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RÖTTINGEN: Überdachter Spielplatz auf vier Etagen

RÖTTINGEN

Überdachter Spielplatz auf vier Etagen

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    Begeistert: Die Röttinger Spielscheune kam bei der Eröffnung bei den Kindern bestens an.
    Begeistert: Die Röttinger Spielscheune kam bei der Eröffnung bei den Kindern bestens an. Foto: Foto: THOMAS FRITZ

    Doch die Idee fiel bei der Regierung von Unterfranken durch. Gott sei Dank. Denn so konnte in Röttingen nach und nach die Idee wachsen, das alte Gerütsch zu einer Spielscheune umzubauen. Am Samstag wurde der überdachte Spielplatz auf vier Etagen eröffnet.

    Die Kinder können es kaum erwarten. Gebannt sitzen die Grundschüler aus Röttingen nach ihrer musikalischen Einlage in der ersten Reihe und sehnen jenen Moment herbei, in dem sie das rote Absperrband durchschneiden und die Ritterburg spielerisch erobern dürfen. Zuvor allerdings müssen die Großen ran.

    Bürgermeister Martin Umscheid fasst alle Überlegungen zusammen, die es im Stadtrat vor der Spielscheunen-Entscheidung gab. Erst sollte alles abgerissen werden und vor dem schmucken Jakobsturm ein Platz entstehen. 330 000 Euro hätte das gekostet; allein der Wiederaufbau der Stadtmauer war mit 200 000 Euro veranschlagt.

    Doch die städtebauliche Lücke, die durch den Abbruch entstanden wäre, taugte der Regierung von Unterfranken nicht. Die nächste Idee, ein Wohngrundstück, scheiterte wiederum am Geld. „Allein, es bebaubar zu machen, hätte 250 000 Euro gekostet“, so Umscheid. Und ein Einfamilienhaus am Hang, noch dazu in einer derart dunklen Ecke, sei nicht vorstellbar gewesen.

    Wieder brütete der Stadtrat. Kulturscheune, Heimatmuseum, Veranstaltungskeller … das gibt's in Röttingen alles schon. Da hatte ein Baudirektor in der Regierung von Unterfranken die zündende Idee: Macht doch eine Spielscheune daraus.

    Nach anfänglicher Skepsis, auch bei der Röttinger Firma eibe, begann aus der Idee ein Konzept zu werden: Der Vorteil für die Röttinger: sie sparen Geld und bekommen ihre Stadtmauer renoviert. Auch ein altes Gebäude kann so erhalten werden. Knapp 800 000 Euro hat der Umbau des maroden Gemäuers zur schmucken Fachwerkscheune gekostet. 320 000 Euro davon zahlt die Stadt, der Rest kommt von der Städtebauförderung.

    Auch Architekt Dag Schröder erinnert an die Geschichte. „Niemand interessierte sich für diese Scheune“, sagt er. Bis die Stadtmauer einstürzte. Teile davon lagen bereits im Gewölbekeller. „Das zwang zum Handeln“. Schröder nutzte die Hanglage der Scheune, die es zulässt, das Gebäude auf vier Etagen zu erschließen. So ist, umgeben von alten Gewölben, ein Gruselkeller entstanden. Und darüber eine Ritterburg mit einem Prinzessinenturm, der über zwei Etagen geht. In der vierten Etage können sich die ganz Kleinen austoben. Die Wolkenstadt ist – und auch das findet man selten auf öffentlichen Spielplätzen – ein eigener Bereich für Kinder bis zu drei Jahren.

    „In so einer Bude kann man nichts bauen“, gibt eibe-Geschäftsführer Tilo Eichinger seine anfängliche Skepsis zu. Es hat sich gelohnt. Für den Hersteller von Spielgeräten ist in Röttingen „ein Leuchtturmprojekt“ entstanden, das den internationalen Kunden gerne gezeigt wird. „Derart grandiose Ideen werden gebraucht, um Leben in alte Gebäude zu bringen“, beglückwünscht Abteilungsdirektor Norbert Böhm die Röttinger. Und er ist sich sicher, „Röttingen geht seinen Weg“. Denn 3,5 Millionen Euro haben Bund und Freistaat Bayern bislang nach Röttingen überwiesen. Mehr als 20 Projekte konnten damit vorangebracht werden. „Das ist gut investiertes Geld“, sagt er. Auch stellvertretende Landrätin Elisabeth Schäfer ist begeistert. „Im Landkreis gibt es nichts Vergleichbares“, sagt sie und freut sich besonders, dass auch Kinder mit Beeinträchtigungen die Spielscheune nutzen können.

    Fast haben es die wartenden Kinder geschafft. Pfarrer Gerhard Hanft hat Erbarmen mit ihnen und den vielen frierenden Zuhörern. Schnell segnet er die Scheune, dann wird das rote Band zerschnitten und dann dürfen sie hinein.

    Mit Riesengebrüll erobern die Kinder die Tunnel-Rutschen, klettern auf die Türme, schaukeln auf der Hängematte im Keller und kriechen durch die Netze. Die mit dem Denkmalpreis der unterfränkischen Kulturstiftung ausgezeichnete Spielscheune kommt bei den wichtigsten Nutzern an. Die Kinder sind begeistert. Und die Eltern zufrieden, dass sie jetzt auch im Winter einen überdachten Spielplatz haben, auf dem sich der Nachwuchs austoben kann. Das Ganze noch dazu bei freiem Eintritt.

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