Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Traditionslokal Schützenhof in Würzburg: Was bleibt und was sich ändert, wenn die junge Generation übernimmt

Würzburg

Traditionslokal Schützenhof in Würzburg: Was bleibt und was sich ändert, wenn die junge Generation übernimmt

    • |
    • |
    Familie Berndt betreibt den Schützenhof in Würzburg jetzt in der dritten Generation: Sohn Lorenz Berndt und Ehefrau Lisa mit Gudrun Berndt, die nach fast 40 Jahren kürzer treten will.
    Familie Berndt betreibt den Schützenhof in Würzburg jetzt in der dritten Generation: Sohn Lorenz Berndt und Ehefrau Lisa mit Gudrun Berndt, die nach fast 40 Jahren kürzer treten will. Foto: Thomas Obermeier

    Derzeit geschieht viel in der Würzburger Gastro-Szene, alteingesessene Gastronomen hören auf, traditionelle Familienbetriebe schließen. So jedoch nicht am Würzburger Schützenhof. Mit Lorenz Berndt und seiner Frau Lisa wird der Traditionsbetrieb am Nikolausberg jetzt in dritter Generation weiter geführt.

    Gudrun Berndt zieht sich nach fast 40 Jahren als Chefin zurück. Mit den alten und den jungen Wirten hat diese Redaktion über die Herausforderungen eines Familienbetriebs und der Gastronomie gesprochen und darüber, was am Schützenhof so bleibt, wie es ist und was sich ändert.

    Nach fast 40 Jahren als Wirtin haben Sie den Schützenhof jetzt der nächsten Generation übergeben. Wie geht es Ihnen damit, Frau Berndt?

    Gudrun Berndt: Zunächst einmal bewundere ich Lorenz und Lisa für ihren Mut, in diesen Zeiten so viel zu wagen. Ich habe mich auch gerne aus dem Tagesgeschäft zurück gezogen. Aber bei manchen Veränderungen muss man schon schlucken, weil man es selbst halt anders machen würde.

    Verraten Sie uns ein Beispiel?

    Lorenz Berndt: Wir haben jetzt einen festen Ruhetag in der Woche und werden auch im Sommer erstmals eine Woche zumachen. Das wünschen sich unsere Mitarbeiter, die auch mal in den Ferien mit ihrer Familie Urlaub machen wollen. Wir haben auch einen kleinen Sohn und möchten ab und zu etwas Zeit füreinander haben.

    Auf dem Schützenhof am Nikolausberg sitzt man über den Dächern von Würzburg.
    Auf dem Schützenhof am Nikolausberg sitzt man über den Dächern von Würzburg. Foto: Johannes Kiefer

    Hatten Sie als Wirtin des Schützenhofes zu wenig Zeit für sich oder für ihre beiden Kinder?

    Gudrun Berndt: Das Leben auf dem Hof, mit den Tieren, haben wir alle genossen. Ich hatte unheimlich reiche Begegnungen mit Menschen und konnte vieles ausprobieren. Es war das Leben, das ich wollte. Als Familie haben wir vor allem die Betriebsferien im Winter geliebt.

    Lorenz Berndt: Für mich war es auch ein Vorteil, dass meine Eltern viel gearbeitet haben. Ich hatte große Freiheiten, war viel in der Natur, hatte eine Werkstatt und habe gelernt, mich zu beschäftigen.

    Gudrun Berndt: Wichtig ist, dass man miteinander redet, auch mal nicht über das Geschäft, und immer wieder etwas Schönes zusammen macht. Meine Tochter, Schwiegertochter Lisa mit Enkelkind und ich haben zum Beispiel im Herbst einige Tage in Südtirol verbracht und wir frühstücken häufig alle miteinander. Wir wohnen ja alle auf dem Schützenhof.

    Die Gastrobranche klagt über Personalmangel. Macht Ihnen das Sorgen?

    Lisa Berndt: Wir haben zehn feste Mitarbeiter. Zusätzliche Kräfte brauchen wir im Sommer. Ich habe selbst vor zwölf Jahren als Aushilfskellnerin hier oben angefangen.

    Gudrun Berndt: Bis Ende der 90er Jahre haben vorwiegend Studenten bei uns ausgeholfen. Dann wurde es immer schwieriger, zuverlässige und flexible Leute zu finden. Deshalb freuen wir uns, dass wir tüchtige Saisonkräfte aus dem Ausland gefunden haben.

    Lisa Berndt: Hoffentlich klappt das heuer auch wieder. Kürzlich hatte ich den Albtraum, dass ich ganz alleine den vollen Garten bedienen musste. Mit Unsicherheit und Ängsten muss man in diesem  Job lernen, umzugehen.

    Gudrun Berndt mit Sohn Lorenz bei einer Kürbisausstellung auf dem Hof Anfang der 2000er Jahre.
    Gudrun Berndt mit Sohn Lorenz bei einer Kürbisausstellung auf dem Hof Anfang der 2000er Jahre. Foto: Herbert Kriener

    Ihre Mutter lobt Ihren Mut. Was braucht es noch Herr Berndt, um als junger Mensch einen Familienbetrieb weiter zu führen?

    Lorenz Berndt: So mutig finde ich uns ja gar nicht. Klar sind die Zeiten gerade unsicher. Aber es bleibt doch auch viel stabil. Wir haben unser Stammpublikum, ein tolles, junges Team an Mitarbeitern und wir machen eine gute, ehrliche Küche, die Menschen immer schätzen werden. Die Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen ist bei meiner Frau und mir allmählich gereift. Wir haben immer mehr Lust bekommen, hier gemeinsam etwas zu gestalten.

    Gudrun Berndt: Und natürlich war auch mein Start manchmal hart und ich wusste manchmal nicht wie es weiter gehen soll. Manche unserer Neuerungen, wie zum Beispiel das Theater am Schützenhof im Sommer oder das Gans-Essen im Herbst haben super funktioniert, andere halt nicht. Man darf auch mal bei etwas scheitern. Ich glaube das Wichtigste ist, dass man das hier mit Leidenschaft macht.

    Was ist Ihre Leidenschaft, Herr Berndt?

    Lorenz Bernd: Mein Faible für gute Lebensmittel und Essen. Durch meine Ausbildung in der Landwirtschaft habe ich Respekt gegenüber Nahrungsmitteln. Ich weiß, wie viel Arbeit und Energie darin steckt und koche am liebsten mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Das will ich meinen Gäste zeigen.

    Was hat sich in 40 Jahren in der Gastronomie geändert?

    Gudrun Berndt: Man muss viel schneller immer wieder etwas Neues bieten.

    Lisa Berndt: Ich kann ja nicht so lange zurück blicken, finde aber, die Wertschätzung unserer Gäste ist in jüngster Zeit total gestiegen. Gerade nach Corona haben viele gesagt, wie dankbar sie sind, dass wir noch da sind.

    Was wird sich in den nächsten 40 Jahren am Schützenhof nicht ändern?

    Lorenz Berndt: Wir wollen ein Treffpunkt für ein gemischtes Publikum und für Familien bleiben, wo man eine gute Brotzeit und selbst gebackenen Kuchen bekommt, aber auch ein feines Menu. Die roten Tische im Garten bleiben, die Kastanienbäume, der Ausblick...

    Lisa Berndt: ...die Atmosphäre. Über den Dächern von Würzburg kann man am Schützenhof eine Auszeit vom Alltag nehmen. Das werden wir und unsere Gäste auch in Zukunft genießen.

    Drei-Generation-Betrieb SchützenhofDie Familie Berndt hat den Schützenhof 1950 als "Landwirtschaft mit kleiner Gaststätte" gepachtet. Anfangs stand der Bauernhof im Vordergrund: 100 Schweine und etliche Rinder wurden auf dem Schützenhof gehalten.1962 kauften die Berndts den Hof und in den 1960er Jahren wurde er ein bekanntes Ausflugslokal. Gudrun Berndt übernahm 1983 die Leitung von ihrer inzwischen verstorbenen Mutter und führte das Lokal mit ihrem Partner. Die heute 67-jährige Hotelmeisterin war in verschiedenen Funktionen beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga tätig, zuletzt als Ausbildungsbotschafterin. Bei der Gastwirte-Innung ist sie weiterhin ehrenamtlich im Einsatz. Lorenz Berndt hat eine Ausbildung als Gärtner für Gemüsebau und eine als Koch gemacht. 2019 ist er in den Betrieb eingestiegen. Jetzt hat der 28-Jährige die Leitung gemeinsam mit seiner Frau Lisa (28), eine ausgebildete Hotelfachfrau, übernommen.Quelle: gam

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden