Überschattet von der jüngsten Messerattacke hat die Polizei in Würzburg am Mittwoch die neue Videoüberwachung am Hauptbahnhof und am Barbarossaplatz vorgestellt. Geplant war die Informationsrunde seit Längerem schon. Mit dem Tötungsdelikt vor dem Würzburger Club "Studio" drei Tage zuvor gewann das Thema jedoch weitere Brisanz. Die Polizei erhofft sich von der neuen Überwachung nämlich Abschreckung und bessere Aufklärung von Vorfällen.
"Das Tötungsdelikt vom vergangenen Sonntag hat die Bedeutung behördenübergreifender Sicherheitsmaßnahmen auf tragische Weise unterstrichen", sagte Holger Baumbach, stellvertretender Polizeipräsident von Unterfranken. Auch Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner (CSU), sowie Joachim Hupp, stellvertretender Dienststellenleiter in Würzburg, und Oberbürgermeister Christian Schuchardt waren zum Pressegespräch gekommen.

Zeitgleich um 14 Uhr schaltete die Polizei die 16 Überwachungskameras ein: acht am Hauptbahnhof, acht am Barbarossaplatz. Die beiden Orte hatte die Polizei auf der Basis von Daten der vergangenen drei Jahre als Schwerpunkte für Kriminalität mit steigender Tendenz in Würzburg ausgemacht. Dort sei das Sicherheitsgefühl übermäßig beeinträchtigt, sagt die Polizei. Daher wolle man hier gezielt einwirken.
Eine Kamera soll auch den Eingangsbereich des Clubs "Studio" überwachen
Wie das geschehen soll, erläuterte Joachim Hupp von der Polizeiinspektion Würzburg (PI) anhand des Vorfalls am vergangenen Wochenende: "Alles, was im Eingangsbereich des Studios passiert, wird von einer Kamera am Barbarossaplatz erfasst", sagt Hupp. Durch die Präsenz der Kameras erhoffe man sich, dass manche Vorfälle künftig gar nicht erst stattfinden. Zusätzlich könne das Videomaterial bei der Aufklärung helfen. Zu dem tödlichen Messerangriff am Sonntag gebe es etwa widersprüchliche Darstellungen von Zeuginnen und Zeugen. Bildmaterial könne in solchen Fällen künftig bei der Aufklärung helfen, sagt Hupp.
Übertragen werden die Videos per eigens verlegten Glasfaserverbindungen in Echtzeit in einen Überwachungsraum der Inspektion in der Augustinerstraße. Dort wird das Material nach Aussagen der Polizei drei Wochen lang gespeichert und dann unwiderruflich gelöscht. Zugriff habe ausschließlich die Polizeiinspektion selbst, die auf Anfrage mit anderen Behörden zusammenarbeite. Eine automatisierte Gesichtserkennung gibt es laut Hupp nicht. Und er versichert: "Wir schalten die Kameras während Versammlungen aus." Dies werde während Demonstrationen auch durch einen Verschluss der Kameras deutlich gemacht.

Staatssekretär Sandro Kirchner drückte den Opfern und Angehörigen der Tat von Sonntag Beileid und Mitgefühl aus. Ihm sei wichtig, festzustellen, "dass in Bayern die Sicherheit etwas ganz besonders darstellt". Datenschutz und und Persönlichkeitsrechte würden mit den technischen Vorkehrungen gewahrt. So würden etwa gastronomische Bereiche verpixelt, Eingangsbereiche von Arztpraxen seien unwiderruflich geschwärzt.
Würzburgs OB Schuchardt äußert sich zur Messerattacke vom Wochenende
Auch Würzburgs Oberbürgermeister begrüßte die Videoüberwachung ausdrücklich. "Das Thema Sicherheit und Gefühl ist eines, dass uns in der Stadt seit einigen Jahren intensiv beschäftigt", sagte Christian Schuchardt am Mittwoch. Die Sicherheitslage in Würzburg sei "eine gute", dennoch ließen sich Vorfälle wie am Wochenende auch mit Kameras nicht gänzlich verhindern.

Auf Nachfrage äußerte Schuchardt sich auch persönlich zum Tod eines 28-jährigen Würzburgers: "Es ist eine Tat, die große Bestürzung hinterlassen hat", sagte der OB. "Schmerz, Mitgefühl, Empathie und Trauer" hätten die Arbeit im Rathaus seitdem bestimmt. Mit dem Messerangriff im Jahr 2021 in Würzburg sei der Fall nicht vergleichbar. Er bestätige jedoch eine Lehre, die man seitdem gezogen habe: Vertrauensvolle und behördenübergreifende Zusammenarbeit - wie bei den nun installierten Kameras - seien eine wichtige Grundlage zu Verhinderung und Aufklärung solcher Verbrechen.