Eine Fahrt auf der Autobahn kann ganz schön abwechslungsreich sein. So können Autofahrer an der "Schneewittchenstadt Lohr am Main", der Würzburger Residenz als "Weltkulturerbe" oder dem "Passionsspielort Sömmersdorf" vorbeifahren. Zugegeben: Es sind nur Hinweisschilder, die am Straßenrand für Tourismus-Attraktionen und Sehenswürdigkeiten werben. Doch die braun-weißen Unterrichtungstafeln an Autobahnen boomen, auch in Unterfranken. Was bringen sie, wer bezahlt sie und was darf überhaupt darauf stehen?
Schilder sollen für die Region werben
In Frankreich gibt es solche Hinweisschilder schon länger, vor rund 30 Jahren wurden die ersten dann auch in Deutschland aufgestellt. Seitdem wächst ihre Anzahl kontinuierlich. Jüngstes Beispiel aus der Region ist die Bundesautobahn A71 Erfurt-Schweinfurt: Dort stehen seit einigen Wochen zwei Tourismustafeln an der Anschlussstelle Maßbach und werben für die Haßberge. Mit einer klaren Zielsetzung: "Die Autobahnschilder sollen eine Anregung für zukünftige Urlaube sein und Lust auf mehr machen", erklärte Landrat Wilhelm Schneider bei der Vorstellung der Schilder. Seine Kommune setzte sich für die Infotafel ein. Es gehe überwiegend darum, auf die Region aufmerksam zu machen, betont die Tourismusabteilung der Haßberge.

Erfolg der Schilder ist nicht messbar
Wie vielerorts glaubt man auch in Bad Kissingen an die Wirkung der braun-weißen Tafeln. "Man erhofft sich von so einem Schild natürlich mehr Aufmerksamkeit und Besucher für die Stadt, die sonst vielleicht einfach weiter gefahren wären", sagt Silvia Häpp von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Daten, die Aufschluss darüber geben, ob diese Maßnahmen erfolgreich sind, gebe es nicht. Niemand könne messen, wie viele Touristen aufgrund der Hinweistafeln in die Stadt oder zur Sehenswürdigkeit kommen, heißt es auch beim Tourismusverband Franken. Dennoch sei man vom positiven Effekt überzeugt.
"Man erhofft sich von so einem Schild natürlich mehr Aufmerksamkeit und Besucher für die Stadt, die sonst vielleicht einfach weiter gefahren wären."
Silvia Häpp, Öffentlichkeitsarbeit Bad Kissingen
Etwas deutlicher zeigt sich die Wirkung der Autobahnschilder offenbar in Ochsenfurt. "Wir haben bereits einige Gäste hier gehabt, die meinten, sie hätten das Schild auf der Autobahn gesehen und wären spontan vorbei gekommen, um sich die Stadt anzuschauen", sagt Susanne Bauer-Wermuth von der Ochsenfurter Tourist-Information.
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Hinweisschilder: Werbung und Allgemeinbildung
Doch nicht nur werbliche Zwecke sollen die Hinweistafeln erfüllen. "Autofahrten können aufgelockert und die Konversation der Reisenden im Auto angeregt werden", sagt Björn Rudek, Tourismusdirektor der Stadt Würzburg. So werde auch die Allgemeinbildung gefördert, wenn man sich über historische Bauwerke oder geschichtsträchtige Persönlichkeiten austauscht.
Dennoch sei ein Schild in erster Linie ein Baustein der Gesamtwerbestrategie einer Kommune oder einer Stadt. "Wir bekommen auch Rückmeldung von Bürgerinnen und Bürgern, die auf die Ausschilderung unserer Wahrzeichen stolz sind. Das trägt auch zur Identifikation mit Würzburg bei", sagt Rudek. Auch er persönlich sei schon manchmal wegen eines Hinweisschildes von der Autobahn abgefahren: "Da ließ sich die Pause dann oft direkt mit Sehenswürdigkeiten verbinden."
Zuständig für die Unterrichtungstafeln in Unterfranken ist die Autobahndirektion Nordbayern. Sie entscheidet darüber, wer ein Schild aufstellen darf und wer nicht. Wir haben die wichtigsten Fakten zu den touristischen Hinweisschildern zusammengefasst.

Wie viele touristische Hinweisschilder gibt es in Unterfranken?
Im Zuständigkeitsbereich der Autobahndirektion Nordbayern sind derzeit 520 touristische Unterrichtstafeln mit 223 unterschiedlichen Motive aufgestellt. Alleine in Unterfranken gibt es auf den Tafeln 54 verschiedene Motiven. Sie werben für Regionen, Ortschaften oder auch einzelne Bauwerke wie die Würzburger Residenz oder die Balthasar-Neumann-Schlossanlage in Werneck.
Wer kann ein Schild beauftragen?
Antragsteller kann grundsätzlich jeder sein, der gerne ein Hinweisschild aufstellen möchte: in erster Linie Kommunen oder Vereine. Diese müssen sich mit ihrer Idee an die Autobahndirektion wenden. Nach der Antragstellung müssen Tourismusverband, Polizei, Landratsamt und Staatliches Bauamt das Projekt absegnen. Dabei wird die touristische Bedeutung des Zieles bewertet und die Verkehrssicherheit geprüft. Beispielsweise darf ein Schild nicht zu viele Informationen enthalten, da es sonst zu sehr ablenken könnte.
Wie viel kosten die touristischen Schilder?
Der Antragsteller, beispielsweise die Kommune, trägt die Kosten für Beschaffung und Aufstellung der Unterrichtungstafeln. Dazu kommen weitere Zahlungen, etwa für das Fundament und die Verkehrssicherung. Insgesamt, so die Autobahndirektion Nordbayern, müsse man für eine touristische Unterrichtstafel mit Kosten von rund 7500 Euro rechnen.
Wo dürfen sie stehen und gibt es Mindestabstände?
Für die touristische Beschilderung gibt es klare Richtlinien. Sie stehen am Fahrbahnrand und dürfen die Sicht auf andere Verkehrsschilder nicht einschränken. Vor Anschlussstellen dürfen bis zu vier touristische Unterrichtungstafeln stehen, wenn es die örtlichen und verkehrlichen Verhältnisse zulassen. Frühere Regelungen erlaubten das Aufstellen nur mit einem Mindestabstand von 20 Kilometern. Diese Vorgabe gibt es heute nicht mehr. Die Lockerung ist ein Grund dafür, dass immer mehr Schilder am Fahrbahnrand stehen.
Welche Gestaltungsvorgaben gibt es?
Das Design der touristischen Hinweistafeln wird vom Antragsteller entwickelt, wobei die Verkehrsbehörde der Autobahndirektion, falls erforderlich, auf die konkrete Gestaltung Einfluss nehmen kann. Die Tafel muss so gestaltet sein, dass der Inhalt mit einem beiläufigen Blick erfassbar ist. Kritiker bemängeln, dass die Tafeln häufig zu viele Informationen enthalten. Dies könne den Verkehrsteilnehmer vom Geschehen auf der Straße ablenken. Deshalb achtet die Autobahndirektion auf ein korrektes Design.
Grundsätzlich gilt, dass die Schilder in braun und weiß gestaltet werden müssen und ein Bildteil und ein Textteil. Der Textteil darf nur zwei Zeilen, ausgeführt in der deutschen Verkehrsschrift, umfassen. Die Schrifthöhe ist ebenfalls mit der Verkehrsbehörde abzustimmen. Durch die genauen Vorgaben soll ein einheitliches Bild der Schilder geschaffen werden.
Wurden die Schilder in den letzten Jahren immer mehr?
Die ersten touristischen Hinweistafeln wurden Anfang der 90er Jahre aufgestellt. Zu den ersten Schildern in Nordbayern gehörte eine Werbung für das Fränkische Seenland auf der A9 im Jahre 1991. Seitdem, so bestätigt es die Autobahndirektion, wächst die Anzahl kontinuierlich.