In Ochsenfurt regt sich Widerstand gegen eine mögliche Verlegung des Jugendzentrums (JUZ) in die Räume der offenen Ganztagsschule (OGS) in der Marktbreiter Straße. Angrenzende Anwohner und Geschäftsinhaber brachten im Juni vergangenen Jahres ihre Bedenken mit einer Unterschriftenaktion zum Ausdruck. Sie befürchten Lärmbelästigungen oder andere Störungen durch die Jugendlichen außerhalb der Öffnungszeiten der Einrichtung. Das Jugendzentrum war jahrelang im alten Krankenhaus in der Uffenheimer Straße angesiedelt und soll voraussichtlich im Herbst umziehen.
Der Ochsenfurter Paul K., der anonym bleiben möchte, hatte die Unterschriftenaktion initiiert. Knapp 80 Menschen, hauptsächlich aus der direkten Nachbarschaft, haben sich mit ihrer Unterschrift gegen den möglichen Umzug des JUZ in die OGS positioniert. Darunter auch Geschäftsleute, Ärzte und Rechtsanwälte. Besonders ältere Anwohner würden sich um ihre Ruhe und Sicherheit sorgen, sagt K. Er sei enttäuscht darüber, dass die Stadtverwaltung bisher keinen Kontakt mit den Unterzeichnern gesucht habe.

Ein älteres Ehepaar, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum OGS wohnt, hat dem Bürgermeister Peter Juks vor vier Wochen einen Brief geschrieben. Dieser liegt der Redaktion vor. Darin äußert es die Befürchtung, dass es durch das JUZ zu mehr Ruhestörungen kommen könnte: "Wir befürchten laute Gespräche, Gelächter oder sogar Streitigkeiten vor dem Gebäude", heißt es darin. Eine Antwort hätten sie bislang nicht erhalten. "Das zeugt von einer gewissen Ignoranz gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Statt in einen Dialog zu treten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, bleibt eine Rückmeldung seitens der Verantwortlichen bisher aus", sagt K.
Unterschriftenaktion nicht maßgebend bei der Entscheidungsfindung
Bürgermeister Juks erläutert, dass die Stadtverwaltung das Thema bereits am 25. Juli als Information auf die Tagesordnung gesetzt habe. Die Stadträte seien über die eingereichte Unterschriftenliste der Anwohner der Marktbreiter Straße sowohl über E-Mail als auch im Gremium informiert worden. "Trotz meines Verständnisses für die Sorgen der Anwohner, kann eine solche Unterschriftenaktion nicht maßgebend sein bei der Entscheidungsfindung über den Standort des Jugendzentrums", sagt Juks. Der Brief des Ehepaares, das auf den 30. Januar datiert ist, sei gelesen worden und werde zeitnah beantwortet.
Die Debatte über einen alternativen Standort für das Jugendzentrum wurde im vergangenen Dezember wieder entfacht, nachdem das Bayerische Rote Kreuz zum Ende des Jahres als Träger gekündigt hatte. Zuvor hatte es das JUZ über Jahre im alten Krankenhaus betrieben. Derzeit laufen laut Juks intensive Gespräche über potenzielle Träger und alternative Standorte. Die Stadt habe inzwischen die bauliche Genehmigung für eine mögliche Nutzung der OGS als Jugendzentrum erhalten. Eine endgültige Entscheidung stehe jedoch noch aus. Der Stadtrat werde voraussichtlich im April oder Mai sowohl über den Standort als auch die zukünftige Trägerschaft entscheiden.

Der Umzug hänge von mehreren Faktoren ab, insbesondere von der Verlagerung der OGS in eine benachbarte Containeranlage. Diese wurde bis Ende vergangenen Jahres als Übergangslösung für den Maria-Theresia-Kindergarten genutzt und müsste zunächst an die Anforderungen der Ganztagsschule angepasst werden. Dafür sind vor allem Umbauten an den sanitären Einrichtungen erforderlich. Ein konkreter Termin für den Umzug der OGS steht noch nicht fest. Die Stadtverwaltung rechne jedoch mit einer Umsetzung zum Beginn des kommenden Schuljahres.
Räume im alten Krankenhaus sind sanierungsbedürftig
Zur Kritik an der fehlenden Kommunikation mit den Anwohnern sagt Juks, dass ein Dialog nicht immer möglich sei: "In der Fülle der Themen und Abwägungen können wir nicht mit allen gleichermaßen in Kontakt treten." Dennoch werde der Stadtrat regelmäßig über den Sachstand informiert. Wie die vorgebrachten Argumente letztlich in die Entscheidung einfließen, liege bei den Mitgliedern des Gremiums.
Juks betont, dass in einem Mischgebiet mit Schulen, einem Bahnhof und Gewerbe nicht erwartet werden könne, dass bestimmte Einrichtungen gesondert behandelt werden. "Außerdem, ob sich dann plötzlich mehr Jugendliche in der Gegend aufhalten und wie sich das auswirkt, ist völlig offen". Zudem spielten wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle bei der Entscheidung über einen neuen Standort des JUZ. Die Räume im alten Krankenhaus seien sanierungsbedürftig und könnten künftig anderweitig genutzt werden.