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WÜRZBURG/BERLIN (TF): Trotz Stress jünger aussehen - Zu Gast bei Walter Kolbow in Berlin

WÜRZBURG/BERLIN (TF)

Trotz Stress jünger aussehen - Zu Gast bei Walter Kolbow in Berlin

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    Auch Helmut Schmidt, Kolbows Vorbild, hat noch ein Büro hier. Ab und an trifft Kolbow auch beide, wenn er nicht gerade mit der Kanzlerin telefoniert oder auf Reisen ist.

    Walter Kolbow ist jede Woche in Berlin. Sonntagnachmittag um 14.31 Uhr steigt er am Würzburger Hauptbahnhof in den ICE und wenn alles gut geht, ist er nach drei Stunden und 50 Minuten wieder in der Hauptstadt. Kolbow kennt diesen Stress. Erst als Staatssekretär im Verteidigungsministerium, jetzt als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. Frau und Tochter und seinen Sohn aus erster Ehe sieht der Spitzenpolitiker selten. „Zum Glück habe ich eine geduldige Frau.“

    Vorbilder an der Wand

    Kolbows Berliner Büro liegt zwischen der russischen und amerikanischen Botschaft. Groß ist es und hell. Eine Bücherwand an der Stirn, ein Sofa am Fenster, ein Besprechungstisch und ein großer Schreibtisch. Jeden Montag stellt eine Mitarbeiterin einen frischen Strauß Blumen darauf. Die Blütenpracht und das rote FCN-Kissen auf der schwarzen Couch sind die einzigen Farbtupfer im Büro. An der Wand hängen Bilder. Altkanzler Helmut Schmidt und der ehemalige Bundesverteidigungsminister Schorsch Leber blicken hinab auf Kolbow. „Das sind meine Vorbilder“.

    Zwischen Büchern versteckt findet man ein altes Foto von Walter Kolbow. Noch aus Bonner Parlamentszeiten. Es zeigt ihn bei seiner ersten Rede. 27 Jahre ist das her. Kolbow hat sich kaum verändert. Im Gegenteil: Man hat den Eindruck, er ist jünger geworden. So wirkt er auch. Den alltäglichen Stress merkt man ihm nicht an. Dabei verlief der Wochenanfang jener Woche, in der er Besuch vom Journalisten aus Würzburg hat, alles andere als normal. Nach dem Tod der Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan ist Kolbow noch mehr gefragt als sonst. Von einem Interview beim Fernsehsender ntv kommt er gerade zurück. Zeit fürs Abschminken blieb keine. Vorher waren Reporter der Tagesschau in Kolbows Büro.

    Walter Kolbow ist einer der neun stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion. Zuständig ist er für Außen- und Entwicklungspolitik, für Menschenrechte und Verteidigung. Außerdem ist er Präsident der deutsch-makedonischen Gesellschaft und Vorsitzender der unterfränkischen SPD und noch Mitglied im Vorstand der Bayern-SPD. Das hält auf Trab. Kolbows Terminkalender lässt kaum Luft zum Ausschnaufen. Für eine Besuchergruppe aus Würzburg hat der vielbeschäftigte SPD-Mann gerade einmal eine Stunde Zeit. Dann hetzt er weiter zur nächsten Rede.

    Selbst abends, wenn Walter Kolbow in seiner Wohnung an der Spree ist, bleibt keine Zeit auszuspannen. Eine Mappe voller Unterlagen bekommt er von seinen Mitarbeiterinnen mit nach Hause, damit er sich auf den nächsten Tag vorbereiten kann.

    So steht zum Beispiel ein Treffen mit dem amerikanischen Botschafter William Timken und Peter Struck an. „Das ist nicht Gang und Gebe, dass der US-Botschafter vor dem G8-Gipfel mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD und seinem Stellvertreter sprechen will“, erklärt Kolbow. Timken möchte versuchen, die Einstellungen der SPD zu Afrika und dem Klimaschutz – zwei wesentliche Themen des G8-Gipfels – herauszubekommen. „Das berichtet er dann nach Washington und US-Präsident Bush weiß, welchen Kurs der sozialdemokratische Regierungspartner fährt.“

    Politik ist Berufung

    Vom pulsierenden Leben in der Hauptstadt kriegt Kolbow kaum etwas mit. „Wenn ich mal Zeit habe, dann lese ich ein Buch oder trinke einen Kaffee am Ku-Damm und beobachte die Menschen. Denn ich lebe vom Schauen, vom Fühlen und vom Schmecken.“

    Politik ist für Walter Kolbow Beruf und Berufung. „Ich kann ja gar nix anderes“, schmunzelt der Verwaltungsjurist. Dabei weiß er, dass ein Job wie seiner schnell auch an gesundheitliche Grenzen stoßen kann. „Ich lebe diszipliniert, trinke und rauche nicht.“ Das einzige, was ihm nicht so passt, ist die mangelnde Bewegung. „Ich treibe zu wenig Sport. Das ist der Preis“, sagt er und streichelt sich dabei über seinen leichten Bauchansatz. Ob er im Jahr 2009 noch einmal für den Bundestag kandidieren will, weiß Walter Kolbow noch nicht. „Ich bin dabei, mich mit dieser Frage zu beschäftigen“, lässt er alle Spekulationen offen.

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