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Würzburg: Trainieren nach schwerer Krebs-Erkrankung: Krebszentrum Mainfranken und Therapeuten wollen Patienten unterstützen

Würzburg

Trainieren nach schwerer Krebs-Erkrankung: Krebszentrum Mainfranken und Therapeuten wollen Patienten unterstützen

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    Nach einer schweren Krebserkrankung wieder aktiv werden: Im Therapiezentrum BergAuf in Würzburg trainiert Leiter und Physiotherapeut Joachim Schmitt (rechts) mit einem Patienten.
    Nach einer schweren Krebserkrankung wieder aktiv werden: Im Therapiezentrum BergAuf in Würzburg trainiert Leiter und Physiotherapeut Joachim Schmitt (rechts) mit einem Patienten. Foto: Thomas Obermeier

    Krebs kostet Betroffene viel Kraft - die Krankheit ebenso wie die Behandlung. Manche Patientinnen und Patienten fühlen sich schwach und energielos, bei anderen bauen die Muskeln ab oder das Gedächtnis nimmt ab. Die Lebensqualität der Menschen ist dadurch häufig erheblich eingeschränkt.

    Bewegung und sportliche Aktivitäten können helfen, wieder fit zu werden – doch dafür muss es auch ein passendes Angebot geben. Das Krebszentrum "Comprehensive Cancer Center (CCC)" Mainfranken der Uniklinik Würzburg und ein Würzburger Therapiezentrum wollen diese Versorgungslücke schließen.

    "Etwa jeder zweite leidet an Spätfolgen der Krebstherapie", erklärt Oberärztin Dr. Claudia Löffler. Die Onkologin leitet den Schwerpunkt Komplementäre Onkologie am CCC. Besonders häufig sei die sogenannte Fatigue. Betroffene klagten über extreme Müdigkeit und Abgeschlagenheit. "Wir wissen durch Studien, dass Fatigue mit Sport gut bekämpft werden kann", sagt Löffler.

    Auf ein individuelles Therapieangebot müssen Krebs-Patienten oft lange warten

    Notwendig sei dafür eine individuelle Therapie, erklärt sie. Doch das werde nur selten von Ärzten verschrieben und wenn, dann müssen Patientinnen und Patienten oft lange warten. Bislang gibt es nur wenige Physiotherapeuten in der Region, die onkologisches Training anbieten. 

    Einer von ihnen ist Joachim Schmitt. Er ist Sport-Physiotherapeut und hat jahrelang in einer Rehaklinik gearbeitet. Dort hat er die Erfahrung gemacht, dass Krebspatientinnen und Krebspatienten häufig vor dem gleichen Problem stehen: Sie profitieren zwar von einer guten Akutmedizin und Rehabilitation, doch danach würden sie mit der Empfehlung, sich regelmäßig zu bewegen, allein gelassen.

    Für Krebspatienten ist es wichtig, dass das Training individuell auf sie zugeschnitten ist

    Das will Schmitt ändern: Im August hat er in Würzburg das Therapiezentrum BergAuf eröffnet. In Kooperation mit dem Krebszentrum der Uniklinik und Universität Würzburg bietet er Physiotherapie und Nachsorge für Tumorpatientinnen und -patienten an.

    "Viele Krebspatienten sind nach der Reha noch zu schwach, um in einen normalen Sportverein zu gehen. Da setzen wir mit unserem Training an", sagt Schmitt.

    Für Betroffene sei es wichtig, dass die Therapie und das Training auf sie zugeschnitten seien. "Wir haben bei Krebserkrankten eine hohe Komorbidität, also das Zusammenkommen verschiedener Krankheiten", sagt Schmitt. "Einige haben Osteoporose, bei anderen sind noch Metastasen vorhanden. In individuellem Training können wir die Patienten gezielt fördern."

    Patienten mit Fatigue bietet Schmitt zum Beispiel Gerätetraining an. "Ein kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining zwei bis drei Mal in der Woche kann da viel bewirken", erklärt er.

    Typische Beschwerden sind außerdem Missempfindungen in Händen und Füßen, Gleichgewichtsstörungen oder Probleme mit dem Gehen. "Hier kann Vibrationstraining in Verbindung mit sensomotorischem Training helfen, das Nervensystem anzuregen", sagt Schmitt. Und Männern, die nach einer Prostataentfernung unter Inkontinenz leiden, kann Beckenbodentraining die Lebensqualität zurückgeben.

    Bewegung als wichtiger Baustein in der Krebs-Nachsorge

    Generell seien Menschen nach einer zehrenden Krebs-Erkrankung und Therapie oft deutlich weniger aktiv als zuvor. Vielen falle es schwer, wieder in die Bewegung hineinzufinden, so Schmitt.

    Dabei seien Sport und Bewegung wichtig, sagt Monika Müller, Leiterin der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Würzburg der Bayerischen Krebsgesellschaft. Sie betont: "Sport und Bewegung steht neben den ebenso wichtigen Elementen der Entspannung und Achtsamkeit, Ernährung und natürlich der Fürsorge für die seelische Gesundheit und die Verarbeitung der psychischen Belastungen, die die meisten Erkrankten tragen."

    Die Würzburger Onkologin Dr. Claudia Löffler.
    Die Würzburger Onkologin Dr. Claudia Löffler. Foto: Stefan Bausewein

    Aufbau eines Netzwerks für Unterfranken mit Spezialisten für Krebs und Bewegung

    Der Bedarf an Bewegungstraining ist laut Onkologin Claudia Löffler groß. Denn Studien zeigen immer häufiger den Nutzen von Bewegungstherapie. Für Prostata-, Darm- und Brustkrebs gebe es sogar erste Ergebnisse, dass das Risiko einer Rückkehr des Tumors durch Sport reduziert werden könne, erklärt Löffler.

    "Noch größer aber wäre der Bedarf, wenn wir die Botschaft bei den Patienten klarer ansprechen würden", ergänzt sie. "Es ist bislang absolut unterschätzt, wie wichtig Sport ist."

    Das beobachtet auch Physiotherapeut Jakob Kamphans, der ebenfalls spezielles Training für Krebspatienten in Würzburg anbietet. "Die Trainingstherapie wirkt in vielen Bereichen wie ein Medikament, wird aber von den Ärzten nur selten verordnet", sagt er.

    Lange sei Ruhigstellung die bevorzugte Therapiemethode gewesen und es hielten sich noch immer zahlreiche Mythen über mögliche Schäden durch Bewegung. "Wir wissen heute schon, dass Bewegung gut ist, aber damit sich das bei den Ärzten durchsetzt, braucht es Zeit", ergänzt Kamphans.

    Um für onkologische Patienten in Zukunft die beste Versorgung sicherzustellen, sind sich Schmitt und Löffler einig, braucht es ein Netzwerk mit Spezialisten für Krebs und Bewegung. Sie setzen sich dafür ein, dass ein solches Netzwerk in der Region entsteht.

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