Acht Monate sind vergangen, seit Vorwürfe gegen Beschäftigte der Kita Greußenheim (Lkr. Würzburg) öffentlich wurden. Eine Erzieherin soll laut Staatsanwaltschaft Würzburg Kinder verletzt und eingesperrt haben. Greußenheims Bürgermeisterin Karin Kuhn und die Leiterin der gemeindeeigenen Kita sollen nach Angaben betroffener Eltern versucht haben, die Übergriffe zu vertuschen.
Nach Recherchen dieser Redaktion hat die Gemeinde Greußenheim die Kita-Leiterin inzwischen entlassen. Bürgermeisterin Karin Kuhn blockt Anfragen weiterhin ab. Das Arbeitsgericht Würzburg bestätigt jedoch, dass "zwischen der ehemaligen Angestellten und der Gemeinde ein Kündigungsrechtsstreit anhängig" gewesen sei.

Nach Auskunft des Gerichts hatte die ehemalige Angestellte Klage erhoben, "weil sie der Auffassung war, es fehle an einem Kündigungsgrund". Und: "Das Verfahren ist durch einen Vergleich beendet worden." Der Vergleich beinhalte eine Abfindungszahlung durch die Gemeinde, über die Höhe könne keine Auskunft erteilt werden. Was hat es mit dieser Kündigung auf sich? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was ist zu welcher Zeit in der Kita Greußenheim geschehen?
Im Dezember 2022 hat die Gemeinde Greußenheim zwei Erzieherinnen wegen "fragwürdiger Erziehungsmethoden" suspendiert, Eltern jedoch nicht weitergehend dazu informiert. Recherchen ergaben, dass Bürgermeisterin Kuhn und die Kita-Leitung seit September von Vorwürfen wussten. Zwei Beschäftigte hatten mitgeteilt, dass eine dritte Erzieherin Kinder grob angepackt und zur Strafe in einen dunklen Raum gesperrt habe. In mindestens einem Fall soll die Erzieherin ein Kind bis zum Erbrechen gefüttert haben. Einer der beiden Beschäftigten wirft die Staatsanwaltschaft vor, dass sie ihre Beobachtungen zu spät mitgeteilt habe. Daher wird auch gegen sie ermittelt.
Warum stehen die Bürgermeisterin und die Kita-Leiterin in der Kritik?
Aus Sicht von Eltern haben die Gemeinde und die Kita-Leitung keine angemessenen Maßnahmen ergriffen, nachdem sie von den Vorwürfen erfahren hatten. Stattdessen soll die hauptbeschuldigte Erzieherin unter einem Vorwand in eine neue Gruppe eingeteilt worden sein. Über den E-Mail Account der Kita-Leitung wurde eine Beförderung der Erzieherin angekündigt. Als sich die Vorwürfe herumsprachen, beschwichtigte die Bürgermeisterin und teilte Anfang des Jahres 2023 mit, dass es "keinerlei körperliche Gewalt" gegeben habe.
Was steht hinter dem Verfahren am Würzburger Arbeitsgericht?
Karin Kuhn hatte angegeben, nicht früher aktiv geworden zu sein, weil ihr Informationen gefehlt hätten. Gleichzeitig hatte sie bekräftigt, dass sie von der Kita-Leiterin gut informiert worden sei. Im März 2023 kündigte die Bürgermeisterin an, Erfahrungsberichte von Eltern sammeln zu wollen. Im April teilte sie mit, die Leiterin der Kita befinde sich im Krankenstand. Gerüchte über eine mögliche Kündigung bestätigte Kuhn nicht. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht lässt darauf schließen, dass Kuhn angesichts der Erfahrungsberichte von Eltern von der Leiterin abgerückt ist. Anfragen dazu beantwortet Kuhn nicht. Auch betroffene Eltern wurden darüber laut eigener Aussage nicht informiert.

Wo stehen aktuell die Ermittlungen der Würzburger Staatsanwaltschaft?
Auf Anfrage dieser Redaktion hatte die Staatsanwaltschaft ein baldiges Ende der Ermittlungen für Mitte Juli angekündigt. Dann äußerte sich jedoch die Hauptbeschuldigte umfassend. Laut Staatsanwaltschaft stritt sie alle Vorwürfe (mutmaßliche Nötigung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung) ab. Die Polizei wurde von der Staatsanwaltschaft daraufhin mit Nachermittlungen und neuen Zeugenvernehmungen beauftragt. Wie lange diese dauern werden, ist unklar.