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Creglingen: Unterwegs auf der Panamericana: Von Alaska nach Feuerland

Creglingen

Unterwegs auf der Panamericana: Von Alaska nach Feuerland

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    Von Alaska bis Feuerland: Michaela und Thorben Schmitt sind mit ihren Kindern zwei Jahre lang entlang der Panamericana gereist. Foto: Schmitt
    Von Alaska bis Feuerland: Michaela und Thorben Schmitt sind mit ihren Kindern zwei Jahre lang entlang der Panamericana gereist. Foto: Schmitt

    19 Länder. Fast 100 000 gefahrene Kilometer. Michaela und Thorben Schmitt haben ihren Traum wahr gemacht. Zusammen mit ihrer einjährigen Tochter Romea verließen sie im Juni 2015 ihre - wie sie sagen - "Komfortzone", um die Welt zu entdecken. Im knallgrünen Expeditions-LKW namens Frosch fuhren sie entlang der längsten Straße der Welt: Der Panamericana, die Alaska mit Feuerland in Argentinien verbindet.

    Der grüne Frosch hat einige Abenteuer erlebt, hier in Peru. Foto: Schmitt
    Der grüne Frosch hat einige Abenteuer erlebt, hier in Peru. Foto: Schmitt

    Gewaltige Canyons und Bergmassive, kalbende Gletscher, einsame Wüsten, tropische Regenwälder und weiße Karibikstrände: Zwischen Polarmeer und Kap Hoorn begegneten sie Menschen aus fremden Kulturen, besuchten geschichtsträchtige Kolonialstädte, erlebten geheimnisvolle Zeremonien und wurden von einer vielfältigem Tier- und Pflanzenwelt verzaubert. Waren sie anfangs zu Dritt, stellte Michaela Schmitt schon nach drei Wochen des Reisens fest, dass sie schwanger war. 

    Von nun an zu Viert: Baby Leeven wurde in Cancún/Mexiko geboren. Foto: Schmitt
    Von nun an zu Viert: Baby Leeven wurde in Cancún/Mexiko geboren. Foto: Schmitt

    Das Baby kommt auf Reisen zur Welt

    "Wir haben nur kurz überlegt, dann war klar, dass unser Kind auf der Reise zur Welt kommen wird", erzählt sie und blickt lächelnd zu ihrem inzwischen zweieinhalbjährigen Sohn Levi, der gerade am Waschbecken mit Seife spielt. Ein kleiner Mexikaner, geboren in einem Krankenhaus in Cancún auf der Halbinsel Yucatán. "Dort verbrachten wir die vier Wochen vor und vier Wochen nach der Geburt." Ein Abenteuer, das sich nicht jede Familie ausgesucht hätte. 

    "In Alaska war ich das erste Mal beim Gynäkologen, der bestätigte mir die Schwangerschaft. Dann bin ich alle paar Wochen - wie auch in Deutschland vorgesehen - zur Ultraschalluntersuchung, immer an einem anderen Ort", erzählt die 40-Jährige. Wichtig sei es, im Vorfeld der Reise eine gute Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die möglichst viel beinhaltet, so ihr Tipp.

    Familie Schmitt am Nördlichen Polarkreis. Foto: Schmitt
    Familie Schmitt am Nördlichen Polarkreis. Foto: Schmitt

    Schon 2009 waren Michaela und Thorben, der aus Rimpar stammt, mehrere Monate in Indien unterwegs. Die ehemalige Steuerfachangestellte ist schon immer gerne gereist, ihren Mann steckte sie mit dem Reisefieber an. "Aber natürlich muss das auch finanziert werden", sagt Thorben. Er arbeitet als Programmierer, vor allem für Werbeagenturen. Vor der großen Reise wurden jede Menge  Überstunden gemacht, das Paar gab seine Wohnung in Nürnberg auf und verkaufte einen Großteil der Einrichtung. Und: "Wir  haben keine großen Ansprüche. Außer in Mexiko haben wir immer im Lkw geschlafen und oft auch hier gekocht. Es geht uns darum, die Welt kennenzulernen. Da brauchen wir keinen Luxus."        

    Nach dem Indien-Trip war zunächst der Gedanke da, eine Familie zu gründen und wie die meisten anderen Paare auch, an einem Ort sesshaft zu werden. "Doch immer wieder kam der Gedanke auf, wie es wäre mit Kind zu reisen", so Michaela Schmitt. Heute ist ihr klar:"Mit Kinden zu reisen ist nicht komplizierter als allein. Nur ein wenig anders."

    Kinderliebe Menschen kreuzen die Wege der Schmitts in Lateinamerika, hier in Uruguay. Foto: Schmitt
    Kinderliebe Menschen kreuzen die Wege der Schmitts in Lateinamerika, hier in Uruguay. Foto: Schmitt

    Kinder als Türöffner zu fremden Kulturen 

    Toll sei zum Beispiel, dass man durch Kinder einen viel schnelleren Zugang zu den Kulturen bekomme: "Gerade in Lateinamerika sind die Menschen sehr herzlich und kinderlieb, man wird immer wieder angesprochen und, es wird sich gekümmert." Ein weiterer Aspekt sei, dass man die Welt mit Kindern auch noch unter anderen Gesichtspunkten erkunde, erklärt Michaela Schmitt. "Oft bemerken die Kleinen etwas, dass einem selbst gar nicht aufgefallen wäre." Auch, was gesundes Essen angeht, habe es keinerlei Probleme gegeben. Frisches Gemüse und ausreichend Obst - darunter auch exotische Früchte - habe es auf Reisen fast immer gegeben. "Für unser Baby habe ich das eben als Püree gemacht. Außerdem hatte ich durchs Stillen ja alles dabei." 

    Wichtig war den Eltern mit Säugling Leeven erst loszufahren, als er die ersten Impfungen hatte. "Auch wir anderen haben in Mexiko nochmal Impfungen aufgefrischt", berichtet die 40-Jährige in ihrem Buch "Ausreisser - Abenteuer Panamericana ", das sie nach der großen Reise geschrieben hat. "Als es in Südamerika in die Höhen der Anden ging, haben wir zuvor einen Check-Up gemacht", berichtet sie. Wichtig sei es stufenweise die Höhenmeter zu bewältigen und "eben nicht von 0 auf 3000 Meter Höhe an einem Tag". 

    Statt Spielzeug Beschäftigung in der Natur: Romea bewegt die Kakaobohnen hin und her. Foto: Familie Schmitt
    Statt Spielzeug Beschäftigung in der Natur: Romea bewegt die Kakaobohnen hin und her. Foto: Familie Schmitt

    Von den Eisbären zu den Pinguinen

    Ihrer Tochter Romea hat Michaela Schmitt immer erzählt, dass die Reise von den Eisbären (am Nordpol) bis zu den Pinguinen (am Südpol) geht. "Immer, wenn sie gefragt hat, warum wir denn noch weiterfahren, habe ich gesagt: Weil wir doch die Pinguine sehen möchten. Dann war alles klar." Aber  auch andere Tiere, wie Braunbären, Faultiere, Krokodile, Vogelspinnen, Lamas und Tukane konnten die Kinder aus nächster Nähe in der freien Natur kennen lernen. "Das ist doch viel schöner als im Zoo und die Kinder lernen unheimlich schnell und viel", meint die Globetrotterin.   

    Auf ihrer Panamericana-Tour haben sie das ein oder andere Mal auch andere reisende Familien getroffen, "allerdings weniger, als ich gedacht hätte". Toll war auch das Wiedersehen mit einer befreundeten Familie aus Deutschland. "Wir haben uns 2009 auf dem Hippie-Trail in Indien kennengelernt." Nun war die Familie zur selben Zeit wie die Schmitts mit ihren zwei kleinen Kindern und ihrem ebenfalls grünen LKW namens Amelie in Chile unterwegs: "Überall, wo wir aufkreuzten, wurden uns neugierige und erheiterte Blicke zugeworfen. Bei zwei Fröschen im Doppelpack kommen die meisten nicht aus dem Staunen heraus", schildert Michaela Schmitt in ihrem Buch.     

    Fasziniert von den Pinguinen auf der Halbinsel Valdés in Argentinien. Foto: Schmitt
    Fasziniert von den Pinguinen auf der Halbinsel Valdés in Argentinien. Foto: Schmitt

    Freund stürzte in Argentinien in den Tod

    Aber auch sehr traurige Momente gab es. Das Schlimmste war, als ein schwedischer Freund, den sie beim Reisen kennengelernt hatten, im Nationalpark Los Glaciares in Patagonien (Argentinien) beim Besteigen des Aguja Poincenot in den Tod stürzte. Lange Zeit habe sie der Gedanke an ihn nicht mehr losgelassen, beschreibt sie.

    Kontakt zu ihren Familie und Freunden in Deutschland hielten die Schmitts übrigens über Skype und Facetime. "Oft vergingen aber auch Wochen, bis wir wieder Internet hatten und wir wunderten uns, was in Deutschland alles passiert war."  

    Faszination in der Salzwüste von Uyuni in Bolivien. Foto: Schmitt
    Faszination in der Salzwüste von Uyuni in Bolivien. Foto: Schmitt

    Zu den Höhepunkten der Reise gehören für die 40-Jährige und ihren 34-jährigen Ehepartner die Inka-Stätte Machu Picchu in Peru, die gewaltigen Wasserfälle von Iguazú in Argentinien, die Salzwüste von Uyuni in Bolivien, aber auch die Polarlichter in Alaska. 

    Als die Familie im Frühjahr 2017 Feuerland erreichte, wollte sie nicht nach Hause. "So verlängerten wir um drei Monate, reisten noch durch Uruguay, Paraguay und Teile Brasiliens", erzählt Thorben Schmitt.    

    Geschafft: Familie Schmitt ist in Feuerland angekommen. 
    Geschafft: Familie Schmitt ist in Feuerland angekommen. 

    Schwierige Rückkehr

    Die Rückkehr fiel schwer: "Ich fühlte mich wie eingesperrt und der Anblick unserer Habseligkeiten, die wir im Laufe des Lebens angehäuft hatten und nicht mitnehmen konnten, erschlug mich", sagt die Zweifach-Mama. Ungewohnt war auch, sich in verschiedenen Zimmern aufzuhalten und nicht 24 Stunden als Familie auf engstem Raum zusammen zu sein.  

    Ein Leben in der Stadt sei nicht mehr vorstellbar gewesen. So zog es die Familie nach Creglingen (Landkreis Main-Tauber) auf einen alten Bauernhof mit einem Grundstück, das ringsherum an Felder grenzt. "Hier ist es uns möglich im Hier und Jetzt zu leben, außerdem parkt der Frosch in der ehemaligen Scheune und wir können an ihm herumschrauben", sagt der 34-Jährige.  

    Zuhause in Creglingen, die nächste Reise ist schon in Planung. Foto: Katja Glatzer
    Zuhause in Creglingen, die nächste Reise ist schon in Planung. Foto: Katja Glatzer

    Nächstes Ziel: Seidenstraße?

    Schon plant das Paar die nächste große Reise im Jahr 2019 entlang der Seidenstraße bis in die Mongolei. "Wir wollen gerne wieder mindestens eineinhalb Jahre unterwegs sein." Allerdings würde das Romeas Einschulung betreffen. "Ich hoffe, dass wir eine Regelung finden, sie ein Jahr von der Schulpflicht zu befreien", sagt Michaela Schmitt." Optimal wäre es, wenn sie nach der Rückkehr die zweite Klasse besuchen könnte: "Wir würden uns den Lernstoff besorgen und sie das erste Jahr selbst unterrichten." 

    Auf Wiedersehen - bis zur nächsten Reise auf die Seidenstraße. Foto: Schmitt
    Auf Wiedersehen - bis zur nächsten Reise auf die Seidenstraße. Foto: Schmitt

    Für Familien, die auch eine große Reise machen wollen, haben die Schmitts einen Tipp: "Meist liegt es unserer Erfahrung nach weniger am Geld, warum Menschen nicht reisen, sondern weil ihnen der Mut fehlt, den ersten Schritt in ein Leben jenseits der heimischen Sicherheit zu wagen." Ist der erste Schritt getan, sei alles andere auch zu schaffen. "Wichtig ist nicht, ob ich mir das leisten kann, sondern auf was ich verzichten kann", fasst die Globetrotterin zusammen.

    Wer noch mehr Interesse hat: Am Samstag, 29. September, um 20 Uhr, hält das Ehepaar im Theater am Neunerplatz(Würzburg) seinen Live-Multimedia-Vortrag "Abenteuer Panamericana".        

    Entlang der Panamericana sind die Schmitts von Alaska bis Feuerland gefahren. Danach haben sie weitere Länder Südamerikas bereist. Grafik: Jutta Glöckner
    Entlang der Panamericana sind die Schmitts von Alaska bis Feuerland gefahren. Danach haben sie weitere Länder Südamerikas bereist. Grafik: Jutta Glöckner
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