Subjektiv wächst die Furcht vor Einbrechern und anderen Kriminellen. Doch die Zahlen des Polizeipräsidiums zeigen: Die Unterfranken leben in einer der sichersten Regionen Deutschlands, wie Polizeipräsident Gerhard Kallert in seiner Sicherheitsbilanz für 2015 deutlich machte.
Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, sank in Unterfranken 2015 noch einmal im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote. Im Vergleich liegt Unterfranken an der Spitze der Bezirke Bayerns und damit des Bundesgebietes.
Der Rückgang der Fälle zeigt sich besonders bei öffentlichkeitswirksamen Delikten wie Straßenkriminalität oder Körperverletzung. Hier greifen jetzt auch erkennbar Sicherheitspartnerschaften und langfristige Konzepte, wie Unterfrankens oberster Kriminalitätsbekämpfer Matthias Weber deutlich machte. Beim Enkeltrick zeigt die hohe Zahl vergeblicher Betrugsversuche auch den Erfolg langjähriger Aufklärungsarbeit bei Senioren. Sorge bereitet der Polizei die Verlagerung von Delikten zur Drogenbeschaffung ins so genannte Dark-Net – einen Bereich des Internets, der nur schwer zu kontrollieren ist.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche stagniert auf hohem Niveau – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass die intensiven Gegenmaßnahmen der Polizei derzeit Früchte tragen.
Keine Kriminalitätsproblematik durch Flüchtlinge
Polizeipräsident Kallert machte deutlich: Die Menge der ankommenden Flüchtlinge führte in Unterfranken nicht dazu, dass die Gesamtkriminalität erkennbar anstieg. Dies zeigen die Zahlen eindeutig: Der Anteil der Zuwanderer an allen in Unterfranken festgestellten Tatverdächtigen betrug 6,5 Prozent. Jenseits der ausländerrechtlichen Delikte besteht etwa die Hälfte der 2015 festgestellten Fälle in Beförderungsdelikten (also Schwarzfahrten) und einfachem Diebstahl. Eine kleine Gruppe von Intensivtätern (die acht oder mehr Straftaten pro Jahr begehen) verursachte den Löwenanteil der schwereren Delikte in dem Bereich, darunter schwerpunktmäßig Täter georgischer und albanischer Herkunft.
Weniger dramatisch als befürchtet fielen auch die Polizeieinsätze im Umfeld der Drittliga-Heimspiele der Würzburger Kickers im ersten Jahr nach dem Aufstieg aus. Vier Spiele waren mit hohem, viere weitere mit erhöhtem Risiko bewertet worden. 1 900 Beamte leisteten 13 000 Einsatzstunden. Aber „dank der guten Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten wie der Stadt, dem Verein, dem DFB ,“ blieben größere Vorfälle aus, bilanzierte Kallert. Doch er warnte vor falscher Vorfreude. Die Polizei werde wachsam bleiben, weil Erfahrungen in anderen Städten zeigten: Oftmals verschärfte sich die Situation erst in der zweiten oder dritten Saison.
Das Risiko, in Unterfranken bei einem Verkehrsunfall zu sterben, ist so gering wie nie seit Beginn der Aufzeichnung vor 60 Jahren. Dies betonte Polizeioberrat Markus Hack in der Pressekonferenz. Die Zahl sank von 59 auf 56 im Vergleich zu 2014 – obwohl die Zahl der Unfälle um zehn Prozent anstieg. Markant dabei: Der Anstieg der Wildunfälle (vorwiegend mit Kleinschäden) um 28 Prozent.
Ein Schwerpunkt der Präventionsarbeit soll künftig Motorradfahrern gelten. Denn bei neun von zwölf tödlichen Motorradunfällen (häufig ältere Wiedereinsteiger) war der „Biker“ Unfallverursacher.