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Würzburg/Aschaffenburg: Umweltschützer kritisieren Bewässerungspraxis in der Bergtheimer Mulde

Würzburg/Aschaffenburg

Umweltschützer kritisieren Bewässerungspraxis in der Bergtheimer Mulde

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    Bei der Beregnung mit Sprengern verdunstet viel Wasser. Eine Alternative ist Tropfbewässerung über Schläuche am Boden.
    Bei der Beregnung mit Sprengern verdunstet viel Wasser. Eine Alternative ist Tropfbewässerung über Schläuche am Boden. Foto: Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Dürfen einige Landwirte im Würzburger Norden weiter ihre Felder mit Millionen von Litern Grundwasser bewässern? Oder wird diese Praxis beendet, weil in der Bergtheimer Mulde zwischen Estenfeld und Eßleben im Landkreis Würzburg das Grundwasser abnimmt? Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das auch für die Region Würzburg zuständig ist, entscheidet gerade über neue Wasserrechte von vier großen Betrieben. Diese durften bislang zusammen rund 280 Millionen Liter Wasser jährlich kostenlos für die Bewässerung ihrer Felder entnehmen - das ist mehr als die Hälfte der gesamten Menge an Grundwasser für die Landwirtschaft in der Bergtheimer Mulde.

    Wie berichtet, laufen die Wasserrechte von vier Landwirten in Bergtheim, Hausen und Unterpleichfeld (Lkr. Würzburg) zum Jahresende aus. Aktuell entscheiden Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt Würzburg über die künftigen Mengen. "Im laufenden Verfahren" nennt die Behörde keine Zahlen. Radikal gekürzt werden soll aber nicht.

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    Verknüpfung der Wasserentnahme mit Art der Bewässerung gefordert

    Die Würzburger Umweltorganisation Agenda 21 Arbeitskreis "Wasser am Limit" fordert dagegen eine drastische Reduzierung der Bewässerung. "Solche großen Mengen dürfen nicht mehr entnommen werden", sagt Norbert Herrmann, Sprecher der Initiative. "Seit fast 20 Jahren weiß man, dass das Grundwasser in der Bergtheimer Mulde abnimmt", erklärt Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe vom Bund Naturschutz (BN) in Würzburg. Diese Tatsache hätten die Behörden lange ignoriert, statt die Landwirtschaft auf wassersparende Methoden umzustellen.

    "Betriebe, die Grundwasser wollen, sollten dazu verpflichtet werden, humusreiche, wasserspeichernde Bodenschichten aufzubauen und trockenresistente Feldfrüchte zu kultivieren", sagt Jodl. Die Bewässerung mit Sprengern, bei der viel Wasser verdunstet, sollte ganz verboten werden. Eine Verknüpfung der Wasserentnahme mit der Art und Weise der Bewässerung fordert auch der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (SPD). "Das ist einer der maßgeblichen Punkte für eine zukunftsgerechte Wasserentnahme."

    In den meisten Bundesländern müssen alle für Wasser zahlen  

    "Es gibt ja auch Bauern in der Bergtheimer Mulde, die nicht bewässern oder solche, die Niederschlagswasser in Zisternen dafür sammeln", sagt "Wasser am Limit"-Sprecherin Andrea Angenvoort-Baier. Doch so lange das Wasser aus dem Boden kostenlos ist, fehle der Anreiz, solche Alternativen zu nutzen. Deshalb fordert die Initiative, dass künftig jeder ohne Ausnahme für Wasser zahlen soll. In 13 von 16 Bundesländern wird Landwirtinnen und Landwirten die Nutzung von Grundwasser bereits in Rechnung gestellt. 

    Steffen Jodl vom BN führt auch rechtliche Argumente an: "Wenn das Grundwasser abnimmt, darf keines mehr entnommen werden." Dies verlange auch die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Dass es weniger regnet, die Sommer heißer werden und damit der Zufluss ins Grundwasser in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch in dieser Region zurückgegangen ist, ist unstrittig. Ebenso, dass in der Bergtheimer Mulde in dieser Zeit gleichzeitig immer mehr Gemüse und Blumen angebaut wurden, die bewässert werden müssen. Die Initiative "Wasser am Limit" kritisiert, dass konkrete Zahlen zur Neubildung des Grundwassers fehlen würden, anhand derer man die Auswirkungen dieser Entwicklung beurteilen könne.      

    Laut Friedrich Altmann, Chef des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, soll es genau diese konkreten Zahlen jedoch in einigen Monaten geben. Dann soll der Abschlussbericht des Landschaftswasserhaushaltsmodells präsentiert werden. Dabei handelt es sich um eine sehr komplexe Modellierung der Grundwasserverhältnisse, der Landschaft und der Oberflächengewässer in der Bergtheimer Mulde.

    Von den Ergebnissen der Untersuchung soll abhängen, wie viel Wasser in Zukunft entnommen werden darf. Die Genehmigungen für die vier großen Betriebe, die weiterhin 280 Millionen Liter Wasser pro Jahr entnehmen möchten, werden aber wahrscheinlich schon vorher erteilt sein.    

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