"Ich freue mich jetzt wirklich auf die nächsten sechs Jahre", hatte Thomas Herpich im März 2020 am Wahlabend gesagt. Damals wurde er, als Kandidat der von ihm mitgeformten Gruppierung "Miteinander Theilheim gestalten" (MTg), überraschend mit 59 Prozent der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt. Am vergangenen Freitag ist der 63-Jährige verstorben.
Könnte er mit einem Wunsch sofort ein Theilheimer Problem lösen, es wäre der Kindergarten, hatte Herpich dieser Redaktion damals, am Wahlabend, ganz spontan, aber entschieden geantwortet. Jahrelange Diskussionen zum Standort des Kindergartens waren vorausgegangen, die Lager zerstritten. Die Ausnahmegenehmigung für den Kindergartenbetrieb drohte auszulaufen.
Es war nicht nur ein finanziell forderndes Projekt. Thomas Herpich aber hat es geschafft: mit dem aktuellen Gemeinderat, der inzwischen über die Parteien hinweg entschieden zum Standort steht, und einem strammen Arbeitspensum ist ihm das acht Millionen Euro teure Projekt Kita-Sanierung und Ausbau gelungen.
Theilheims Bürgermeister Thomas Herpich: Anpacken, Strukturen verbessern – mitten in Corona
Das war der Reiz für den damals 59-Jährigen, den selbständigen Messe-Projektmanager: Strukturen verbessern, schauen, wie es besser funktioniert – weil er "bei den alten Fehden nicht weiß, wer wem die Ziege geklaut hat", wie er es formulierte. Leicht hatte es der Quereinsteiger mitnichten. Die Corona-Pandemie hatte mit Amtsantritt gerade so richtig begonnen, eine Verordnung jagte die nächste. Das Rathaus war ohne Geschäftsleiter, der kommunalrechtlich den Weg hätte weißen können.
Von Tag eins an hatte Thomas Herpich sein Ehrenamt wie ein hauptamtlicher Bürgermeister geführt und massiven Einsatz gezeigt. Nicht weit oben auf seiner Prioritätenliste standen Gratulationsbesuche und Feierlichkeiten. Er fühlte sich wohl, wenn er anpacken konnte. Die größeren Ziele für Theilheim verfolgte er entschieden und gradlinig. Revidieren musste er sich, angesichts der vielen und komplexen Herausforderungen der 2500-Einwohner-Gemeinde, als er den Weg für eine künftige Hauptberuflichkeit ebnete, obwohl er diese für sich noch abgelehnt hatte.

Denn die Kita war nicht das einzige drängende Problem. Von maroden Wasserleitungen, defekten und überforderten Kanälen bis zu fehlendem Löschwasser standen drängende Probleme an. Er verstand die Gunst der Stunde, als mit dem ehemaligen Gebäude der Volks- und Raiffeisenbank die diversen Raumprobleme im Rathaus gelöst werden konnten. Davor stand der Umbau in kürzester Zeit und sein permanent verfolgtes, persönliches Ziel: die Vereinfachung und Digitalisierung von Prozessen voranzubringen, wobei ihm der Breitbandausbau gerade recht kam. Noch vorbereitet hatte er einen zweiten Wasseranschluss für Theilheim über den Hochbehälter der Fernwasserversorgung Mittelmain. Außerdem gab er erste Anstöße für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses.
Herpich kam aus Haßfurt und über Würzburg nach Theilheim
Thomas Herpich stammte aus Haßfurt, hatte in Würzburg Kommunikationsdesign studiert und gründete als Diplom-Designer eine der ersten digital arbeitenden Multimedia-Agenturen. "Tommi", wie er unter Freunden genannt wurde, war ehrenamtlich langjähriger Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Theilheim und Kassier im Vorstand des SV Theilheim. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei erwachsene Kinder.
Die Amtsgeschäfte hatte er wegen "schwerwiegender und langfristiger Erkrankung" schon Ende Oktober an seine Stellvertreterin, Zweite Bürgermeisterin Karoline Ruf, übergeben müssen. Die Schlüsselübergabe für die "neue" Kita hatte er als Gast vor kurzem noch miterlebt. Nicht einmal drei Wochen nach dem Einzug der Krippen- und Kindergartenkinder in den erweiterten und sanierten Kindergarten ist er am vergangenen Freitag verstorben.