(aj) Sie war eine der großen sozialdemokratischen Figuren Würzburgs im vergangenen Jahrhundert: Gerda Laufer – Landtagsabgeordnete (1954-1974), Stadträtin (1946-1956 und 1972-1984), Vorsitzende der Gesellschaft für Politische Bildung/Akademie Frankenwarte (1965-1993) und zehn Jahre ehrenamtliche Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken. Vor kurzem wäre sie 100 Jahre alt geworden. Mit einer Feierstunde im Ratssaal erinnerten die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), die Akademie Frankenwarte und die Arbeiterwohlfahrt an die sozial engagierte Bildungspolitikerin.
Dass 150 Gäste den Weg ins Rathaus gefunden hatte, war eine Verneigung vor Gerda Laufers Lebensleistung. Etliche hatten die 1999 Verstorbene noch persönlich kennengelernt. Resolut für ihre Überzeugung kämpfend hatte sie sich Respekt über Parteigrenzen hinweg erworben. Ihr früherer Stadtratskollege Volker Thein (CSU) erinnert sich an eine „bemerkenswerte Offenheit“ der SPD-Frau und: „Sie hat sich in die Lage anderer einfühlen können und versucht zu helfen.“
Überhaupt das Helfen, der soziale Einsatz. Er zog sich wie ein roter Faden durch die Ansprachen von Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD), Walter Kolbow als Laufers Nachfolger bei der Gesellschaft für Politische Bildung und der Landtagsabgeordneten Karin Pranghofer. Im Publikum lauschten neben Ehrengästen auch Gerda Laufers Kinder Sylvia Pokorny-Laufer und Kurt Vey.
Der OB betonte die Anfänge des politischen Engagements von Gerda Laufer. Im Wirtshaus ihrer Eltern habe sie die Sorgen der kleinen Leute kennengelernt. Rosenthal: „Hier erwarb sie sich eine Sozialkompetenz, die heute viele aufwändig in Seminaren erlernen müssen.“ Rosenthal hob die Verdienste Laufers für den Wiederaufbau hervor. Besondere Fürsorge habe sie den Kriegsversehrten und Heimkehrern zuteil werden lassen.
Auch der Erhalt des historisch gewachsenen Stadtbildes sei Laufer ein Anliegen gewesen, ebenso der Umweltschutz – „bereits zu einer Zeit, als die Grünen gerade erst gegründet wurden.“ Rosenthal charakterisierte Laufer als eine Frau mit „Herz und Verstand“, die lachen konnte – aber von ihren Überzeugungen nicht abzubringen gewesen sei. Dafür sei sie auch Spannungen mit der eigenen Partei oder der ASF eingegangen.
Der frühere Staatssekretär Walter Kolbow unterstrich den Einsatz Laufers für die Bildung. MdL Karin Pranghofer würdigte Laufer als Persönlichkeit, die mit ihren Visionen und ihrer Gestaltungskraft noch heute ein Vorbild sein könne, um junge Frauen für die Politik zu begeistern.
Musikalisch lockerten den Festakt Werner Goldbach (Piano) und Georg Kolb (E-Bass) auf.