Bayern setzt einen neuen Impuls für die Luft- und Raumfahrt: Mit einer eigenen Erdbeobachtungsmission namens "CuBy" will der Freistaat Geodaten aus dem All holen – für Vermessungsbehörden, Land- und Forstwirtschaft oder Katastrophenschutz. Die dafür nötigen Mini-Satelliten kommen aus Würzburg.
Entwickelt werden sie gemeinsam von Zentrum für Telematik (ZfT) und dem Würzburger Unternehmen "S4".
Bayerns Finanzminister spricht von "Zukunftstechnologie"
Bei einem Besuch vor Ort überzeugte sich Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) von den Fortschritten. Die Kleinstsatelliten sind mit einer Multispektralkamera bestückt. Alle drei Tage sollen sie hochauflösende Bilder vom gesamten Freistaat liefern. "Das ist eine Zukunftstechnologie", sagt der Minister.
Davon profitieren soll laut Füracker nicht nur die Vermessungsverwaltung. Es gehe auch darum, drohende Naturkatastrophen wie Erdrutsche oder Hochwasser zu erkennen und zu vermeiden. Auch Auswirkungen des Klimawandels wie Waldschäden sollen die Satelliten dokumentieren.

Für die Landwirtschaft gingen im Moment nur alle zwei Jahre neue Bilder ein, sagt Füracker. "Das ist zu wenig, dafür ändert sich zu viel." Hochwertige und aktuelle Satellitenaufnahmen seien für Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Vom technischen Stand in Würzburg zeigte er sich beeindruckt.
Mini-Satelliten aus Würzburg: Schuhschachtel-klein, 10 Kilo leicht
Die hier entwickelten CuBy-Satelliten sind klein wie eine Schuhschachtel, zehn Kilogramm leicht und sollen die Erde in einer Umlaufbahn von 460 Kilometern umkreisen. Die Daten aus dem All werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz gespeichert, analysiert und verwertet. "Damit ermöglichen wir eine zeitnahe Weiterleitung der Informationen an relevante Stellen", sagt Füracker. Weitere Projektpartner sind das Landesamt für Digitalisierung und die Technische Universität München.

Dass sich dieses "Satellitennetzwerk Bayern" ausschließlich in bayerischer Hand befindet, hält der Finanzminister für einen Beitrag zur "digitalen Souveränität" des Freistaats. Man sei bei sensiblen Daten somit nicht abhängig von einzelnen kommerziellen Anbietern – ohne US-Milliardär und Unternehmer Elon Musk beim Namen zu nennen. Er befördert jährlich Tausende neue Satelliten ins All.
Erste fünf CuBy-Satelliten kommen in einer "SpaceX"-Rakete in die Umlaufbahn
Eine seiner "SpaceX"-Raketen soll Ende 2025 auch die ersten fünf Würzburger CuBy-Satelliten in ihre Umlaufbahn bringen. Mit dieser Testmission sollen Technik und Datenqualität geprüft werden. Dabei wird nur einer schmaler Streifen Bayerns abgedeckt. Nach dem Probebetrieb will man über den Ausbau der Mission zur Erfassung des ganzen Freistaats entscheiden.

Dann seien auch Kooperationen mit Österreich und anderen überflogenen Bundesländern denkbar, so Füracker. Für die Vollmission sollen laut ZfT-Geschäftsführer Daniel Eck zwischen 25 und 30 Satelliten nebeneinander fliegen. Bis zu 100 solcher Kleinsatelliten könnten, so das Ziel, pro Jahr im Würzburger Zentrum für Telematik gefertigt werden. Man müsse zügig in die Kleinserienfertigung kommen, sagte ZfT-Vorstand Klaus Schilling, der eine eigene Satellitenfabrik in Würzburg aufbauen will.
Das Zentrum für Telematik hat seit Jahren immer neue Forschungssatelliten entwickelt und arbeitet mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammen.