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Würzburg: Traum von Würzburger Satellitenfabrik: Die Industrie entdeckt das All

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Traum von Würzburger Satellitenfabrik: Die Industrie entdeckt das All

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    Prof. Klaus Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Robotik und Telematik an der Uni Würzburg, mit einem Satelliten aus der NetSat-Reihe. Vier von ihnen umkreisen derzeit in 600 Kilometern Höhe die Erde.
    Prof. Klaus Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Robotik und Telematik an der Uni Würzburg, mit einem Satelliten aus der NetSat-Reihe. Vier von ihnen umkreisen derzeit in 600 Kilometern Höhe die Erde. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Daten aus dem Weltraum – übertragen in Bruchteilen von Sekunden, werden sie immer wichtiger für das Leben auf der Erde. Für digitale Prozesse wie das autonome Fahren, die weltweite Vernetzung im Internet der Dinge oder die Analyse von Klimaveränderungen. Längst ist ein Wettlauf um die Datenhoheit im All entbrannt. Die Europäer wollen nicht weiter das Nachsehen gegenüber den US-Konzernen oder China haben.

    In Deutschland hat deshalb der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) jetzt gemeinsam mit 31 Unternehmen und Verbänden die Initiative "New Space" gestartet, ein Signal für einen Aufbruch in der Raumfahrt. Als Gründungsmitglied an Bord: das Würzburger Start-Up S4 GmbH (Smart Small Satellite Systems), eine 2017 ausgegründete Tochtergesellschaft des Zentrums für Telematik (ZfT).

    Viele Satelliten in geringer Flughöhe über der Erde

    Während am ZfT die Forschung und Entwicklung von Kleinsatelliten im Vordergrund steht, übernimmt "S4" deren Bau. Die Verantwortlichen träumen von einer Würzburger Satellitenfabrik für größere Stückzahlen. Die wird es brauchen, wenn man den Amerikanern Paroli bieten und sich unabhängiger von US-Firmen wie Space-X von Elon Musk (Tesla) machen will.

    Er hat laut ZfT-Vorstand Klaus Schilling bereits 1700 Satelliten auf niedrigen Orbits in 550 Kilometern Höhe platziert. Für eine dritte Phase plane der US-Milliardär in einigen Jahren Tausende weitere Satelliten in einer Höhe von nur 328 Kilometern, um so weitere Sekundenbruchteile bei der Datenübertragung zu gewinnen.

    Hier will die Europäische Raumfahrtagentur ESA schneller sein und hat im vergangenen Sommer das Würzburger Unternehmen S4 mit der Entwicklung eines besonders niedrig fliegenden Testsatelliten ("LoLaSat") beauftragt. Er ist so groß wie eine Schuhschachtel und nur vier Kilogramm schwer.

    "Wir sind da auf einem guten Weg", sagt Uni-Professor Schilling. Er ist überzeugt, dass künftig sehr viele Kleinsatelliten im Orbit benötigt werden. Mit Partnern wie Nokia, Vodafone oder Telefonica arbeite man bereits in Projekten für die 5G- und 6G-Märkte im Mobilfunk, "Satelliten spielen da eine immer wichtigere Rolle". 

    Bereits 2005 wurde an der Uni Würzburg mit dem Forschungssatelliten UWE-1 der erste deutsche Mini-Satellit entwickelt, weitere Missionen folgten. Mittlerweile geht es längst um mehr als die klassische Raumfahrt. Daten sind die entscheidende Währung, und noch mehr ihre schnelle Übertragung.

    Niedrige Flugbahn, schnelle Datenübertragung

    Über ein dichtes Netz an Satelliten im Weltall erreichen sie auch ländliche Regionen – schließlich soll das Auto der Zukunft nicht nur in der Stadt autonom fahren. Und je niedriger Satelliten die Erde umkreisen, desto schneller die Datenübertragung. Für Steuerungsprozesse in der Industrie ist das extrem wichtig. Dazu wird eine Erdbeobachtung in Echtzeit möglich, um frühzeitig auf Katastrophen wie Waldbrände oder Tsunamis reagieren zu können.

    Freuen sich, dass drei ihrer Satelliten mit einer deutschen Trägerrakete ins All gelangen sollen: (von links) ZfT-Vorstand Klaus Schilling, Julian Scharnagl (Leiter Raumfahrt), Projektleiter Ilham Mammadov, Daniel Eck (Geschäftsführer ZfT) und Systemingenieur Alexander Kleinschrodt mit Exemplaren der Kleinsatelliten.
    Freuen sich, dass drei ihrer Satelliten mit einer deutschen Trägerrakete ins All gelangen sollen: (von links) ZfT-Vorstand Klaus Schilling, Julian Scharnagl (Leiter Raumfahrt), Projektleiter Ilham Mammadov, Daniel Eck (Geschäftsführer ZfT) und Systemingenieur Alexander Kleinschrodt mit Exemplaren der Kleinsatelliten. Foto: ZfT

    Mit der Initiative des BDI werde deutlich, "was Raumfahrt für alle Branchen bedeutet", so Schilling. Am Verbund beteiligt sind große Firmen wie Airbus, SAP oder die Münchner Rück als Versicherer. Und eben Start-Ups wie die Würzburger Satellitenbauer. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang appelliert an die neue Bundesregierung, die Unternehmen zu unterstützen und zu handeln. Mit Blick auf die USA meint er: "Deutschland und Europa sollten die Fehler der Vergangenheit und die daraus resultierende Daten-Abhängigkeit nicht wiederholen."

    Auch bei der Beförderung der Satelliten ins All geht Deutschland nun eigene Wege: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat einen Wettbewerb für die Entwicklung einer eigenen Trägerrakete ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt die Münchner Aerospace GmbH. Deren Kleinträger namens "Spectrum" soll Ende 2022 zu ihrem Jungfernflug starten und sieben Kleinsatelliten aus fünf europäischen Forschungseinrichtungen ins All befördern – darunter drei so genannte TOM-Satelliten des Würzburger Zentrums für Telematik. Sie fliegen in Formation und sollen Vulkanaschewolken untersuchen. Bei den vergangenen Missionen waren Würzburger Kleinsatelliten noch an Bord russischer Sojus-Raketen in den Weltraum gelangt.

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