Der VdH Ochsenfurt wurde am 15. April 1951 gegründet und war eine Selbsthilfeorganisation für Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Deutschland kamen. Die heimgekehrten Soldaten konnten sich beispielsweise an den Verein wenden, um zu erfahren, wo sie Hilfe bekommen können. Die Verbandsmitglieder bemühten sich zudem um die Rückkehr aller Kriegsgefangenen und setzten sich für Entschädigungszahlungen ein. Der Bau von insgesamt acht Wohnhäusern, die aufgrund der Wohnungsknappheit nach dem Krieg in Ochsenfurt dringend benötigt wurden, ist eine weitere wichtige Leistung des Heimkehrerverbands Ochsenfurt.
Die Mitgliederzahl stieg sprunghaft an. Während am Gründungstag 36 Heimkehrer in den Verband aufgenommen wurden, zählte der Verein 1954 bereits 138 Mitglieder. 1956 begann die Auszahlung der Kriegsgefangenen-Entschädigung. Insgesamt 840 780 Mark erhielten die Antragsteller des Ochsenfurter Kreisverbands. Von den 1325 gestellten Anträgen wurden 1171 anerkannt.
Nachdem die Entschädigungen ausgezahlt waren, musste der Verein immer mehr Austritte verzeichnen. Dennoch konnte er sich bis heute halten und viele der Mitglieder wurden für ihre jahrzehntelange Arbeit im Verband ausgezeichnet. Nachdem allerdings die Kriegsgeneration zum großen Teil verstorben ist, entschied man sich, den Verband aufzulösen und das Material der Verbandsarbeit sowie auch die Fahne des VdH zur Aufbewahrung im Archiv an die Stadt zu übergeben.
Bei der Übergabe im Rathaus erinnerte sich Richard Müller an seine Kriegsgefangenschaft in Frankreich und Amerika. „Ein Franzose gab mir bei meiner Entlassung folgenden Rat: Wir Heimkehrer sollen uns zu einem Verein zusammenschließen, denn man kann als Einzelner nicht viel tun – aber gemeinsam lässt sich viel bewegen“, erzählt er.
Da seine Mutter von Hinterpommern, wo Richard Müller geboren wurde, nach Kleinochsenfurt geflohen war, entschied er sich bei seiner Freilassung zu seiner Mutter zu gehen. Viele Probleme kamen bei seiner Ankunft auf ihn zu, wie zum Beispiel die Suche nach einer Arbeitsstelle. Aus dieser Erfahrung heraus entschied er sich für sein Engagement im VdH.
Einige Aktionen des Vereins bei denen er sich beteiligte, waren beispielsweise die Treue- und Gedenkwoche der Kriegsgefangenen mit Unterschriftensammlung im Oktober 1953. 1955 brannte am Oberen Tor die Heimkehrerkerze, die daran erinnern sollte, dass noch viele von denen vermisst werden, die in den Krieg gezogen waren.
Bis heute ist es nicht gelungen, die Schicksale aller aufzuklären, die nicht nach Hause zurückgekehrt sind. Deshalb das Resümee, dass der VdH zwar viel bewegt hat – aber leider nicht alles erreichen konnte.
Viele der Gründungsmitglieder leben nicht mehr. Und mit ihnen starb langsam auch der Verein, bis sich der Vorstand schließlich zur Auflösung entschloss. Schlimm findet das Richard Müller nicht. „Wir haben gewusst, dass wir ein aussterbender Verein sind.“ Nach mehr als 50 Jahren Frieden hat der Verein seinen ursprünglichen Zweck verloren – „Gott sei Dank“, sagt der 84-Jährige. Bürgermeister Wesselowsky würdigte die Arbeit des Verbands: „Der Verein ist ein Teil der Ochsenfurter Geschichte.“