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Würzburg: Überlastete Notaufnahmen: Das sagen die Würzburger Kliniken zur Notaufnahme-Gebühr

Würzburg

Überlastete Notaufnahmen: Das sagen die Würzburger Kliniken zur Notaufnahme-Gebühr

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    Der Weg zur zentralen Notaufnahme der Uniklinik Würzburg.
    Der Weg zur zentralen Notaufnahme der Uniklinik Würzburg. Foto: Heiko Becker

    Die Notaufnahmen vieler Krankenhäuser sind überlastet. Nach Aussagen des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, liegt dies insbesondere an jenen Patientinnen und Patienten, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Gassen sprach sich vergangene Woche dafür aus, dass diese eine Gebühr entrichten sollen, wenn sie direkt in die Notaufnahme gehen, ohne vorher die Leitstelle anzurufen.

    Eine Absage erteilte Gesundheitsminister Karl Lauterbach der Idee: Es werde intensiv über die Neustrukturierung der Notfallversorgung diskutiert, nicht aber über eine Gebühr, berichtete die Main-Post vor einigen Tagen. Auch von anderen Seiten erntete der Vorschlag Kritik. Was aber denken Kliniken, die über eine Notaufnahme verfügen, über den Vorstoß?  Wir haben im Würzburger Klinikum Mitte (KWM) und im Universitätsklinikum (UKW) nachgefragt.

    Ist es auch in Würzburgs Notaufnahmen so, dass viele Nicht-Notfälle behandelt werden müssen? Und inwieweit geht dabei wertvolle Zeit für schwere Fälle verloren?  

    Wie der Leiter der Pressestelle des Universitätsklinikums (UKW) Stefan Dreising erklärt, "kommen in der weit überwiegenden Zahl die Patientinnen und Patienten, die eigenständig die UKW-Notaufnahme aufsuchen, auch mit relevanten Beschwerden". Aber: Auch am UKW gebe es in einzelnen Fällen Menschen, die nicht in eine Notaufnahme gehörten, sondern ambulant gut versorgt werden könnten. "Diese Patienten binden natürlich dann auch die Zeit des Personals", so Dreising.

    Aus dem Klinikum Mitte (KWM) heißt es: "Wenn Patienten mit gesundheitlichen Beschwerden in unsere Notaufnahme kommen, nehmen wir diese immer ernst und versorgen sie dementsprechend." Aufgabe in der Notaufnahme sei es, im Rahmen der sogenannten Triage festzustellen, wie schwer eine Erkrankung beziehungsweise Verletzung ist. "Selbstverständlich kommt es dabei auch vor, dass wir Patienten identifizieren, die durch einen Hausarzt weiterversorgt werden können", erklärt Dr. Elisabeth Bösl, Chefärztin der Notfallmedizin. Ebenso sorge dieses Vorgehen aber auch dafür, "dass Patienten mit lebensbedrohlichen Notfällen umgehend als solche erkannt und versorgt werden". Die Triagierung (Anmerkung der Redaktion: die Priorisierung von Behandlungen nach bestimmten Kriterien), so die Chefärztin am KWM, stelle also sicher, dass weniger schwerwiegende Versorgungen die Behandlung akuter Notfälle nicht beeinträchtigen.

    Wie gut kann ein Laie seine Symptome als Notfall oder Nicht-Notfall einschätzen?

    "Ganz klar: Ein medizinischer Laie kann dies nicht. Die telefonische Kontaktaufnahme über eine zentrale und kompetent besetzte Telefonberatung, wie Herr Gassen sie gefordert hat, kann hier durchaus einen Beitrag zur richtigen Einschätzung und Lenkung der Patienten leisten", heißt es aus dem UKW. Dieses Prinzip müsste, so Stefan Dreising, nur stärker beworben und bekannt gemacht werden. Elisabeth Bösl aus dem KWM erklärt, "Gesundheit ist kein eindeutig definiertes Konstrukt. Wer sich krank fühlt, ist es auch." Es gebe zwar Symptome, die auf einen medizinischen Notfall hinweisen – zum Beispiel Bewusstseinsverlust oder akuter Thoraxschmerz –, die Wahrnehmung der eigenen Erkrankung und ihrer Schwere sei jedoch subjektiv. "Deshalb ist eine saubere Triage durch medizinisches Personal der Notaufnahme erforderlich", so Bösl.

    Wie stehen die Kliniken grundsätzlich der Forderung des Kassenarztchefs Gassen gegenüber? Welche Vor- und welche Nachteile hätte eine Notaufnahme-Gebühr?

    Gerade mit Blick auf die ehemalige Praxisgebühr sei unklar, ob dies einen Effekt hätte, erklärt Stefan Dreising für das UKW. Zudem seien damit viele Fragen verbunden, etwa was mit diesen Mitteln geschehen solle. "Auch Fragen der konkreten Umsetzung im Alltag der Notaufnahmen sind hier durchaus kritisch zu sehen – auch angesichts des bürokratischen Aufwandes", so Dreising. Aus dem KWM heißt es klar: "Die Forderung erscheint uns durch die fehlende Bewertbarkeit nicht umsetzbar. Unser Interesse gilt daher vorrangig neuen Konzepten der Notfallversorgung, wie sie aktuell in der Politik diskutiert werden."

    Wie könnte eine Neustrukturierung der Notfallversorgung aussehen, sodass eine optimale Versorgung gewährleistet ist/bleibt?

    "Für eine gute Notfallversorgung ist eine ausreichende Finanzierung sämtlicher Bereiche dieser Aufgabe wichtig. Dazu zählen der ambulante Bereich, die Rettungsdienste und natürlich die Notfallversorgung in den Kliniken", heißt es aus dem UKW. In der angestrebten Krankenhausreform sei eine entsprechende neue Finanzierung der "Vorhaltekosten" im Gespräch, dieser Vorschlag zeige in die richtige Richtung, erklärt Stefan Dreising.

    Zudem sei die enge Zusammenarbeit zwischen den Kliniken, dem ambulanten Bereich und den Rettungsdiensten enorm wichtig. "Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es oftmals Situationen gab, in denen die UKW-Notaufnahme besonders stark belastet war", so Dreising. Eine enge Abstimmung mit Kliniken im ländlichen Bereich sei dabei wichtig, etwa durch bestehende Netzwerke, "wie es sie am UKW gibt, beispielsweise das Traumanetzwerk". Generell, so der Pressesprecher am UKW, sei es eine kontinuierliche Aufgabe, die hohe Qualität der Notfallversorgung auch zukünftig zu sichern - angesichts der hohen Belastungen sowohl im ambulanten Bereich als auch in den Kliniken.

    Aus dem KWM heißt es, dass eine optimale Versorgungsstruktur allen Patienten mit akuten gesundheitlichen Beschwerden "zu jeder Zeit an einem Ort einen zentralen Ansprechpartner" bieten sollte. An einem "gemeinsamen Tresen" kann, so Dr. Elisabeth Bösl, "die Triage durchgeführt und direkt entschieden werden, ob die Erkrankung bzw. Verletzung ambulant oder in der Notaufnahme versorgt werden soll".

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