Nachdem 1999 in Würzburg und im Mainfrankenpark zwei Großkinos eröffneten, änderte sich die Situation der Würzburger Innenstadt-Kinos dramatisch, machen die Geschäftsführer Hildegard Jung und Lothar Michel, die als Filmtheater-Betriebe Jung & Michel das Corso seit vielen Jahren gemeinsam führen, in einem Gespräch mit dieser Zeitung deutlich. Eines nach dem anderen schloss seine Pforten. Am 31. Dezember 1999 machten City und Bavaria dicht, das CC 2001, das Odeon 2003. Nun verabschiedet sich das Corso.
Das Kino in der Kaiserstraße hatte sich im Laufe der Jahre immer mehr mit anspruchsvollen Filmen profiliert. Dort liefen Werke wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ oder „Wie im Himmel“ (149 Wochen Spielzeit). Doch das Interesse der Besucher ist eben sehr von Jahreszeit und Wetter abhängig, schildern die beiden Betreiber die Lage. Seit dem Kino-Spitzenjahr 2001 schwankten daher die Besucherzahlen zwischen Höhen und Tiefen.
Diese Entwicklung, verbunden mit der Konkurrenz-Situation zu den Großkinos, führte für das Corso zu einer wirtschaftlichen Situation, die nicht länger tragbar ist, bedauern Michel und Jung.
Investitionen nicht mehr möglich
Investitionen in digitale Techniken und Modernisierungen seien daher nicht mehr möglich. So entschlossen sich beide zur Schließung. Michel ist als Mitinhaber des Cineworld im Mainfrankenpark auch weiterhin im Kinogeschäft. Von der Schließung betroffen ist auch das Internationale Filmwochenende, das seit 1978 im Corso zu Gast war. Organisator Johannes Tietze weiß von der Schließung noch nicht lange. Er hatte noch keine Zeit, Gespräche mit den Betreibern des Cinemaxx am Alten Hafen zu führen. Ein Umzug dorthin wäre logisch, konnte die Würzburger Filminitiative bisher doch schon auf zwei Säle zurückgreifen. Im Corso gab es drei, im Bockshorn einen. Eines steht für Tietze jedoch fest: Das Filmwochenende wird in Würzburg bleiben.
Am 25. Dezember 1949 wurde das Corso in der Kaiserstraße feierlich eröffnet. Die Kino-Pioniere Karl Maier, Hildegard Jungs Großvater, und Josef Michel, Lothar Michels Vater, hatten ihr erstes Kino mit 800 Plätzen in der Innenstadt gebaut, eine weitere schöne Abwechslung für die Würzburger, deren Stadt nach dem Krieg noch teilweise zerstört war.
Schon 1954 kam ein Umbau, das Corso erhielt als erstes Kino Nordbayerns die neue und revolutionäre Cinema-Scope-Technik: Die Filme füllten die ganze Leinwand aus und die Tonanlage leistete druckvolle Arbeit. 1956 kam das „Kleine Haus“ mit 256 Plätzen dazu. 1960 wurde „Todd-AO“ eingebaut, dadurch verbesserten sich Bild und Ton und die Bildwand vergrößerte sich.
Erstes THX in Unterfranken
1964 übernahmen Jung und Michel die Theaterleitung. Sie bauten das Corso 3 im Untergeschoss. 1995 zeigten die beiden Betreiber, wie viel ihnen Kino bedeutet: sie ließen ins Corso als erstes Unternehmen in Unterfranken das technisch brillante THX-System einbauen.
Kaum ein Film startet in den Großkinos heute ohne Aktionen und Schauspieler-Besuche. Das ist aber keine Erfindung der Multiplexe. Bei Willi Forsts Film „Wiener Mädeln“ in den 50er Jahren fuhren fesche Damen in der antiken Kutsche durch die Stadt und Gäste wie die Schauspiel-Stars Beppo Brehm, Chariklia Baxevanos und Michael Kramer kamen zu Filmstarts ins Corso.