Große Gemüsebauern wünschen sie sich – andere Landwirte, manche Gemeinden und Naturschützer sehen es kritisch: Mainwasser zur Bewässerung der Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg. Jetzt haben Behördenvertreter sich nach Wahrnehmung der Redaktion so geäußert, als sei das umstrittene Projekt bereits beschlossene Sache.
Wasser ist in der Bergtheimer Mulde knapp. Landwirte, die Gemüse anbauen, brauchen mehr Bewässerung, weil es durch die Klimakrise trockener wird. Sie bekommen aber weniger, weil das Grundwasser, von dem sich die Betriebe viele Jahre lang großzügig bedienen durften, drastisch zurückgeht.
Machbarkeitsstudie soll erst nächstes Jahr fertig werden
Bund Naturschutz und engagierte Bürger von "Wasser am Limit" oder der "Zukunftsinitiative Land(wirt)schaft" fordern deshalb eine Wende zu wassersparenden und naturnahen Anbaumethoden wie mehr Hecken und weniger Abflussgräben auf den Feldern. Rund ein Dutzend Landwirte, die sich in einem Bewässerungsverband zusammengeschlossen haben, setzen auf Mainwasser.
Dieses soll im Winter in Speicherbecken gepumpt werden, um damit im Sommer zu bewässern. 2022 wurde eine vom bayerischen Umweltamt geförderte Machbarkeitsstudie begonnen, die klären soll, ob der Bau einer acht Kilometer langen Leitung von Eisenheim in die Bergtheimer Mulde wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist.
Dass diese Untersuchung "ergebnisoffen" sei, betonten das für die Region zuständige Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, aber auch CSU-Politiker, wie der Bergtheimer Bürgermeister Konrad Schlier und der Würzburger Landrat Thomas Eberth. Laut Landratsamt wird das beauftragte Ingenieurbüro Ergebnisse Mitte 2025 vorstellen.
Landwirte könnten mit Mainwasser planen und Speicherbecken bauen
Bei einem "Fachgespräch" im März in Bergtheim klang das Ergebnis jetzt weniger offen. Einige Aussagen von Behördenvertretern konnten so verstanden werden, als sei das Projekt bereits in trockenen Tüchern. Axel Bauer, Sachgebietsleiter der Regierung von Unterfranken, nannte es vor Landwirten eine "Zwischenlösung", dass sie jetzt weniger Grundwasser bekommen. "In rund 15 Jahren" könnten sie mit Mainwasser rechnen.
Außerdem empfahlen Vertreter von Wasserwirtschaftsamt und Regierung den anwesenden Bauern, "zügig" mit dem Bau von Speicherbecken anzufangen. Bis die Leitung zum Main fertig sei, könnten die Becken zum Sammeln von Regenwasser oder als Speicher von Grundwasser genutzt werden, wenn in nassen Jahren die Mengen nicht ausgeschöpft wurden.
Behörden dementieren, Zusagen gemacht zu haben
Nach der Veranstaltung konfrontierte die Redaktion die Behörden mit diesen Aussagen. Die Pressestelle der Regierung erklärte: So sei das nicht gesagt worden. Den Landwirten sei nicht zum zügigen Bau von Speicherbecken geraten worden. "Vielmehr wurde ausgeführt, dass Grundlage für eine Umstellung der Bewässerung das in Bearbeitung befindliche Bewässerungs- und Landnutzungskonzept ist. Wenn dieses fertig ist und sich daraus ergibt, dass eine Mainwasserbeileitung künftig möglich ist und an welchen Stellen hierzu Speicherbecken benötigt werden, wäre es denkbar, den Bau von Becken zeitlich vorzuziehen." Im Rahmen dieses Konzeptes "muss angestrebt werden, dem Main in abflussstarken Zeiten über einen möglichst langen Zeitraum geringe Wassermengen zu entnehmen."

Auch das Wasserwirtschaftsamt betont im Nachhinein, dass in der Studie ergebnisoffen "mögliche Optionen der Wasserbereitstellung untersucht werden". Eine Empfehlung zur Investition in Speicherbecken sei nicht ausgesprochen worden.
Bürgermeister Schlier und andere Teilnehmer haben die Aussagen auch gehört
Andere Teilnehmer des "Fachgespräch" bestätigen die Beobachtung der Redaktion beim "Fachgespräch". Zum Beispiel Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier. Er sagt auf Anfrage der Redaktion, dass er sich dort über die optimistische Haltung der Behördenvertreter zum Mainwasser-Projekt gewundert habe. Schlier kritisiert, dass so der Eindruck entstehen könne, "die Machbarkeitsstudie werde nur durchgeführt, weil man sie für die Beantragung von Fördermitteln braucht".

Als Vorsitzender der kommunalen Allianz "ILEK Würzburger Norden" hat Schlier die Machbarkeitsstudie beauftragt und sagt: "Die Studie muss ergebnisoffen durchgeführt werden. Denn sie hat den Auftrag, mögliche Konflikte des Mainwasser-Projektes mit dem Arten- und Umweltschutz sowie der fränkischen Kulturlandschaft zu analysieren." Und: Er werde sich "vehement" dafür einsetzen, dass dies auch so gemacht wird.
Landwirte bekommen jetzt viel weniger Grundwasser
Beim "Fachgespräch" teilten die Behörden außerdem mit, dass Betriebe künftig deutlich weniger Wasser bekommen. Aufgrund der klimabedingten, geringeren Neubildung an Grundwasser haben die Behörden festgelegt, dass es pro Hektar Ackerfläche nur noch etwa 150 Kubikmeter Wasser im Jahr gibt. Bis 2020 waren es doppelt so viel. Allerdings wird laut Wasserwirtschaftsamt diese neue Berechnung aufgrund der "Verhältnismäßigkeit" in Einzelfällen nicht sofort angewandt, um Betrieben Zeit zu geben, sich darauf einzustellen.

Regierungsvertreter Bauer versicherte den Landwirten: "Der regionale Gemüseanbau ist uns wichtig." Aber mit der knappen Ressource Wasser müsse angemessen umgegangen werden. Aufgrund des "Verschlechterungsverbots" sei eigentlich gar keine Entnahme von Grundwasser mehr möglich.
Regierungsvertreter Bauer: "Wir haben uns hier schon weit aus dem Fenster gelehnt"
Das Verschlechterungsverbot ist eine Vorgabe des Wasserhaushaltsgesetzes und bedeutet, dass sich der Zustand von Gewässern oder des Grundwassers durch behördliche Vorhaben nicht verschlechtern darf. Bauer sagte im Hinblick auf die Mengen, die Landwirte jetzt bekommen: "Wir haben uns hier schon weit aus dem Fenster gelehnt."
Dazu ergänzt die Pressestelle der Regierung, dass laut aktuellen Untersuchungen "landwirtschaftliche Entnahmen nur zu einem geringen Anteil von rund zehn Prozent für die negative Jahreswasserbilanz verantwortlich sind. Die Bedeutung landwirtschaftlicher Wasserentnahmen ist damit in der Gesamtbetrachtung eher von geringer Bedeutung".