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WÜRZBURG: Verkauf des Erbachshofs: Diözese fühlt sich geprellt

WÜRZBURG

Verkauf des Erbachshofs: Diözese fühlt sich geprellt

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    2016 wurde ein Teil des Anwesens in Eisingen (Lkr. Würzburg) verkauft. Dazu gehören der Erbachshof und ein Park.
    2016 wurde ein Teil des Anwesens in Eisingen (Lkr. Würzburg) verkauft. Dazu gehören der Erbachshof und ein Park. Foto: Patty Varasano

    Das Kommissariat 3 der Kriminalpolizei Würzburg, zuständig für Wirtschaftsstrafsachen, ermittelt gegen den gekündigten Geschäftsführer der SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, Otmar F., wegen des Verdachts der Untreue. Im Detail geht es um den Verkauf des Erbachshofs in Eisingen (Lkr. Würzburg) im Jahre 2016 – und um viele Fragen: Weshalb hat die SBW dem Käufer 400 000 Euro bis Ende 2021 gestundet? Wer legte den Kaufpreis fest? Was wusste der Aufsichtsrat?

    Werden die Aufsichtsräte als Zeugen oder Beschuldigte geladen?

    „Ich hoffe, dass die zahlreichen offenen Fragen bald geklärt werden“, sagt Strafrechtsspezialist Hanjo Schrepfer, einer der externen Anwälte der Diözese, auf Anfrage. Schrepfer geht davon aus, dass sowohl Otmar F., als auch die ehemaligen SBW-Aufsichtsräte Albrecht Siedler, Adolf Bauer, Jürgen Lenssen und Bruno Greier in den nächsten Tagen von der Kripo geladen werden – und zwar „entweder als Zeugen oder als Beschuldigte“. Die Strafanzeige, die die Diözese am 12. Juli erstattet hat, richtet sich nach Informationen der Redaktion nicht nur gegen Otmar F., sondern auch gegen „gegebenenfalls weitere Verantwortliche“.

    War das Kontrollgremium in den Verkauf komplett eingeweiht?

    Die Diözese fühlt sich beim Verkauf des Erbachshofs in Eisingen geprellt. Die SBW hatte am 4. Oktober 2016 einen Teil des großen Anwesens – das aus dem Erbachshof selbst und einem Park bestehende „Filetstück“ – an ein Künstlerehepaar verkauft. Für das Geschäft hätte Otmar F. nach den damals geltenden SBW-Regeln die Zustimmung des inzwischen aufgelösten Aufsichtsrats der Gesellschaft gebraucht.

    Ob das Geschäft ordnungsgemäß von dem Kontrollgremium genehmigt wurde, ist wohl umstritten. Wie die Redaktion aus sicherer Quelle erfahren hat, sei im Aufsichtsrat zwar Ende Juli 2016 über den Verkauf gesprochen worden. Ein konkreter Kaufpreis soll aber nicht protokolliert worden sein.

    Kaufpreis betrug 1,365 Millionen Euro, 400 000 Euro wurden gestundet

    Im Ordinariat, so war zu erfahren, habe man festgelegt, dass das Anwesen, für das es offenbar kein aktuelles Wertgutachten gab, für 1,4 Millionen Euro den Besitzer wechseln soll. Im notariellen Kaufvertrag wurde aber nur ein Kaufpreis von 1,365 Millionen Euro vereinbart. Wie es zu dieser Differenz von 35 000 Euro kam, ist noch fraglich.

    Aber auch die 1,365 Millionen Euro sollen nicht vollständig geflossen sein. Recherchen der Redaktion haben ergeben, dass das Künstlerehepaar, das schon vor dem Kauf einen Teil des Erbachshofs angemietet hatte, zunächst nur 955 000 Euro bezahlt haben soll. 10 000 Euro sollen mit angeblichen aus dem Mietverhältnis bestehenden Ansprüchen „verrechnet“ worden sein. Und 400 000 Euro soll die SBW den Käufern fünf Jahre lang, bis Ende 2021 gestundet haben – und zwar zinslos.

    Diözese erfuhr wohl erst nach der Beurkundung von dem Geschäft

    Außerdem sei vereinbart worden, dass die SBW auf eigene Kosten Veränderungen an dem Grundstück vornehmen muss. Von all dem soll die Diözese erst nach der notariellen Beurkundung des Geschäfts erfahren haben. In den Protokollen des Aufsichtsrats sei davon keine Rede gewesen, heißt es.

    Wurden im Gegenzug Kunstwerke angekauft?

    Was die gestundeten 400 000 Euro angeht, so gibt es offenbar Hinweise darauf, dass Otmar F., der gleichzeitig von seinen Aufgaben als Leiter der Liegenschaftsabteilung des bischöflichen Ordinariats freigestellt wurde, sich in dieser Eigenschaft für das Künstlerehepaar stark gemacht haben soll: Die Diözese hat offenbar Anhaltspunkte dafür, dass er sich für den Ankauf von Werken des Paares durch kirchliche Einrichtungen eingesetzt hat. Ob die mit Mitteln aus der Kirchensteuer angeschafften Skulpturen und Bilder möglicherweise zu überhöhten Preisen gekauft wurden, um dem Ehepaar die Anschaffung des Erbachshofs zu „erleichtern“, müssen nun die Ermittlungsbehörden prüfen.

    Die Anfrage der Redaktion, in welchem Umfang die Diözese und kirchliche Einrichtungen des Bistums seit Mitte 2016 Werke dieser Künstler angeschafft haben, beantwortet die Pressestelle des Ordinariats nicht. Pressesprecher Bernhard Schweßinger: „Die Diözese nimmt hierzu im Hinblick auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen keine Stellung.“

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