Der Umwelt- und Planungsausschus (UPA) der Stadt Würzburg hat am Dienstag beschlossen, dass die Talevera zukünftig bewirtschaftet werden soll. Für das Parken dort sollen also Gebühren verlangt werden. In den sozialen Medien stößt die Entscheidung der Stadträte hauptsächlich auf Empörung.
Folgen für Einzelhandel
Auf Facebook prophezeien Bürger negative Folgen für den Einzelhandel in der Innenstadt. "Die Stadt macht sich selbst kaputt. Kleine Geschäfte haben schon jetzt keine Chance mehr. Wie sieht das dann wohl aus, wenn sie das durchsetzen?", fragt eine Nutzerin. Eine andere Kommentatorin schreibt: "So langsam schafft man es, erfolgreich die Innenstadt aussterben zu lassen. Das fördert den Kauf im Internet nur noch mehr."
"Meine Kinder haben regelmäßig Arzt-Termine in der Stadt und ich hab keine Lust, jedes Mal Gebühren zu zahlen"
Stefanie Schober aus Theilheim
Auch die möglichen Auswirkungen des kostenpflichtigen Parkens auf der Talavera für Pendler ("Und wo soll sich die Arbeitergesellschaft dann zum Parken hinstellen?") und für die Würzburger ("Oh prima Idee, dann haben die Anwohner noch mehr Spaß bei der Parkplatz-Suche") werden auf Facebook diskutiert. Eine Frau fordert in den Kommentaren, dass die Stadt die ansässigen Bürger nun unterstützen muss, indem sie alle Parkplätze aus der Umgebung der Talavera zu Anwohner-Parkplätzen erklärt. "Hier in der Gegend wird sowieso alles zugeparkt."
Akzeptabler Preis?
Autofahrer, die gerade ihren Wagen auf dem Parkplatz in der Zellerau abgestellt haben oder diesen abholen wollen, haben unterschiedliche Meinungen. Christopher Hering wohnt im Stadtzentrum und ärgert sich darüber, dass das Parken auf der Talavara zukünftig Geld kosten soll: "In der Innenstadt gibt es sowieso kaum Parkmöglichkeiten, selbst mit einem Anwohnerausweis."
Die dreifache Mutter Stefanie Schober aus Theilheim sagt, sie sei auf solche kostenfreien Parkplätze angewiesen. "Meine Kinder haben regelmäßig Arzt-Termine in der Stadt und ich hab keine Lust, jedes Mal Gebühren zu zahlen". Um Dauerparkern dennoch einen Riegel vorzuschieben, schlägt sie vor, erst nach den ersten paar Stunden Geld zu verlangen. Gerhard Betz aus Gemünden findet, dass es darauf ankommt, wie hoch die Kosten sein sollen: "Man muss den berufstätigen Menschen die Möglichkeit geben, ihr Fahrzeug abzustellen. Wenn sich der Preis in einem "einigermaßen vertretbaren Rahmen" befände, wäre es "zu akzeptieren".
Wenn es nicht anders gehe, könnte er sich eine geringe Gebühr vorstellen, meint Hans Sczygiel, der gerade mit seiner Frau auf dem Weg zum Bahnhof ist. "Für uns als Rentner ist das leicht gesagt, aber bei Pendlern geht das ins Geld. Für diese Leute braucht es eine gerechte Lösung." Ansonsten müsse überlegt werden, wie die ÖPNV-Verbindung in die Stadt verbessert werden kann, ergänzt Christine Sczygiel. Positiv sieht den Beschluss des Ausschusses Henrik Dunkel aus Höchberg: "Das könnte die Leute anregen, darüber nachzudenken, nicht immer das Auto zu nutzen, um in die Stadt zu kommen."
Keine einhellige Meinung bei den Stadtratsfraktionen
Nachgefragt bei den Stadtratsfraktionen werden verschiedene Stimmen laut. Für die Grünen steht fest: „Es ist das einzig Richtige, im Rahmen dieses Gesamtkonzepts auch den Talavera-Parkplatz zu bewirtschaften“, so Patrick Friedl, Stadtrat und Mitglied des Umwelt- und Planungsausschusses (UPA). Nur so schaffe man es beispielsweise Dauerparkern, die über Monate hinweg dort Parkplätze besetzen, wirksam entgegen zu treten. Zudem sei die Talavera der ideale innerstädtische Umstiegsplatz mit direkter Anbindung an die Straßenbahn.
Was die Kosten für das Park & Ride-System angeht, sei eines klar: Es müsse finanziell attraktiv sein, außerhalb der Innenstadt zu parken. „Von innen nach außen“, das heißt von innerstädtischen Parkplätzen zu Parkplätzen vor den Toren der Stadt müsse die Gebühr fürs Parken sinken. Im Gespräch sei ein Familienticket, „das heißt, einmal Gebühr fürs Parken zahlen und dann als Familie per ÖPNV in die Innenstadt fahren“, so Friedl.
Konzept ausweiten
Zur Höhe der Gebühren könne er sich nicht äußern, das Konzept müsse zunächst vom Bewirtschafter, der Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG), vorgelegt werden. Nicht vergessen werden sollen laut Friedl aber diejenigen, die den Talavera-Parkplatz bisher als Anwohner (vor allem Bewohner der Zellerau) zum Parken nutzen.
So solle es auf jeden Fall einen Anwohner-Parkbereich geben. Weitere Idee: Das Konzept könnte auch ausgeweitet werden, so dass auch Bewohner anderer Stadtbezirke, in denen Abstellmöglichkeiten fürs Auto knapp sind (zum Beispiel Innenstadt), weiter die Möglichkeit haben, dorthin auszuweichen. Wichtig für die Besucher von außen sei ein Parkleitsystem, das auf die Park & Ride-Plätze hinweise.
Lenkende Wirkung
„Wir wollen eine lenkende Wirkung haben“, sagte auch UPA-Ausschussmitglied Wolfgang Roth (CSU). Es seien – wenngleich auch nicht auf Bestreben der CSU - in der Vergangenheit zu viele Parkplätze in der Innenstadt weggefallen, „darauf müssen und wollen wir reagieren“. Das Konzept Parkticket gleich Parkschein halte er für sinnvoll.
Auch die Planung, beide Parkplätze – sowohl Talavera als auch Dallenbergbad – zu bewirtschaften, sei erstrebenswert, ebenso die Ausweisung von Anwohnerparkplätzen auf der Talavera. Bedenken, dass die Parkgebühren zu hoch ausfallen könnten, hat Roth nicht: „Noch ist nicht klar wie viel, aber es wird auf keinen Fall vergleichbar sein mit Gebühren wie beispielsweise für die Marktgarage.“ Wichtig ist für Roth, dass vor einer Bewirtschaftung der beiden Parkflächen zunächst weitere (auch kostenfreie) Park & Ride Plätze außerhalb der Innenstadt eingerichtet werden.
Zu schnelle Umsetzung?
Die SPD habe dem Konzept nur unter der Bedingung zugestimmt, dass ein Bereich fürs Anwohnerparken auf der Talavera eingerichtet werde, so UPA-Ausschussmitglied Heinrich Jüstel. Die Talavera sei für die Zellerau als Stadtteilparkplatz von großer Bedeutung, sagte auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Alexander Kolbow.
Ohne alternative Parkflächen auszuweisen, sei die Planung schwierig, denn „irgendwo müssen die Leute ja parken“. Kolbow geht davon aus, dass über das Thema noch viel im Stadtrat diskutiert werde. „Ich kritisiere, dass die Stadtverwaltung einen Plan zu schnell umsetzen will, von dem man nicht weiß, was er für Folgen mit sich bringen wird.“
Weber spricht von Flickschusterei
Deutlich formulierte es der Fraktionsvorsitzende der Würzburger Liste, Jürgen Weber: „Das ist doch Flickschusterei.“ Bei der „Anti-Auto-Debatte“ fehle ein Gesamtkonzept. Die Autos zu verdrängen sei nicht der richtige Weg. Auch, wenn er mit dieser Meinung im Stadtrat auf einsamer Flur stehe: „Viele Menschen sind aus verschiedenen Gründen auf die individuelle Mobilität angewiesen. Statt sich mit dem Problem ‚Parken in der Innenstadt‘ ernsthaft auseinander zu setzen, wird dies wieder verdrängt.“ Sollte das Park & Ride- System auf der Talavera kommen, müssten Ersatzparkplätze für Anwohner her.