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Würzburg: Umsatzeinbrüche in der Würzburger Innenstadt: "Die Krisen sind endgültig auch in Würzburg angekommen"

Würzburg

Umsatzeinbrüche in der Würzburger Innenstadt: "Die Krisen sind endgültig auch in Würzburg angekommen"

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    Sommer in der Stadt: Aktuell ist eine große Kaufzurückhaltung in Würzburg zu spüren.
    Sommer in der Stadt: Aktuell ist eine große Kaufzurückhaltung in Würzburg zu spüren. Foto: Thomas Obermeier

    Die anhaltende und spürbare Auswirkung der Inflation hat eine bedauerliche Realität für den lokalen Einzelhandel geschaffen. Viele Unternehmen haben mit einem unerwarteten und tiefgreifenden Problem zu kämpfen: Umsatzeinbrüche, die in direktem Zusammenhang mit der steigenden Inflationsrate stehen. Hinzu kommen die umsatzschwächeren Wochen während der Sommerfeiern.

    In der Region Bonn war der Umsatzeinbruch im Handel beispielsweise noch nie so groß wie während der diesjährigen Sommerferien. Insgesamt beklagen 62 Prozent der Händler Umsatzrückgänge. Während der Einzelhandel bereits während der Pandemie Herausforderungen bewältigen musste, hat die zunehmende Inflation die Situation noch verschärft - das zeigt sich auch in Würzburg.

    "Seit die Politik angefangen hat, den Bürgern Angst zu machen, haben wir weniger Umsätze"

    "Im Prinzip ist der August kein schlechter Monat, da viele Touristen in Würzburg sind, da tangiert uns die Ferienzeit eher weniger", sagt Christine Moritz-Thomas, Inhaberin von Charisma Juweliere. Trotzdem berichtet sie von rückläufigen Umsätzen. Schuld macht sie dafür die Politik und die Inflation. "Seit die Politik angefangen hat, den Bürgern Angst zu machen, haben wir weniger Umsätze", sagt sie. 

    Sie spricht von ihren Ängsten. "Wenn man sieht, dass die großen Filialisten der Reihe nach schließen, ist das angsteinflößend". Vor Kurzem schloss das Schuhhaus Görtz in der Eichhornstraße, der Schuhladen Salamander in der Schönbornstraße verkündete kürzlich sein Aus und die Modekette Hallhuber am Kürschnerhof schloss bereits im Juni für immer ihre Türen. "Alles 1A-Lagen. Vor ein paar Jahren wären diese Läden keinen einzigen Tag leer gestanden", so Moritz-Thomas.

    "Unsere Kunden sind nicht unbedingt die Menschen, die jeden Euro umdrehen müssen. Wir verkaufen nicht Butter und Brot, wir verkaufen Luxusartikel." Trotzdem merke sie die Inflation deutlich an ihren Umsätzen. "Jeder schwimmt auf der Welle mit, in den Medien gibt es schließlich nur noch negative Nachrichten." Es sei "ein einziger Kampf geworden, das zermürbt jeden." 

    Inflation deutlich an einer Kaufzurückhaltung zu spüren

    Auch Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß", erzählt Erschreckendes: "Die Entwicklung ist bedenklich", sagt er. Bis Mai habe der Frequenzzähler in der Innenstadt eine gute Entwicklung messen können. "Die Tendenz ging aufwärts, wir näherten uns dem 2019-Niveau, also Vor-Corona-Niveau, an." Seit Juni seien die Zahlen der Passanten jedoch drastisch gesunken. Konkret heißt das, lagen die Zahlen im Juni, Juli und August 2019 noch bei etwa 900.000 bis 950.000, liegen sie heuer rund jeweils 150.000 darunter. 

    Wolfgang Weier ist seit zehn Jahren Chef des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß". 
    Wolfgang Weier ist seit zehn Jahren Chef des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß".  Foto: Thomas Obermeier

    "Gerade gehen die Zahlen zwar wieder etwas aufwärts, aber auf erkennbar niedrigerem Niveau, als es Anfang des Jahres der Fall war", so Weier. Die Touristenzahlen würden sich hingegen gerade "stark erholen"; dies habe er von einem zuständigen Kollegen gehört. "Touristen kommen und geben auch ordentlich Geld aus, so wie man es halt gerne im Urlaub mal macht." Aber im Alltag sei die Inflation deutlich an einer Kaufzurückhaltung der Bevölkerung zu spüren. "Die Menschen haben ganz massive Zukunftsängste" und: "Die Krisen sind endgültig auch in Würzburg angekommen", so Weier. 

    Dennoch gibt er eine kleine Entwarnung: "Das sollte nicht überbewertet werden, denn die starken Monate kommen noch." Laut Weier beginnen diese üblicherweise nach den Sommerferien, er zählt den Mantelsonntag oder den Super Shopping Friday im Herbst auf. Das Weihnachtsgeschäft zählt zudem zur umsatzreichsten Zeit des Jahres. "Das Kind ist also noch nicht in den Brunnen gefallen", so Weier. "Trotzdem ein Aufruf an Alle: Unterstützt den lokalen Einzelhandel und vermeidet Käufe im Internet."

    Einfahrtszahlen in Parkgaragen teilweise unter 2019-Niveau

    Die Kaufzurückhaltung schlägt sich auch in Teilen in den Parkgaragen nieder. In einigen der insgesamt 16 Parkgaragen, die die WVV betreibt, liegen die Zahlen der Einfahrten noch hinter dem Referenzjahr 2019, erklärt Pressesprecherin Cornelia Wagner. Diese Zahlen lassen sich laut Wagner teilweise auf das geänderte Mobilitätsverhalten - sie nennt das 49-Euro-Ticket als Beispiel - sowie Homeoffice zurückführen. "Des Weiteren spiegelt sich (seit Corona-Zeiten) der Trend zu Interneteinkäufen wider."

    Der bundeseinheitliche Schnitt der Einfahrtfrequenzen liege aktuell bei bis zu acht Prozent hinter dem Referenzjahr, je nach Objektstandort. Wobei in den letzten Monaten die Einfahrtszahlen wieder steigen würden. Dieser Trend spiegele sich auch teilweise in den Würzburger Parkobjekten wider.

    Kritik: Oft geraten die Unternehmer in Vergessenheit

    "Lokaler Handel braucht Kunden", weiß auch Uta Wandera vom Handelsverband Unterfranken. Und die scheinen aktuell zurückhaltender zu sein. "Die Situation ist nicht einfach, wir schauen sorgenvoll auf das Ganze, da spiegelt sich die allgemeine Situation wider." 

    Sie kritisiert, dass dabei oft die Unternehmer in Vergessenheit geraten. "Oft denken die Menschen nur an die Verbraucher. Dabei sind die Unternehmen in der Zange zwischen der allgemeinen Lage und den Verbrauchern." Denn die Inflation schlage sich auch im Handel nieder, "und die Verunsicherungen, die die Menschen haben, haben auch die Geschäftsleute."

    Die Kaufzurückhaltung sei gerade deutlich spürbar, das liege jedoch nicht allein an der Inflation, sondern auch am Wetter, sagt sie. "Wenn ich auf unseren Sommer zurückblicke, war es entweder zu heiß oder es hat geregnet, da geht doch keiner gerne raus", so Wandera. 

    August ist kein guter Monat für den Einzelhandel

    Das kann auch Daniela Binder vom Laden Crystal in der Eichhornstraße bestätigen. Sie ist zudem Kreisvorsitzende des Handelsverbandes und steht somit im Austausch mit anderen Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern. Der August sei ihrer Aussage nach nie ein Monat, an dem ein guter Umsatz gemacht werde. Lediglich der Sommerschlussverkauf locke die Menschen ein wenig in den Handel. "Würzburg mit der Kessellage ist im Sommer oft einfach zu heiß zum Einkaufen."

    Sie persönlich merke bei ihren Kundinnen und Kunden auch eine gewisse Kaufzurückhaltung - diese sei jedoch nicht gravierend. Sie möchte der Inflation nicht alles in die Schuhe schieben und sieht das Wetter auch als Grund. "Man muss das Große und Ganze sehen, nicht immer nur einen Punkt." So seien auch die Baustellen in der Stadt Schuld, dass viele gar nicht erst in die Innenstadt zum Einkaufen kommen.  

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