Dann nämlich ziehen die Kirchweihburschen durchs Dorf und blasen an verschiedenen zentralen Stellen den Weckruf. Die meisten von ihnen (heuer waren es gut 20 Jugendliche) haben "durchgemacht", denn sonst hätten sie nach bereits vier Tagen Kirchweih das frühe Aufstehen wohl nicht geschafft. Treffpunkt ist alljährlich an der Obstsammelstelle. Die Bläser (heuer waren es Jürgen Berenz, Jens und Uwe Lilli, sowie Peter Weidt) marschieren voraus und spielen den traditionell immer gleichen Vers.
An manchen Häusern warten die Besitzer schon vor der Tür, um sie samt ihrer Begleitmannschaft für den weiteren Weg mit etwas Hochprozentigem zu stärken, an anderen wiederum genügt der routinierte Griff hinter den Hoftorstock oder neben die Treppe um die bereitgestellte Wegzehrung in Empfang zu nehmen. Zwei feste Anlaufpunkte gibt es in der Weckruf-Route: Das Haus von Bürgermeister Werner Pfadler, der auf dem Tablett alljährlich kleine Stamperl kredenzt und das Pfarrhaus, wo auch heuer wieder mit Spannung erwartet wurde, welche Überraschung sich Ortspfarrer Alexander Seidel ausgedacht hatte.
Aus dem ersten Stock schwebte ein Korb herunter, gefüllt mit Sekt und diversen Süßigkeiten. Dass Alexander Seidel mit Leib und Seele Pfarrer ist und außerdem ein gutes Gespür für die Jugend hat, merkt man sogar am Kirchweihdienstag morgens, kurz nach 5 Uhr. Die Verpackungen der Leckereien sind mit flotten theologischen Sprüchen versehen und geben den Burschen und Mädchen etwas zum Schmunzeln und zum Nachdenken mit auf den Weg.
Nach zwei Stunden strammen Marsches durch das Dorf endet der Weckruf in der Siedlung. Dann stellt sich für die Jugendlichen erneut die Frage: "Durchmachen" oder daheim ins Bett fallen und hoffentlich um 9 Uhr zum Bürgerschützen-Umzug wieder aufzuwachen.