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Güntersleben: Umbau der Abwasser-Entsorgung

Güntersleben

Umbau der Abwasser-Entsorgung

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    Regenrückhaltebecken im Baugebiet "Platte" nehmen das überschüssige Regenwasser aus den privaten Zisternen auf und sorgen für eine gedrosselte Abgabe des Regenwassers in das Kanalsystem.
    Regenrückhaltebecken im Baugebiet "Platte" nehmen das überschüssige Regenwasser aus den privaten Zisternen auf und sorgen für eine gedrosselte Abgabe des Regenwassers in das Kanalsystem. Foto: Ammon

    Nur wenige Gemeinden wagen es, ihr altes Abwassernetz von einem Mischwasser- in ein Trennwassersystem umzurüsten. Was abschreckt, sind die vermeintlich zu hohen Kosten. Dass sich eine schrittweise Umstellung für die Bürger jedoch auch finanziell lohnen kann, zeigt die Gemeinde Güntersleben. Möglich wurde dies mit der Neugestaltung der Ortsmitte ab 2018 mit Mitteln der Städtebauförderung. "Es war ohnehin nötig, die Straße aufzugraben und schadhafte Kanäle zu erneuern", erinnert sich Bürgermeisterin Klara Schömig, damals noch Kämmererin, an die richtungsweisende Entscheidung des damaligen Gemeinderats. "So hat man die Chance genutzt, die Weichen neu zu stellen."

    Die lange Thüngersheimer Straße war eine geeignete Stelle, um anzusetzen. Über sie floss bisher das Abwasser von den beidseitig bebauten Hängen in einen Hauptsammler und weiter in die Kläranlage. Der Mischwasserkanal hatte sich jedoch bereits an der oberen Gren­ze der Aus­las­tung befunden. "Bei stärkerem Regen war die Gefahr groß, dass es zu einem Rückstau des Abwassers kommt", erinnert sich die Bürgermeisterin. Es sei daher naheliegend gewesen, zusätzlich zum Hauptsammler einen Regenwasserkanal zu verlegen. In der stellenweise sehr schmalen Straße war dies nicht ganz einfach. Statt wie üblich neben, wurde er über dem in vier Meter Tiefe verlaufenden Hauptkanal verlegt.

    Nur noch Schmutzwasser

    Der neue Kanal nimmt nun das Regenwasser von den angrenzenden Hausdächern auf und gibt es direkt in den Dürrbach ab. Außen vor bleiben die Hofflächen und die Zufahrten. Das stärker belastete Regenwasser muss weiterhin ebenso wie das von den Straßen oder den Parkplätzen in den früheren Mischwasserkanal abgegeben werden. Für den Hauptkanal und damit auch die Kläranlage bedeutet dies eine deutliche Entlastung. Er konnte damit bleiben, wo er ist, und mit einer im Vergleich zu einem Neubau günstigen Inliner-Sanierung erneuert werden. Dabei wurde das Rohrinnere mit einer Art Gummiüberzug abgedichtet. Der Querschnitt ist kleiner, aber er reicht aus, um nun nur noch das Schmutzwasser aufzunehmen.

    Auch für die Anwohner in der Thüngersheimer Straße bedeutet dies einige Änderungen. Die Hausanschlüsse der meist direkt an die Straße gebauten Häuser mussten angepasst werden. Da sich die Abflüsse im öffentlichen Raum befinden, kommt hierfür die Gemeinde auf. Bei späteren Änderungen in den hinteren Bereichen ihrer Anwesen sind allerdings die Anwohner aufgefordert, auf eigene Kosten die Dächer an den Regenwasserkanal anzuschließen. "Wenn sich eine Gemeinde einmal für eine Mischsystem entschieden hat, ist das nur schwer rückgängig machen lässt", erklärt denn auch Richard Kemmer, Leiter des Bauhof und zuständig für den Tiefbau der Gemeinde.

    System ein Kompromiss

    Da zudem nur das Regenwasser von den Dächern unmittelbar in den Bach abgegeben werden darf, stellt das Günterslebener Trennsystem gewissermaßen einen Kompromiss dar. Für das übrige Regenwasser wäre zuvor eine Reinigung in einem Absenkbecken nötig. Die direkte Abgabe von Regenwasser in den Dürrbach erfordert eine genaue Planung: Um besonders bei Starkregen den schmalen, eher wasserarmen Bach nicht zu überfordern und ihn übermäßigem "Stress" auszusetzen, sind Rückhalteräume für Regenwasser oberhalb des Ortes nötig. An sechs Standorten im Ochsengrund oder dem Sandgraben könnten Regenrückhaltebecken entstehen, die das Wasser allmählich an den Bach abgeben. Insgesamt fordert das Wasserwirtschaftsamt ein Volumen von 2400 Kubikmetern.

    Weitere Maßnahmen, um die Menge des abgegebenen Wassers gering zu halten, sind Regenwasser-Zisternen, die das Regenwasser vor Ort versickern lassen. Im Neubaugebiet "Platte" hatte die Gemeinde die von ihr an Bauherren weiterverkauften Grundstücke noch vor dem Verkauf mit Regenwasserzisternen ausgestattet. Auch gibt es mehrere Rückhaltebecken im Baugebiet, die auch eine Versickerung ermöglichen. Bei der Nachverdichtung setzt die Gemeinde zudem auf Festsetzungen im Bebauungsplan.

    Nur der Anfang

    Die Thüngersheimer Straße und das Baugebiet waren nur der Anfang. Die nächste Etappe hat mit der Sanierung von vier Altortgassen begonnen. Auch hier verlegen die Arbeiter einen getrennten Regenwasserkanal. "Schritt für Schritt werden alle Straßen umgestellt", erklärt Bürgermeisterin Schömig. Ein solches System müsse "wachsen". Vier oder fünf Jahrzehnte könne es dauern, bis auch die letzte Straße an das Trennsystem angeschlossen ist. Für die Umwelt ist jedoch jede Straße, die dazu kommt: Die Fracht, die Mischwasserkanalsysteme bei Starkregen ungeklärt an die Bäche abgeben, ist weder für die Umwelt gut noch besonders appetitlich anzusehen.

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