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WÜRZBURG: Uni: Sprachkurse ausgelagert, Lehrbeauftragte schlecht bezahlt

WÜRZBURG

Uni: Sprachkurse ausgelagert, Lehrbeauftragte schlecht bezahlt

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    Das Sprachenzentrum der Uni Würzburg stößt dieses Semester an seine Grenzen.
    Das Sprachenzentrum der Uni Würzburg stößt dieses Semester an seine Grenzen. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Es rumort rund um das Zentrum für Sprachen (ZfS) der Uni Würzburg. In den vergangenen Wochen nahmen Personen aus dem Umfeld des ZfS Kontakt mit der Redaktion auf. Von „schlechter Bezahlung“, „hoffnungsloser Überlastung“ und gar „dunklen Machenschaften“ war dabei die Rede. Hintergrund ist ein elf Seiten starkes Papier mit Informationen über die finanzielle Lage des ZfS sowie die Vergabe von Sprachkursen an einen externen Dienstleister ohne vorherige Ausschreibung.

    Wer aus dem Ausland kommt und ein reguläres Fachstudium aufnehmen möchte, muss die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang – kurz DSH – ablegen. Einige Vorbereitungskurse auf diese DSH-Prüfung lässt die Uni im laufenden Wintersemester von der Würzburger Sprachschule Sprachen Plus e.V. durchführen. „Die personellen und räumlichen Kapazitäten des Zentrums für Sprachen sind erschöpft“, erklärt Uni-Sprecherin Esther Knemeyer Pereira. Das liege unter anderem an der gestiegenen Zahl von ausländischen Studienvorbereitern, zu denen auch Geflüchtete zählten.

    Uni-Mitarbeiter auch bei Sprachschule beschäftigt

    Doch die Auftragsvergabe an Sprachen Plus wirft Fragen auf: So ist dessen stellvertretender Vorsitzender gleichzeitig Mitarbeiter am ZfS der Uni, wo er für den Bereich Deutsch als Fremdsprache zuständig ist. Hat die Uni also einem Mitarbeiter einen lukrativen Auftrag zugeschoben? Der betreffende ZfS-Mitarbeiter verweist die Redaktion an die Uni-Pressestelle. Dort bestätigt Knemeyer Pereira, dass eine öffentliche Ausschreibung zur Vergabe der Kurse nicht stattgefunden habe. „Die Dienstleistung wurde kurzfristig freihändig an die Sprachenschule vergeben, die uns aufgrund einer positiven Zusammenarbeit mit unserer Graduiertenschule bekannt war“, erklärt sie. Zudem folgten die Kurse bei Sprachen Plus den „gleichen strengen Qualitätsstandards“ wie am ZfS.

    Dass ein ZfS-Mitarbeiter stellvertretender Vorsitzender der Sprachschule ist, erklärt unterdessen das Kultusministerium gegenüber dieser Redaktion, sei der Universitätsleitung „zum Zeitpunkt der freihändigen Vergabe nicht bekannt“ gewesen. Trotz der bereits bestehenden Kooperation.

    Eine Ausschreibung ist aber laut dem Ministerium ohnehin nicht notwendig gewesen: Der Uni sei nichts anderes übrig geblieben, als „zur Deckung eines plötzlich und kurzfristig aufgetretenen unabweisbaren Bedarfs“ die Durchführung von Kursen ohne Ausschreibung zu vergeben. „Insoweit handelt es sich um eine Einzelfallentscheidung der Universitätsleitung, die rechtlich nicht zu beanstanden ist.“ Sollte es künftig erneut notwendig werden, Vorbereitungskurse von externen Sprachschulen durchführen zu lassen, „wird die Universität selbstverständlich ausschreiben“, heißt es aus München abschließend.

    Dass dies erneut notwendig wird, scheint alles andere als ausgeschlossen, wie man aus dem erwähnten elfseitigen Papier aus dem ZfS schließen kann, das der Redaktion zugespielt wurde.

    Lehrbeauftragte bekommen weniger als Mindestlohn

    Zwar wurde dem „Antrag auf Verwendung von Studienzuschüssen am Zentrum für Sprachen im Haushaltsjahr 2017“ inzwischen zugestimmt – ZfS-Leiterin Anna Tüchert hatte darin einen finanziellen Mehrbedarf von rund 87 000 Euro im Vergleich zu 2016 errechnet –, doch Tüchert treibt mehr um: Sie fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit der Uni bei der Suche nach qualifizierten Lehrkräften. Schon jetzt verliere das ZfS „im Wochenrhythmus“ Lehrbeauftragte, schreibt sie.

    Grund scheint deren schlechte Bezahlung: Wie aus dem Antrag hervorgeht, erhalten Lehrbeauftragte am ZfS 25 Euro pro gehaltener Unterrichtsstunde von 45 Minuten. Zusätzliche Arbeiten, wie etwa Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, „wird nicht gesondert vergütet“. Dabei entspreche laut Lehrverpflichtungsordnung eine Unterrichtsstunde bei Einbeziehung der Vor- und Nachbereitungszeit drei Arbeitsstunden. Lehrbeauftragte am ZfS erhalten somit „weniger als der gesetzliche Mindestlohn vorsieht“ und „weniger als eine studentische Hilfskraft“, schreibt Tüchert.

    Gleichzeitig konkurriere das ZfS bei der Suche nach Lehrpersonal in Würzburg mit der Fachhochschule und zahlreichen Sprachschulen, die besser zahlen – von bis zu 35 Euro pro Stunde ist in dem Papier die Rede. Hier müsse die Uni nachziehen, das sei „spätestens ab 2018 dringend geboten“: „Um sich einer aufwandsadäquaten Bezahlung zumindest anzunähern“, schreibt Tüchert, müsse die Uni den Lehrbeauftragten mindestens drei Euro pro Stunde mehr bezahlen. „Beim derzeitigen Lehrauftragsvolumen des ZfS würden sich dadurch jährliche Mehrausgaben in Höhe von 36 000 Euro ergeben.“

    Wie viel die Uni an Sprachen Plus zahlt, ist indes unklar. Eine entsprechende Anfrage beantwortet die Uni zunächst so: „Im Rahmen der Kooperation erhalten die Lehrkräfte der Sprachschule den gleichen Stundensatz wie die Lehrbeauftragten am ZfS.“ Auf die Nachfrage, ob etwa auch Vorbereitungszeiten vergütet werden, heißt es, die Sprachschule erhalte „eine vereinbarte Pauschale für die Kurse und legt diese eigenverantwortlich auf die Lehrkräfte um“.

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