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WÜRZBURG: Umstrittenste Frau der deutschen Romantik

WÜRZBURG

Umstrittenste Frau der deutschen Romantik

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    Sechs Jahre vorher war sie gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann, dem zwölf Jahre jüngeren Philosophieprofessor Friedrich Wilhelm Schelling, nach Würzburg gekommen, wo das Paar im Westflügel der Universität, heute „Alte Universität“, eine geräumige Amtswohnung bezog.

    Beide mischten das akademische Bürgertum der Stadt ganz schön auf. Caroline hatte eine „spitze Zunge“, Schelling, als Repräsentant eines neuen Geistes in Kunst und Philosophie an der Universität viele Neider.

    Auf Wunsch des bayerischen Ministers Montgelas – Franken war als Folge der napoleonischen Kriege an Bayern geraten– sollte der Philosophie-Star norddeutsche, protestantische Gelehrte nach Würzburg locken. Was gelang und dazu führte, dass sich die Hörsäle der anderen Professoren leerten.

    Dazu kam noch der zweifelhafte Ruf seiner Frau. Caroline, bereits in dritter Ehe (einmal verwitwet, einmal geschieden), hatte in Mainz mit französischen Revolutionären sympathisiert, was ihr gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Auguste aus erster Ehe mit dem Göttinger Arzt Böhmer zwei Monate Festungshaft eingebracht hatte. Nach ihrer Entlassung war sie nirgendwo willkommen.

    Aus einer Liaison mit einem jungen bildhübschen Franzosen erwartete sie ein Kind, einen Jungen, den sie zur Welt brachte und lieben wollte, der aber bei Pflegeeltern starb. Nur die Brüder Schlegel nahmen sich ihrer an. August Wilhelm, dessen Antrag die um ein paar Jahre Ältere in besseren Tagen schon einmal ausgeschlagen hatte, heiratete sie in ihrer Not, und dazu gehörte durchaus Mut.

    „Sie sitzt nun völlig verlassen bei ihren Meubles. Es kommt niemand mehr zu ihr. Die Törin. Es wäre zweckmäßiger für ihre Lage, wenn sie wüsste, wie man eine gute Suppe kocht und eine Wasch behandeln muss.“

    Eine Würzburgerin süffisant über Caroline Schlegel-Schelling

    Caroline dankt es ihm als gebildete und sprachbegabte Unterstützerin bei seinen Shakespeare-Übersetzungen. Die gemeinsame Wohnung des Paares in Jena wurde Treffpunkt einer geistigen Elite der Frühromantik. Alles was damals intellektuellen Rang und Namen hatte, gehörte dazu, und im Mittelpunkt brillierte Caroline. Hier traf sie ihre einzige wirkliche Liebe: August Wilhelm Schelling, 25 Jahre alt, aufgehender Star der Philosophie.

    Die Verbindung wurde zum Skandal, und Caroline Zielscheibe gehässiger Kritik. Als die geliebte Tochter Auguste aus erster Ehe starb, glaubten sich beide gestraft, hielten aber an ihrer Liebe fest.

    Schlegel akzeptierte die Situation, ging nach Berlin. Scheidung (Goethe hat dabei geholfen), vierzigjährig heiratete Caroline den vergötterten Schelling, der bei ihrem Tod sagen wird: „O, etwas in der Art kommt nie wieder“. Denn ihr Einfluss auf den Philosophen und sein Werk durch ihre Persönlichkeit und „ihr geistiges Wesen“ wie es Karl Jaspers ausdrückte, war wohl groß.

    Dieses interessante Paar also lebte drei Jahre lang in Würzburg. Die Schellingstraße erinnert daran. Man sagt, Caroline habe versucht, hier ein gastfreundliches Haus zu führen, vielleicht hat sie gehofft, wie in Jena, Mittelpunkt eines geistreichen Kreises zu werden.

    Doch kam dies im wenig weltoffenen Umfeld der Würzburger Universität dieser Jahre schlecht an. Die Kollegen Schellings, vor allem aber deren Ehefrauen, waren nicht amüsiert und äußerten das in Briefen und Tagebüchern.   So wird gern eine Frau von Hoven zitiert, die schrieb: „Sie sitzt nun völlig verlassen bei ihren Meubles. Es kommt niemand mehr zu ihr . . . Die Törin. Es wäre zweckmäßiger für ihre Lage, wenn sie wüsste, wie man eine gute Suppe kocht und eine Wasch behandeln muss.“

    Caroline ihrerseits sparte in ihren Briefen ebenfalls nicht mit mit boshaften Bemerkungen über die Würzburger Zeit. Und weil auch die Intrigen gegen Schelling zunahmen, zog das Paar weiter nach München. Carolines Tod drei Jahre später ließ Schelling zunächst verstummen,

    1812 allerdings heiratete er eine junge Frau, die ihm noch sechs Kinder schenkte. Und noch einmal leuchtete sein Stern am Himmel der Philosophie in München unter König Ludwig I. Im Jahr 1841 rief ihn Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nach Berlin, doch blieben die Zuhörerer weg, 1854 starb er 79-jährig während eines Kuraufenthaltes in der Schweiz.

    Da wäre Caroline, über deren Tod er so fassungslos war, 91 Jahre alt gewesen. Ihm und der Nachwelt aber blieb sie auf einem Gemälde von J.F.A. Tischbein aus dem Jahr 1798 als zauberhafte Erscheinung in Erinnerung. „Sie war ein eigenes, einziges Wesen, man musste sie ganz oder gar nicht lieben“, schwärmte der Witwer.

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