Die Zahlen sind imposant. 19 Kliniken mit Polikliniken, 70.000 stationäre Patienten jährlich und mit 6300 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in der Region: das Universitätsklinikum Würzburg ist eine Welt für sich. Der Klinikcampus erstreckt sich im Stadtteil Grombühl vom früheren Luitpold-Krankenhaus über die Kopfklinik und die Zentren für Operative und Innere Medizin den Berg hinauf bis zum Erweiterungsgelände. Hier sollen in acht bis zehn Jahren die neue Kopfklinik und ein neues Frauen-Mutter-Kind-Zentrum ihren Betrieb aufnehmen.
Das ist eine gewaltige Investition von über 700 Millionen Euro, für die Uniklinik und Staatliches Bauamt den Planungsauftrag aus dem Ministerium herbeisehnen. Wie berichtet, hängt das Mammutprojekt derzeit noch an Grundstücksverhandlungen zwischen Juliusspital und Freistaat.
Baufirmen sollen lärmarme Maschinen verwenden
Aber an Arbeit mangelt es den Bauleuten auch im Altcampus nicht. Und wenn Baulärm per se schon problematisch ist - auf einem Klinikgelände erst recht. "Ja, Bauen stört immer. Beeinträchtigungen lassen sich leider nicht vermeiden", räumt Wolfgang Roth, langjähriger Geschäftsbereichsleiter Wirtschaft und Versorgung, offen ein. Man versuche, bei allen Bauprojekten schonend für Patienten und Personal vorzugehen - angefangen bei den Ausschreibungen. Baufirmen sollen lärmarme Maschinen verwenden und in bestimmten Zeitfenstern nicht arbeiten. Oder das Verdichten von Baustraßen: Das gehe auch mit weniger Erschütterung, erklärt Jan Knippel als Uni-Verantwortlicher im Staatlichen Bauamt.

Dennoch werden Beschwerden Betroffener nicht ausbleiben. Deshalb sind Uniklinik, Bauamt und der städtische WVV-Konzern am Freitag in die Offensive gegangen: Mit einem Infotag haben sie Klinikpersonal, Anlieger und die interessierte Öffentlichkeit über die Baumaßnahmen informiert. Sie so aufeinander abzustimmen, dass der Klinikbetrieb weiterlaufen kann, fordert die Planer.
Neubauten für Helmholtz-Institut und Strahlentherapie
Aktuell wird gegraben und gebohrt: Die Ver- und Entsorgungsleitungen müssen saniert werden, das Krankenhaus ist bald 100 Jahre alt, die Gebäude sind über ein 2,3 Kilometer langes Netz unterirdischer, begehbarer Versorgungsgänge miteinander verbunden. Sie sind großteils marode, teilweise undicht. Abgerissen wird bis Mitte nächsten Jahres das Gebäude der Alten Urologie. Es war mit der ZIM-Eröffnung freigeworden, durfte aber wegen statischer Probleme nicht mehr betreten werden und steht seit Jahren leer. An seiner Stelle wird das Forschungsgebäude für das neu gegründete Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) errichtet.
Nicht weit entfernt rollen ebenfalls bald Abrissbagger an, Baustraßen werden angelegt: Hinter der Frauenklinik wird die neue Klinik für Strahlentherapie mit Palliativstationgebaut. Die Baumaßnahmen sorgen nicht nur für Lärm und Dreck - auch der Verkehr auf dem Klinikareal ist betroffen. 300 Parkplätze fallen weg, ersatzweise werden sie auf dem künftigen Nord-Gelände hinter dem Parkhaus angelegt.
Auch in Altbestand von Kopfklinik und Frauenklinik ist noch zu investieren
Ein zweiter Shuttlebus soll Besucher und Personal zu den Kliniken bringen. Die Uniklinik würde gerne ein Jobticket einführen und bezuschussen, damit noch mehr Mitarbeiter auf den ÖPNV umsteigen. Hier fehlt noch die Genehmigung durch das Ministerium.
Ebenfalls eine Großbaustelle: Ab Februar wird ein neuer Medientunnel für jede Menge Leitungen angelegt, um den Untergrund für dieStraßenbahnverlängerungfreizumachen. Und schließlich muss auch in den Altbestand investiert werden. Kopfkliniken und Frauenklinik sind in die Jahre gekommen und zu ertüchtigen. "Aussitzen", sagt Wolfgang Roth, "ist hier keine Option. Es geht um die Betriebsfähigkeit und Verbesserung der Infrastruktur." Im Sinne von Personal und Patienten.