Das Torturmtheater Sommerhausen startet am 4. April in die neue Saison. Auf dem Spielplan steht wieder eine Mischung aus tiefgründigen, skurrilen und gleichzeitig unterhaltsamen Stücken. Und eine deutsche Erstaufführung. Hier der Überblick.
Für metaphysisch Interessierte
Ingrid Lausund: "Der geflügelte Froschgott", 4. April bis 18. Mai. Was passiert mit uns, wenn wir gestorben sind? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja, welche Religion wird Recht behalten? Die mit den meisten Anhängern? Und wissen wir dann noch, wer wir mal waren, oder geht unsere Seele, falls wir denn eine haben, in einer anonymen Wolke der Glückseligkeit auf? All diese Fragen und noch viele mehr stellt sich die einzige Figur dieses Stücks, eine Frau, die ihren Mann verloren hat, und darüber sinniert, ob sie ihn irgendwo, irgendwann wiedertreffen wird.
Léonie Thelen spielt diesen Monolog, der sich vom Hundertsten ins Tausendste fortschraubt. Ihre Figur versucht, mit vermeintlicher Logik dem Metaphysischen beizukommen. Auf der Suche nach etwas, woran sie sich halten kann. Was ihr irgendeine Form von Sicherheit gibt. "Das Stück ist tiefschürfend und gleichzeitig voller Situationskomik", sagt Angelika Relin, Chefin des Torturmtheaters. "Ingrid Lausund ist eine Meisterin der feinen Gedankengänge."
Für Anhänger von Komik und Chaostheorie
Doug Deans: "12, 11, 10", 23. Mai bis 20. Juli. Eine deutschsprachige Erstaufführung: Oliver Zimmer hat das Zwei-Personen-Stück des jungen englischen Autors Doug Deans, das im Original "24. 23. 22" heißt, übersetzt und wird es auch inszenieren. Ein Mann, Brendon, und eine Frau, Fran. Sie kennen einander nicht. Sie begegnen einander, oder auch nicht. Sie verschläft am Morgen, er liegt am Abend blutend am Boden.
Das Stück ist nicht klassisch aus Dialogen aufgebaut. Vielmehr berichten Brendon und Fran quasi nebeneinander her, aufeinander zu, voneinander weg. Und das Publikum erfährt, wie winzig die Stellschrauben im Leben sind und wie heftig die Nachwirkungen sein können, je nachdem, in welche Richtung sie gedreht werden. Was ein wenig an die Chaostheorie erinnert, entwickelt sich laut Angelika Relin zu einem höchst fesselnden Gedankenspiel voller Sprachwitz und Situationskomik.
Für Beziehungsmenschen
Henriette Dushe: "Fragmente der Liebe", 25. Juli bis 21. September. Ein einstiges Paar, inzwischen getrennt, blickt gemeinsam auf seine Beziehung zurück. Auf eine Liebe, die anfangs unantastbar schien und sich dann doch veränderte. Auf gemeinsame Erinnerungen, die sich als gar nicht so gemeinsam entpuppen. Auf Gefühle, die einst unaussprechlich bedeutend waren, und dann einer ganz anderen Sprachlosigkeit gewichen sind: Man hatte sich schlicht nichts mehr zu sagen.
"Das Stück ist wie ein Kartenspiel aufgebaut, das immer wieder neu gemischt wird", sagt Angelika Relin. Jeder Karte stehe für ein Ereignis beziehungsweise eine Erinnerung. "Es ist wie ein Puzzle oder ein Mosaik dessen, was geschehen ist." Indem die beiden Figuren das Puzzle neu zusammensetzen, kommen sie auch den Gründen für das Scheitern ihrer Beziehung auf die Spur. "Es ist trotzdem eine schöne Liebesgeschichte", sagt Angelika Relin, "mal schwer, oft aber auch leicht und heiter."
Für Freunde skurriler Verwicklungen
Josef Maria Krasanovsky: "Willkommen in Reykjavik", 26. September bis 23. November: Zwei Männer, ein Zyniker und ein Philosoph, auf einer Bank in Flughafennähe. Plötzlich fällt ein Paket vom Himmel und ihnen direkt vor die Füße. Sollen sie es aufmachen? Ja, meint der eine, auf keinen Fall, der andere. Sie beginnen, das Für und Wider zu diskutieren. "Dabei entstehen absurdeste Dialoge, das wird beinahe Dada", verspricht Angelika Relin. Es geht, natürlich, um die Frage: Wollen wir überhaupt wissen, was drin ist?
Torturmtheater Sommerhausen: Spieltage ab 4. April: Di. bis Fr., 20 Uhr, Sa. 16.30 und 19 Uhr. Karten: kartenbestellung@torturmtheater.de oder telefonisch ab 16 Uhr, (0 93 33) 268. Von 29. November bis 22. Dezember wird Nick Hornbys "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst" wiederaufgenommen.