Schon von Weitem hört man lautes Bellen und Jaulen. Hunde springen an Gittern auf und ab, manche liegen eingekugelt und schlafend in einer Ecke ihres Käfigs. So auch Pablo, ein Ariégeois, eine seltene Rasse aus Frankreich. Mit seinen schwarzen Schlappohren und seinen dunkelbraunen Augen blickt er auf Tierpfleger Maxim Iochim. Pablo gehört zu den sogenannten unvermittelbaren Hunden, er findet nur schwer ein neues Zuhause.

Wie auch der Würzburger Hund Axel, der es in die RTL-Sendung "Die Unvermittelbaren" geschafft hat. In der vierteiligen Doku-Serie unterstützt Hundetrainer und TV-Star Martin Rütter Tierheime in ganz Deutschland dabei, für schwierige Fälle ein neues Heim zu finden.
Bei den Unvermittelbaren handelt es sich meist um Hunde, die auffällig sind
Tierpfleger Iochim arbeitet schon lange im Tierheim Würzburg im Elferweg. Er hat eine Erklärung, warum manche Fellnasen nur schwer adoptiert werden. "Der Mensch möchte das Tier einfach nur lieb haben, er möchte keine Arbeit mit ihm haben müssen", sagt er. Von allen Tieren im Tierheim - zu denen auch Katzen, Hasen, Meerschweinchen oder sogar Schildkröten gehören - seien es meistens die Hunde, die unvermittelbar sind. Hierbei handele es sich vor allem um Vierbeiner, die auffällig in ihrem Verhalten sind: sie seien besonders ängstlich, bissig oder bringen sonstige Defizite mit sich.
"Der Mensch möchte das Tier einfach nur lieb haben, er möchte keine Arbeit mit ihm haben müssen."
Maxim Iochim, Tierpfleger
Pablo zum Beispiel sei sehr unsicher und reagiere oft ängstlich. Fenni, ein Dobermann, hatte keinen besonders guten Start ins Leben. Er sei von seinen ersten Besitzern in den Keller gesperrt worden und habe dadurch "so einiges in der Sozialisierung verpasst", so Iochim. Er sei ein sogenannter Langzeitbewohner des Tierheims, er ist schon drei Jahre dort. Genauso wie Neo aus dem Nebenkäfig, findet Fenni "Fremde scheiße", macht der Tierpfleger deutlich. Der Mischling Max dagegen sei nicht leicht zu vermitteln, da er schon zwölf Jahre alt sei.

Max ist zu alt, Fenni zu aggressiv und Pablo zu schüchtern - das sind also die Merkmale der unvermittelbaren Hunde. "Wir sind hier ihre Familie", meint Iochim. Trotzdem wollen sie am Ende allen Hunden ein neues Zuhause vermitteln: "Sie werden hier mit Zeit, Vertrauen und Fachkenntnissen alltagstauglicher trainiert, sodass sie uns die Führung wieder übernehmen lassen und nicht mehr selbst die Führung haben."
Die Pandemie sorgte für einen Anstieg der Tiere in den Tierheimen
Sobald Menschen merken, dass Tiere Arbeit machen, geben viele ihre Hunde wieder ab, erklärt der Tierpfleger. In Zeiten der Corona-Pandemie habe das allerdings nochmal zugenommen. Laut den Zahlen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) lebten 2020 im Vergleich zum Vorjahr 1,6 Millionen Katzen und Hunde mehr in deutschen Haushalten.

Diese Zahlen schlagen sich nun auch in den Tierheimen nieder. "Viele Menschen haben sich Welpen angeschafft, Welpenschulen hatten geschlossen, diese Hunde wurden nicht richtig sozialisiert", erzählt Iochim. Diese "Corona-Welpen" werden nun erwachsen und viele von ihnen kommen als Problemhunde ins Heim.
Hunde werden oft nach Optik ausgewählt
"Viele wollen einfach einen Labrador, menschenfreundlich, der alleine bleiben kann, Grundkommandos beherrscht und am besten den Kaffee ans Bett bringt. Keiner möchte mit dem Hund noch arbeiten müssen", beschreibt der Tierpfleger das Problem. Er wünscht sich, dass die Menschen ihre Hunde nicht nur nach der Optik auswählen, sondern auch schauen, welcher Hund charakteristisch zu ihnen und auch in ihr Leben passt. "Alle unsere Hunde sind charakterlich verschieden, dementsprechend suchen wir im Team die passenden Menschen dazu."

Pablo könne beispielsweise gut als Zweithund gehalten werden, da er andere Hunde liebt. Für Fenni sucht das Tierheim erfahrene Menschen, die gerne aktiv unterwegs sind und auch mit ihm arbeiten möchten. Alle Tiere suchen nichts Weiteres, als ein sicheres Zuhause und Menschen, die sie lieben. Bis dahin wird man sie noch im Elferweg bellen hören.