Veränderungen anzupassen, um so die Auswirkungen der Klimakrise einzudämmen. Für unsere Gesundheit und besonders zum Wohle unserer Kinder, damit auch die kommenden Generationen noch gut in Würzburg leben können.

    Dafür braucht es eine mutige Politik und den Willen, zu gestalten. Ich freue mich, dass Sie uns dabei konstruktiv-kritisch als Zeitung begleiten. Aber bitte stets immer an Fakten und am notwendigen Wandel in Zeiten der dramatischen Klimakrise orientiert.

    Herzliche Grüße

    Ihr

    Martin Heilig

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