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GAUKÖNIGSHOFEN: Verborgene Schätze: Die Schutzengelkirche in Gaukönigshofen

GAUKÖNIGSHOFEN

Verborgene Schätze: Die Schutzengelkirche in Gaukönigshofen

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    Statt „aura“ muss es „astra“ heißen, statt „navo“ „novo“.

    In Gaukönigshofen entschädigt uns der Anblick der Schaufassade der Schutzengelkirche für den langen Weg die Hauptstraße hinauf. Der Namenspatron überragt golden den Giebel. In der Mitte der Fassade, über dem Portal, steht die Immaculata, die unbefleckte Maria, die die Pforte in die himmlische Herrlichkeit öffnet. Zu ihren Füßen tragen zwei Putten das farbige Wappen des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten, aus dem links das Schwert und rechts der Krummstab zum Zeichen seiner weltlichen und geistlichen Macht herausragen.

    Die Barockkirche verdankt ihre jetzige Gestalt einem Neubau ab 1724.   1728 war der Rohbau fertig, 1730 konnte die Kirche geweiht werden, aber an der Innenausstattung wurde noch viel länger gearbeitet. Schließlich wirkten berühmte Künstler mit, die wir von anderen fränkischen Barockbauten kennen, wie Andreas Urlaub (großes Deckenfresko), Materno Bossi (Stuckrahmungen), Ferdinand Tietz (Altarplastik) und Johann Georg Auwera (prachtvolle Kanzel).

    An der Gesamtkonzeption hatte der kunstsinnige Pfarrer P. Dr. Erwin Immer großen Anteil, dessen Grab wir auf dem Friedhof sehen können – natürlich mit einem Chronogramm geschmückt.

    Wir wollen uns aber wieder der Inschrift über dem Portal zuwenden, das in besonders kunstvoller Form das Baujahr nennt:

    haeC ConstrVCta DeI Castae genItrICIs honorI

    erIgItVrqVe aeDes sanCte IaCobe tIbI

    anno qVo MItra Donans neo-praesVLIs hVtten

    et patrIs ornarat fILIa terra CapVt

    Zu deutsch: Diese Kirche wurde zu Ehren der keuschen Gottesmutter erbaut und für Dich, heiliger Jakob, in dem Jahr, in dem das Land, seine Tochter, das Haupt des neuen Bischofs und zugleich Vaters Hutten mit der Mitra beschenkt und geschmückt hatte.

    Zum einen enthält die Inschrift wieder in römischen Ziffern verschlüsselte Jahreszahl – ein so genanntes Chronogramm. Die Buchstaben der ersten beiden Zeilen, die rot hervorgehoben sind, ergeben DDCCCCCCCVVVIIIIIIIIII = 1725 – eine etwas optimistische Angabe, denn in jenem Jahr war die neue Kirche noch lange nicht fertig.

    Zum anderen ist der Text wieder, wie wir es von Tückelhausen kennen, aber diesmal fehlerfrei in Versform gegossen, zwei Disticha mit je einem Hexameter und Pentameter:

    Háec constrúcta deí castáe genitrícis honóri

    Érigitúrqu(e) aedés sáncte Iacóbe tibí

    Ánno quó mitrá donáns neo-práesulis Hútten

    Ét patris órnarát fília térra capút.

    Und schließlich wird die Inschrift durch ein poetisches Kolorit geschmückt: Statt dem nüchternen „zum Bischof gewählt werden“ heißt es „mit der Mitra (Bischofsmütze) beschenkt werden“, und das Land vertraut sich dem Bischof an wie die Tochter ihrem Vater.

    Aber kehren wir zurück zur nüchternen Aussage des Textes: Bischof (praesul) Christof Franz Ulrich von Hutten war neu (neo-) im Amt. Er hatte allerdings schon im Jahr zuvor (1724), freilich erst im Herbst, seine Regierung angetreten. Die Kirche war zunächst dem heiligen Jakob (dem Älteren) geweiht worden, wie wir aus Vers zwei entnehmen können, aber drei Jahre später erhielten die Schutzengel auf Vorschlag des damaligen Pfarrers das Patrozinium.

    Nach der Lehre der katholischen Kirche hat nämlich jeder Mensch einen Schutzengel. Diese Lehre gründet sich auf Matth. 18, 10: „Sehet zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.“ Dem Patrozinium entsprechend schweben auch Engelsfiguren zahlreich auf den Altären, der Kanzel und den Fresken im Inneren der Kirche.

    Etwas haben wir verschwiegen (der Leser hat es bestimmt schon gemerkt): Auch das zweite Verspaar enthält ein Chronogramm. Welche Jahreszahl kommt hier heraus?

    Literaturtipps

    • G. Menth, Baugeschichte der Pfarrkirche in Gaukönigshofen, in: 250 Jahre zur Ehre Gottes. Schutzengelkirche Gaukönigshofen 10. Mai 1980, 4ff. • K. Beißwenger (Hg.), Gaukönigshofen, Lindenberg 1996.

    Kontakt: hloertel@yahoo.com

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