Ihr Terminkalender ist gut gefüllt und sie haben allerhand Verpflichtungen – und das, obwohl sie eigentlich schon im Ruhestand sind. Doch aus ganz verschiedenen Gründen haben sich diese fünf Rentnerinnen und Rentner aus Würzburg dazu entschieden, sich noch nicht zur Ruhe zu setzen. Ihr Alltag ist dank verschiedener Hobbys, Jobs und Ehrenämter gut gefüllt und Langeweile gibt es bei ihnen nicht.
Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählen sie, was sie antreibt und warum sie sich gegen ein ruhiges Leben in der Rente entschieden haben.

1. Rigobert Scholer (68) aus Würzburg: "Es ist wichtig, dass man im Alter nicht stehen bleibt"

Im Leben von Rigobert Scholer gibt es kaum einen Tag, an dem er zu Hause sitzt und sich langweilt. Seit über 20 Jahren ist er im Schützenverein in Grombühl tätig, ist Vorstand in der Unteroffizierheimgesellschaft in Veitshöchheim, sitzt im IHK Prüfungsausschuss für Büromanagement, ist Mitglied der Seniorenvertretung, ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht und im Wahlvorstand tätig. Ihm ist es wichtig, dass er das Zeitmanagement selbst in der Hand hat und falls es mal zu viele Termine an einem Tag werden, lässt er es sich offen, auch mal einen davon abzusagen.
"Außerdem bin ich seit einem Jahr Opa und mein Familienleben hat oberste Priorität", sagt der Rentner. Denn neben all der vielen selbstgewählten Verpflichtungen ist es ihm wichtig, ausreichend Zeit mit seiner Frau zu verbringen. Schon vor seinem Renteneinstieg wusste er, dass er auch im Alter weiter aktiv sein und etwas Gutes für andere und die Gesellschaft machen will. Deshalb habe er schon vorher angefangen, sich ausreichend Beschäftigung für die Zeit nach dem Berufsausstieg zu suchen.
2. Christa Fischer (77) aus Höchberg: "Neugierig bleiben und sich mit jungen Menschen austauschen"

Christa Fischer konnte sich schon vor 20 Jahren nicht vorstellen, im Alter plötzlich nur noch im Sessel zu sitzen. Deshalb beschloss sie mit dem Eintritt in die Rente wieder auf die Theaterbühne zurückzukehren. Seit acht Jahren arbeitet sie nun ehrenamtlich für das Theater-Ensemble. Aber sie steht nicht nur auf der Bühne, sondern organisiert auch den Fundus oder steht hinter der Bar. "Dreimal die Woche bin ich fest im Theater, wenn es in die Endzeitproben geht, werden es sechs Tage."

Durch das Theater habe sie wichtige soziale Kontakte – auch zu jüngeren Menschen. Das sei ohnehin etwas, dass sie auch anderen älteren Menschen raten würde: "Neugierig bleiben und sich mit jungen Menschen auszutauschen". Neben dem Theater verbringe Fischer viel Zeit mit ihren fünf Enkeln. Zu ihnen habe sie fast täglich Kontakt und plane regelmäßig gemeinsame Unternehmungen.
3. Süleyman Gögercin (66) aus Kürnach: "Die Dankbarkeit der Gemeindemitglieder spürt man in jeglicher Hinsicht"

Für Süleyman Gögercin war nach seiner Pensionierung klar, dass er weiter aktiv bleiben will. Seitdem ist er für die Gemeinde Kürnach tätigt, ist Sprecher des Seniorenbeirates und organisiert Tanzabende, Fahrradausflüge und Angebote im Internetcafé. Bei den Veranstaltungen ist er immer selbst mit dabei und kümmert sich um das Organisatorische, auch für die Nachbarschaftshilfe. Außerdem hat er eine Kulturgruppe ins Leben berufen, in der ältere Leute Veranstaltungen besuchen können.
Die Dankbarkeit der Gemeindemitglieder zeige ihm immer wieder aufs Neue, dass es die richtige Entscheidung war, sich trotz Ruhestandes vielfältig für die Gemeinde zu engagieren. Dennoch achte er darauf, dass er nicht zu viele Termine wahrnehme. "Solange ich das körperlich schaffe und weiter die Wertschätzung erfahre, möchte ich meine Arbeit im Gemeinwohl fortsetzen." Jeden Dienstag und Mittwoch verbringen er und seine Frau den Tag mit ihren Enkelkindern und unternehmen verschiedene Dinge.
4. Renate Grubert (68) aus Würzburg: "Ich brauche das und ich brauche den Kontakt zu den Leuten"

Renate Grubert arbeitet trotz Rente im Supermarkt in Eibelstadt (Lkr. Würzburg). "Ich brauche das und ich brauche den Kontakt zu den Leuten", sagt die 68-Jährige. Sie wohnt eigentlich in Unterdürrbach und fährt für ihren Job in den Würzburger Landkreis. Einmal die Woche fährt sie in den Supermarkt – in der Urlaubszeit auch öfter.

Solang es ihr Körper mitmacht, will sie weiterarbeiten und wenn sie nicht hinter der Kasse sitzt, dann verbringt sie alle zwei Wochen Zeit mit ihren Enkelkindern oder in ihrem eigenen Garten. "Ich genieße schon auch mein Rentenleben", sagt sie. Dennoch brauche sie die Struktur für ihren Alltag. Zweimal die Woche besucht sie außerdem ihren Vater in einem Pflegeheim in Kitzingen.
5. Wolfgang Knorr (73) aus Höchberg: "Manchmal muss ich spontan an den Computer, um was zu erledigen"

Auch Wolfgang Knorr hat sich nach der Rente dafür entschieden, ehrenamtlich weiter beschäftigt zu bleiben. Er ist seit acht Jahren im Seniorenbeirat der Gemeinde Höchberg tätig und organisiert dort seniorengerechte Vorträge oder das Seniorentanzcafé. Zusätzlich ist er noch für die Öffentlichkeitsarbeit der Faschingsgilde Höchberg zuständig und plant dort beispielsweise den Seniorenfasching und ist Mitglied in der Gruppe SPD 60 plus.

Feste Arbeitszeiten habe er zwar nicht, dennoch finde sich bei seinen zahlreichen Tätigkeiten immer etwas zu tun. "Manchmal muss ich auch spontan an den Computer, um mich um Organisatorisches zu kümmern." Auch ihm sei es wichtig, im Alter keinen Stillstand zu erleben, sowohl geistig als auch körperlich. Seine Arbeit teile er sich so ein, wie es für ihn passt und abseits der Verpflichtungen verbringe er viel Zeit mit der Gartenarbeit und seinen Enkeln.