Ohne Kunst und Kultur wird’s still - diese Botschaft schickte auch das Theater Chambinzky zum Auftakt der neuen Spielzeit dem Publikum mit einem Begrüßungsvideo vorab. Endlich wieder Theater - endlich Premiere.
Gespielt wird diesen Herbst eine klassische schwarze Komödie mit Irrungen, Wirrungen und Mordgedanken - die Zutaten, die wohl das Geheimrezept des erfolgreichen österreichischen Autors Stefan Vögel sind. Zur Premiere von "Und wenn sie nicht gestorben sind…" im neu herausgeputzten und coronakonformen Chambinzky ist der Autor sogar wieder einmal selbst gekommen. "Hier ist es noch so ein Stück heimelig, wie soll ich sagen, die anderen großen Häuser in den Städten, die sind etwas… aufgeblasen. Hier werde ich einfach immer herzlich empfangen", so der Erfolgsschreiber augenzwinkernd.
Und es ist, wie er selbst sagt, wirklich fast so etwas wie sein "Haustheater" - denn es ist bereits das zehnte Stück aus seiner Feder, das auf der Bühne des Chambinzky zum Leben erweckt wird. Auf die Frage, warum seine Werke so oft um Tod und Krankheit kreisen, lacht er: "Stimmt gar nicht, ich habe viele klassische Komödien ohne Drama geschrieben - aber ja, es stimmt auch, ich liebe diese Themen, über die man hinter vorgehaltener Hand spricht, ich liebe diese Fallhöhe zwischen ernst und lustig."
Ursprünglich andere Pläne
Außerdem, so fügt er grinsend hinzu, scheine Regisseurin Gwendolyn von Ambesser eine Vorliebe für die etwas morbideren Stücke zu haben. Und damit ist sie nicht alleine, denn genau diese Stücke haben Stefan Vögel zum Erfolg verholfen, wie eben sein Selbstmörderstück "Arthur und Claire" oder die Organspendekomödie "Die Niere", die beide erfolgreich fürs Kino verfilmt wurden.
"Und wenn sie nicht gestorben sind…" erzählt die Geschichte des wohlhabenden Walter (Gerd Eickelpasch), der zwei Jahre nach einem unglücklichen Treppensturz unerwartet aus dem Koma erwacht. Und: Der wieder auferstandene Walter hat Pläne. Er möchte etwas tun für andere Komapatienten, eine Stiftung gründen, ihnen helfen auf dem Weg zum Aufwachen.
Die Idee finden allerdings nicht alle schön. Vor allem nicht Walters Sohn Helmut (Michael Schwemmer) und dessen junge Frau Yvonne (Victoria Schlier). Die hatten ursprünglich andere Pläne mit den Millionen des Patriarchen und müssen nun zusehen, wie der lieber einer bosnischen Putzfrau (herrlich authentisch: Ana Maria Popa) und deren arbeitslosen Freund (schön schmierig: Sebastian Schubert) Jobs anbietet, als ihnen die ersehnte Weltreise zu finanzieren…
Klassische Familienfeden
Alles genau besprochen werden soll bei einem gemeinsamen Essen… und da bekommt die große Frage "Brust oder Keule" plötzlich überlebenswichtige Dimensionen.
"Und wenn sie nicht gestorben sind" ist ein kurzweiliger Ausflug in klassische Familienfeden, mit einem wunderbar "auferweckten" Gerd Eickelpasch als liebenswertem Familienoberhaupt, einem herrlich nervös-opportunistischen Michael Schwemmer als hilflosem Sohn und einer überzeugend entschlossenen Victoria Schlier als eiskalte Ehefrau mit Aufstiegsambitionen.
Ein bisschen abrupt ist das Ende nach nur knapp zwei Stunden, mit ein wenig Kloß im Hals dann doch anstatt befreiendem Lachen - aber der Autor sagte es ja: Es ist die Fallhöhe zwischen ernst und lustig, die es für ihn erst interessant macht.
Das Publikum im Chambinzky jedenfalls war begeistert und belohnte das Ensemble mit viel Applaus, trotz coronabedingt nur halb besetztem Saal und Masken vor den jubelnden Gesichtern.
