„Was wir machen, gleicht einer Wundertüte“, sagt André Fischer. Der 28-Jährige ist seit sieben Jahren Gesamtkoordinator des Würzburger Ten Sing-Projekts. Ten Sing selbst gibt es in der Residenzstadt seit 1996. Kurz nach der Gründung stieß Fischer hinzu. Seither hat er viele Male erlebt, wie im Laufe eines Jahres aus dem Nichts heraus eine Bühnenshow entstand. Jedes Mal mit anderen Jugendlichen. Die jedes Mal andere Ideen, andere Talente einbringen.
Norwegische Wurzeln
40 Jahre ist es her, dass der norwegische Pfarrer Kjell Gr?nner die erste Ten-Sing-Gruppe gründete. Der Name hat norwegische Wurzeln. „Tenaaringe“ bedeutet Teenager, „synge“ in Norwegisch singen. Allerdings, so Fischer, geht es bei Ten Sing, das seit 1986 in Deutschland existiert, längst nicht mehr nur um Chorarbeit. Von der Grundidee geblieben ist die Tatsache, dass jeder Jugendliche, der bei Ten Sing mitmacht, im Chor mitsingt: „Egal, wie gut oder schlecht er singt.“ Daneben gibt es Jugendliche, die Theaterstücke schreiben und Theater spielen, die aus Jazzdance oder HipHop coole Tänze choreographieren und dieselben auf die Bühne bringen, die Songs aussuchen und in der Ten Sing-Band E-Gitarre oder Percussion spielen.
Anders als zu Pfarrer Gr?nners Zeit soll mit der Bühnenshow, die während eines Jahres entwickelt wird, auch nicht nach außen missioniert werden. Im aktuellen Musical der Würzburger Ten Sing-Gruppe, das am 28. Juni auf der Bühne des CVJM-Heims Premiere feiern wird, kommen nirgendwo explizit christliche Inhalte vor. Während der Arbeit an der Show wird jedoch deutlich, dass es sich um christliche Jugendkulturarbeit handelt. Denn bei den Probetreffen, zu denen die Jugendlichen an jedem Donnerstag zusammenkommen, gibt es jeweils zur Halbzeit eine Andacht.
Die Jugendliche selbst werden laut Fischer nicht auf ihr christliches Bekenntnis überprüft. Das CVJM-Mitglied: „Es gibt Jugendliche, die am Anfang zu uns kommen und erklären, sie hätten mit Gott absolut nichts am Hut.“ Das werde unkommentiert so hingenommen.
Durch die fünfminütigen Andachten nach der ersten von jeweils zwei Probestunden, in denen CVJM-Mitglieder über ihre Erfahrungen mit Gott berichten, hoffen die Ten Sing-Organisatoren, dass der christliche Funke überspringt. Auch durch das Miteinander innerhalb der Gruppe sollen die Jugendlichen spüren, dass Ten Sing etwas Besonderes ist. Es geht nicht um Leistung. Und nicht um Erfolg. Es geht allein darum, Jugendlichen ein Experimentierfeld zu eröffnen, in dem sie ihre Talente entdecken können.
Niemand wird ausgegrenzt
Manch einer, so Fischer, hat durch Ten Sing kreative Seiten in sich entdeckt, von denen er bislang nichts wusste. Aber auch, wenn dieses Erfolgserlebnis ausbleiben sollte: Durch Ten Sing, ist der Koordinator überzeugen, erfahren die Jugendlichen, was Gemeinschaft im christlichen Sinne heißt.
Zum Beispiel, dass niemand ausgegrenzt wird. Auch wenn er kein kreativer Überflieger ist. Oder keine brillante Singstimme hat. Fischer: „Wir halten auch schwächere Teilnehmer aus.“ Die werden so eingesetzt, dass sie mitmachen können, ohne dass es für sie blamabel wird. Was bedeutet, dass sie nicht bei Soloauftritten im Rampenlicht stehen. Das Bühnen-Feeling dürfen sie jedoch miterleben.
Regelmäßig kommen Ten Sing-Gruppen aus anderen Städten nach Würzburg, regelmäßig reisen die Würzburger Ten Singer zu Auftritten anderer Gruppen. Ten Sing ist für Fischer eine große Familie. Die kontinuierlich größer wird. Inzwischen gibt es fast 200 Ten-Sing-Gruppen in Deutschland. Rund 6 000 Jugendliche sind hier kreativ engagiert.
Kontakt zu Ten Sing in Würzburg gibt es unter Tel. (09 31) 30 41 92 72.