Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose hat zusammen mit zwei weiteren Priestern Strafanzeige gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gestellt. Es geht um den Verdacht einer falschen eidesstattlichen Versicherung, berichtete am Freitag das Nachrichtenportal katholisch.de.
Woelki soll im Zusammenhang mit dem Fall Winfried Pilz falsche Aussagen gemacht haben. Konkret geht es um den Zeitpunkt, an dem Woelki Kenntnis von dem Missbrauchsvorwurf gegen den prominenten 2019 gestorbenen Sternsinger-Präsidenten erhalten haben will. Der Kölner Erzbischof hatte gegenüber dem Landgericht Köln versichert, er sei erst in der vierten Juniwoche 2022 durch das Erzbistum Köln damit befasst worden. Berichten zufolge hatte das Büro des Kardinals aber bereits zuvor einen Betroffenen zu einem Gespräch eingeladen.
Auf Nachfrage sagte Burkhard Hose, dass er sich nach Veröffentlichung der Berichte in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" sowie im Deutschlandfunk am Donnerstag zur Anzeige entschlossen habe. Über den Fall Pilz werde seit Wochen sehr viel recherchiert und veröffentlicht. Das Hin und Her in diesem Fall und generell über die Art der Kommunikation Woelkis beim Thema Missbrauch verletze und retraumatisiere Betroffene, so Hose. "Ich finde, er ist nicht mehr in der Lage, sein Amt als Erzbischof auszuüben."
Burkhard Hose: "Wir wundern uns sehr über das große Schweigen der Kirche"
Ein weiterer Impuls zur Anzeige sei das "große Schweigen der Kirche, über das wir uns sehr wundern", so Hose. "Deswegen haben wir gesagt, auch wenn wir nicht aus dem Bistum Köln stammen, melden wir uns mal zu Wort." Auch weil die Arbeit vieler Menschen in der Kirche durch dieses Schweigen deutlich Schaden nehme. "Wie viele andere Kirchenmitglieder haben wir kein Vertrauen mehr in Erklärungen der erzbischöflichen Pressestelle oder der vom Kardinal beauftragten Anwälte."

Er und seine Mitstreiter Bernd Mönkebüscher und Wolfgang Rothe seien der Meinung, dass die anderen deutschen Bischöfe gefordert sind und sich auch dazu äußern müssten. Eine Nichteinmischung anderer Diözesen ginge beim Thema Missbrauch nicht mehr. In einer Pressemitteilung formulieren Hose, Mönkebüscher und Rothe es so: "Unsere Anzeige gegen den Kardinal ist auch ein Weckruf an die anderen Bischöfe in Deutschland, von denen sich bisher noch niemand eindeutig zu den Berichten der letzten Wochen geäußert hat." Die Vorwürfe, die gegen Kardinal Woelki im Raum stehen, "gehen uns alle an, die in dieser Kirche Verantwortung tragen, ein Amt haben oder in ihr arbeiten".
Der Fall Winfried Pilz: Missbrauchsbetroffener beschuldigt ihn erstmals 1988
Der als charismatisch beschriebene einstige Sternsinger-Präsident Pilz wird von einem Mann der Vergewaltigung beschuldigt. Bereits 1988 soll der Maler, der in einer von Pilz geleiteten Jugendbildungsstätte bei Köln gelebt hatte, erstmals dem damaligen Kölner Weihbischof Josef Plöger davon erzählt haben. Ebenso von anderen möglichen Betroffenen. 2012 gab es erstmals eine Befragung des prominenten Priesters Pilz, der das bekannte Kirchenlied "Laudato si" verfasst hatte. Woelkis Vorgänger Kardinal Joachim Meisner verbot dem Geistlichen 2014 Kontakt zu Minderjährigen. Nach dem Tod von Pilz veröffentlichte das Erzbistum einen überschwänglichen Nachruf. Ende Juni dieses Jahres informierte das Erzbistum Köln dann selbst über die Vorwürfe gegen Pilz.