Sie wollten Mietschulden bezahlen und ihre Drogensucht finanzieren: Deshalb haben zwei junge Männer Mitte April 2021 eine Tankstelle in Heidingsfeld überfallen und einen Mitarbeiter mit einem großen Küchenmesser bedroht. Die Beute betrug weniger als tausend Euro, dafür bezahlen beide Täter jetzt mit langen Freiheitsstrafen. Ein 23-jähriger ehemaliger Angestellter der Tankstelle wurde vom Landgericht Würzburg wegen schweren Raubes zu vier Jahren Haft, sein 20-jähriger Komplize zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt.
Am Ende fand der Vorsitzende der Jugendkammer deutliche Worte für den Überfall. Die beiden jungen Männer aus Würzburg seien Gewaltverbrecher, betonte Michael Schaller bei der Urteilsverkündung: "Das war kein Dumme-Jungen-Streich, sondern eine schwere Straftat und darf nicht verharmlost werden."
Amphetamin und Ecstasy konsumiert
In der Tat war der Überfall gut durchdacht und dauerte ganze acht Minuten. Der 23-jährige Täter kannte die Verhältnisse vor Ort durch seine frühere Tätigkeit genau und wusste, wie man die Kassen öffnet. Er rechnete mit bis zu tausend Euro Beute und benötigte nicht viel Überredungskunst, um seinen 20-jährigen Kumpel zum Mitmachen zu bewegen. Die beiden Männer hatten in den Wochen und Monaten zuvor häufig gemeinsam gefeiert und dabei hauptsächlich Amphetamin und Ecstasy konsumiert.

Mit FFP2-Masken und Sonnenbrillen vor dem Gesicht betraten sie am frühen Freitagmorgen um kurz nach 2 Uhr den Verkaufsraum der Tankstelle in der Mergentheimer Straße. Während der 20-Jährige den anwesenden Mitarbeiter mit dem vorgehaltenen Messer das Smartphone abnahm und ihn zwang, sich in den Mitarbeiterraum zu setzen, bediente sich der 23-Jährige aus der Wechselgeldkassette und der Kasse.
Mit knapp tausend Euro Bargeld im Rucksack konnten die Täter fliehen, das entwendete Handy landete anschließend im Main. Der 23-Jährige hat inzwischen erkannt, "dass das nicht der schlaueste Schachzug in meinem Leben war. Wir haben den schnellsten und einfachsten Weg gesucht", sagte er nach gut sieben Monaten Untersuchungshaft.
Als "schlimmes Gewaltverbrechen" eingestuft
Zum ersten Mal verhaftet wurden er und sein Komplize bereits kurz nach der Tat. Nachweisen konnte die Kripo ihnen die Tat aber erst ein halbes Jahr später: Der ältere Täter brüstete sich im Bekanntenkreis so lange mit dem Überfall, bis eine Frau aus seinem Umfeld der Polizei davon erzählte.
Als schlimmes Gewaltverbrechen stufte das Gericht den Überfall unter anderem deswegen ein, weil der Tankstellen-Mitarbeiter bis heute mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Eine Entschuldigung des 20-Jährigen, der ihm das Messer vor die Brust gehalten hatte, lehnte er ab.
"Man fällt nicht mit Waffen über unschuldige Zeitgenossen her, um sich kurzfristig einen finanziellen Vorteil zu verschaffen."
Michael Schaller, Vorsitzender der Jugendkammer
"Man fällt nicht mit Waffen über unschuldige Zeitgenossen her, um sich kurzfristig einen finanziellen Vorteil zu verschaffen", betonte Michael Schaller. Bei dem 23-Jährigen blieb die Jugendkammer trotzdem deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die sieben Jahre Gefängnis beantragt hatte. Unter anderem durch sein frühzeitiges und umfassendes Geständnis konnte der ehemalige Barkeeper ausreichend Pluspunkte sammeln, so dass das Gericht am Ende bei ihm von einem minder schweren Fall ausging und ihn zu vier Jahren Haft verurteilte.
Der 20-Jährige wurde als Heranwachsender nach Jugendstrafrecht verurteilt und erhielt eine dreijährige Jugendstrafe. Für beide Angeklagte wurde außerdem die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Beide nahmen das Urteil auch sofort an, weil sie die Drogentherapie so schnell wie möglich beginnen wollen. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob sie Revision einlegen wird.