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Würzburg: Uni Würzburg: Gendersternchen führt nicht zu mehr Gerechtigkeit

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Uni Würzburg: Gendersternchen führt nicht zu mehr Gerechtigkeit

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    Bringt das Gendersternchen mehr Geschlechtergerechtigkeit? Darüber hat ein Psychologenteam der Universitäten Würzburg und Kassel geforscht.
    Bringt das Gendersternchen mehr Geschlechtergerechtigkeit? Darüber hat ein Psychologenteam der Universitäten Würzburg und Kassel geforscht. Foto: Regina Vossenkaul

    Das Gendersternchen führt nicht zu mehr Gerechtigkeit, wenn es darum geht, Frauen und Männer in Texten gleichermaßen zu benennen. Das zeigt eine Studie der Psychologischen Institute der Universitäten Würzburg und Kassel. Die Studienergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift "Journal of Language and Social Psychology“ veröffentlicht.

    "Autoren": Bei männlichen Formen wird oft nicht an Frauen gedacht

    Ein Satz wie "180 Wirtschaftsprofessoren haben sich getroffen“ lässt die meisten Lesenden automatisch an eine große Gruppe Männer denken. Dass zu den Wirtschaftsprofessoren auch Professorinnen gehören, haben manche Leute nicht auf dem Schirm. Das sogenannte "generische Maskulinum“ bewirkt also eine stärkere Wahrnehmung von Männern. Weil diese Erkenntnis sich im deutschen Sprachraum längst durchgesetzt hat, verwenden zahlreiche Medien oder politische Gremien mittlerweile ein Gendersternchen.

    "Autor*innen": Beim Gendersternchen werden Frauen stärker wahrgenommen

    Prof. Fritz Strack, früher Inhaber des Lehrstuhls II für Psychologie an der Universität Würzburg, arbeitet auch nach seiner Emeritierung noch an wissenschaftlichen Studien mit.
    Prof. Fritz Strack, früher Inhaber des Lehrstuhls II für Psychologie an der Universität Würzburg, arbeitet auch nach seiner Emeritierung noch an wissenschaftlichen Studien mit. Foto: Strack

    Aber ist das Gendersternchen wirklich eine Alternative, die für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgt? "Nein“, sagt Professor Fritz Strack, der über 20 Jahre lang den Lehrstuhl für Psychologie II an der Universität Würzburg innehatte und auch noch nach seiner Emeritierung weiter forscht. Formulierungen wie "Professor*innen“ oder "Autor*innen“ führten nämlich dazu, dass nun beim Lesen eines Textes Frauen stärker wahrgenommen würden als Männer. "Die Leute lesen nicht über das Gendersternchen hinweg. Sie wissen schon, dass beide Geschlechter gemeint sind. Aber bei der Nachsilbe 'innen'  wird die weibliche Form assoziiert“, erklärt Strack, der gemeinsam mit der Würzburger Doktorandin Bleen Abraham und seiner früheren Doktorandin Dr. Anita Körner aus Kassel an der Studie gearbeitet hat.

    Tempo der Entscheidung ausschlaggebend

    Wie hat das Forschungsteam herausgefunden, an welches Geschlecht die Versuchspersonen bei einem Begriff gedacht haben? Die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen mussten für die Studie online zunächst Sätze über Personengruppen in drei Varianten lesen, etwa folgende: "Die Autoren waren am Flughafen. Die Autor*innen waren am Flughafen. Die Autorinnen und Autoren waren am Flughafen.“ Anschließend wurde ihnen ein zweiter Satz vorgelegt, etwa folgender: "Einige der Männer waren erschöpft.“ Oder:  "Einige der Frauen waren erschöpft.“

    Die 600 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hätten dann entscheiden sollen, ob der zweite Satz eine sinnvolle Fortsetzung des ersten Satzes darstellt. Aus der Geschwindigkeit, mit der diese Entscheidungen fielen, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ableiten, an welches Geschlecht die jeweilige Versuchsperson bei der Lektüre des ersten Satzes gedacht hatte.

    An beide Geschlechter denken Versuchspersonen nur, wenn beide Geschlechter genannt werden

    "Nur wenn sowohl die männliche wie auch die weibliche Version genannt werden, werden die Geschlechter annähernd gleich wahrgenommen“, bilanziert Strack. In welcher Reihenfolge die Geschlechter – also etwa Autorinnen und Autoren – genannt würden, mache dabei keinen Unterschied. "Wer möchte, dass das andere Geschlecht mitgedacht wird, verwendet beide Formen“, sagt Strack.

    Aus seiner Sicht stellt auch die Verwendung von Partizipien wie etwa "Fußgehende“ statt „Fußgänger“ keine grundsätzlich sinnvolle Alternative dar. Zwar hätten sich Partizipien wie "Studierende“ etabliert. "Aber wenn man etwa statt ,Schriftsteller' das Partizip ,Schriftstellende'  verwendet, wird das absurd“, sagt Strack. Er meint: "Es gibt keine Lösung, die für alle Fälle gleich gut geeignet ist. Das hängt wirklich vom Kontext ab.“

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