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Thüngersheim: Tankstelle für Insekten an der Thüngersheimer Ravensburg

Thüngersheim

Tankstelle für Insekten an der Thüngersheimer Ravensburg

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    Hoch über dem Maintal erklären (von links) Bürgermeister Michael Röhm und LPV-Geschäftsführer Niels Baumann sowie LPV-Vorsitzender und Landrat Thomas Eberth (4. von links) den Mitarbeitern des Landschaftspflegeverbandes die Arbeiten zur sommerlichen Nachpflege.
    Hoch über dem Maintal erklären (von links) Bürgermeister Michael Röhm und LPV-Geschäftsführer Niels Baumann sowie LPV-Vorsitzender und Landrat Thomas Eberth (4. von links) den Mitarbeitern des Landschaftspflegeverbandes die Arbeiten zur sommerlichen Nachpflege. Foto: Herrbert Ehehalt

    Auf sagenumwobenen Terrain bewegte sich der Landschaftspflegeverband (LPV) Würzburg bei einer Entbuschungsmaßnahme unterhalb der Ruine der historischen Ravensburg. Im Verlauf der Pflegemaßnahme bestätigte sich, weshalb die zum Main hin steil abfallenden Weinbergterrassen nur noch sporadisch mit Reben bewachsen sind.

    Geschichte eines Mordes

    Das gesamte Rebsorten-Portfolio des Frankenweins wuchs einst an der Steillage der Thüngersheimer Ravensburg. Im Verlauf der Bundesstraße 27 und der daneben verlaufenden Bahnstrecke von Würzburg in nördlicher Richtung ist jener Felssporn aus dem für die Region typischen Muschelkalk schier zu übersehen, von dem aus einst die Ravensburg ins Maintal grüßte. Deren Geschichte reicht zurück bis um 1170.

    Der Überlieferung nach schrieben die Herren von Ravensburg und der Falkenburg auf der gegenüberliegenden Mainseite oberhalb Erlabrunns einst Geschichte durch den 1202 gemeinsam ausgeübten Mord am Würzburger Bischof Konrad von Querfurt. Nachdem 1997 durch die Gemeinde Thüngersheim und das Amt für Ländliche Entwicklung Würzburg Überreste der Ravensburg teilweise wieder freigelegt wurden, erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an den Bergfried.

    Wertvoller Teil der Kulturlandschaft

    Auffälliger als der unscheinbare blanke Felssporn in dem Bereich sind die von stattlichen Mauern gestützten Weinbergterrassen. Mit circa 270 Hektar Rebfläche gilt Thüngersheim als eine der größten Weinbaugemeinden in Franken. Gleichwohl sind aufgrund der extremen Steillage und den damit beim Weinanbau verbundenen Herausforderungen aktuell allerdings nur noch vereinzelte Terrassen mit Reben bestockt.

    Dennoch erachtet Bürgermeister Michael Röhm (Bürgerbewegung, BüBew) "die Steillagen und Terrassen mit Vorkommen von Küchenschellen und Pflanzen der Kräuterküche" bei einem Ortstermin mit LPV-Vorsitzenden und Landrat Thomas Eberth sowie dem neuen LPV-Geschäftsführer Niels Baumann als "wertvollen Teil der für uns typischen Kulturlandschaft."

    Extreme Steillage ist eine Herausforderung

    Auf den obersten, nur schwer zugänglichen Terrassen führte der Landschaftspflegeverband schon mehrfach eine Entbuschung durch. Die jüngste Maßnahme galt einer "sommerlichen Nachpflege der ehemaligen Weinberglage auf einer Fläche von etwa einem viertel Hektar", wie LPV-Geschäftsführer Niels Baumann verdeutlichte. Alleine wegen der Geländevorgaben bezeichnete Baumann die Arbeiten in der extremen Steillage als eine besondere Herausforderung.

    Eine Entbuschung im Sommer wäre laut Baumann langfristig zwar effektiver gewesen. Doch sei dies mangels personeller Ressourcen leider nicht zu bewerkstelligen gewesen, bedauerte der LPV-Geschäftsführer. Auch die Nachpflege sei einzig in Handarbeit zu leisten. Eine andernorts übliche Beweidung scheide an der Ravensburg deshalb aus, da in dem extrem steilen Gelände weder eine dazu notwendige Einzäunung erfolgen kann, noch Trinkwasser für die Tiere bereitgestellt werden kann, so die Begründung des LPV-Geschäftsführer.

    Insektenvielfalt wieder im Kommen

    Nach Baumanns Einschätzung "wird die Fläche zunächst als Tankstelle für verschiedenste Insekten fungieren, weil es noch eine ruderalisierte Fläche ist." Es seien aber schon viele Saumarten wie Sichelblättriges Hasenohr enthalten und auch Trockenrasenarten wie Thymian oder Ästige Graslilie. Mit den Jahren erwartet Baumann eine Entwicklung der Flächen "für Spezialisten wie Segelfalter, Ödlandschrecken und Italienische Schönschrecke. Es könnte auch Nahrungshabitat für die Zippammer werden", weshalb für den LPV-Geschäftsführer der enorme Aufwand jedoch gerechtfertigt scheint.

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