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WÜRZBURG: Vinzenz Werke bieten besondere Jobs

WÜRZBURG

Vinzenz Werke bieten besondere Jobs

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    Cornelia Müller (links) sortiert mit ihrer Kollegin Martina Stabel Wäsche von Altenheimbewohnern.
    Cornelia Müller (links) sortiert mit ihrer Kollegin Martina Stabel Wäsche von Altenheimbewohnern. Foto: FOTO: Pat Christ

    Ohne die Vinzenz Werke hätte es bei Nico Danz wahrscheinlich nicht geklappt mit einer Ausbildung. Nun, das ist jetzt müßige Spekulation. Zum Glück sagten die Vinzenz Werke vor drei Jahren „Ja“ zu dem Jugendlichen, obwohl der damals, wie er zugibt, wahrlich kein Traum-Azubi war. „Ich hatte es mit dem Lernen nicht so“, sagt der 20-Jährige, der bei den Vinzenz Werken drei Jahre lang zum Werker für Garten- und Landschaftsbau ausgebildet wurde.

    Die ersten Tage und Wochen waren für alle Beteiligten nicht besonders einfach gewesen. Was jedoch niemand ahnen würde, der Nico Danz heute sieht. Der junge Mann aus Giebelstadt, der vor drei Jahren ohne Hauptschulabschluss und ohne allzu große Motivation ankam, macht seinen Job heute gern und außerordentlich gut. Vor allem gewann er während der Lehrzeit immens an Persönlichkeit. „Ich bin viel selbstbewusster geworden“, sagt er. Was Dagmar Hofmann, betriebliche Sozialarbeiterin, bestätigt: „Wenn ich Nico heute im Betrieb begegne, muss ich direkt zweimal hinschauen. So sehr hat er sich verändert.“

    Nico Danz geht allmorgendlich mit einem guten Gefühl zur Arbeit. Besonders liebt er es, mit Maschinen zu arbeiten: „Zum Beispiel mit der Motorsäge oder dem Freischneider.“ In seinem Gärtnertrupp fühlt er sich pudelwohl. Dass er „besondere“ Kollegen hat, macht ihm nichts aus. Im Gegenteil. Das findet er spannend. „Besonders“ sind viele seiner Kollegen deshalb, weil die Vinzenz Werke zu einem großen Teil Menschen mit Handicap und sozialen Schwierigkeiten beschäftigen. Einige können nur schlecht gehen. Mehrere Beschäftigte sind gehörlos. „Wir haben auch einen Mitarbeit mit Tourette-Syndrom“, schildert Hofmann.

    Anfangs sei sie etwas unsicher gewesen, ob sie mit so vielen Menschen, die eine Einschränkung haben, klarkommen wird, gesteht Cornelia Müller, die als Vorarbeiterin in der Wäscherei der Vinzenz Werke arbeitet. Doch das stellte sich auch für sie als kein Problem heraus. Müller, 58 Jahre alt, ist seit 2003 bei den Vinzenz Werken tätig. Gelernt hat sie Friseurin, lange arbeitete sie in einem Büro. Nach der Familienphase suchte sie lange vergebens eine Stelle, bis sie als Reinigungskraft bei den Vinzenz Werken anfangen konnte. In der Wäscherei engagiert sie sich nun mit großer Freude in den letzten fünf Jahren.

    Seit über 25 Jahren helfen die Vinzenz Werke Menschen, die beruflich im Abseits zu landen drohen. 200 Mitarbeiter sind derzeit in der Wäscherei und dem Reinigungssektor, im Garten- und Landschaftsbau und der Schreinerei tätig. „Bei knapp der Hälfte handelt es sich um Menschen mit Behinderung oder sozialen Schwierigkeiten“, sagt Geschäftsführer Thomas Oehrlein. Zwei Beschäftigte arbeiten noch in der Buchbinderei. Die ist ein Relikt der großen Druckerei, die lange das Gesicht der Vinzenz Werke geprägt hat. Doch auf diesem Feld ist die Konkurrenz zu hart geworden – vor allem durch die Onlinedruckereien. Letztes Jahr musste die Vinzenz-Druckerei schließen.

    Der Verzicht fiel Oehrlein nicht leicht, da die Druckerei ein wesentlicher Imageträger war. Doch die Entscheidung sei richtig gewesen: „Unsere Maschinen waren veraltet, wir hätten viel investieren müssen.“ Das Sozialunternehmen konzentrierte sich lieber auf die anderen Bereiche. Hier konnten etliche Erfolge eingeheimst werden. „Unsere Auftragsbücher sind immer voll“, sagt Nico Danz von den Garten- und Landschaftsbauern. Auch in der Wäscherei geht es täglich rund. Die Bewohnerwäsche von 25 Altenheimen in Unterfranken wird inzwischen von Cornelia Müller und ihren Kollegen gereinigt.

    Die Vinzenz Werke, denen es nicht immer wirtschaftlich gut ging, haben sich stabilisiert, freut sich Thomas Oehrlein. Teilweise kann nur deshalb nicht weiter expandiert werden, weil schlicht und einfach die Menschen fehlen. „Es gibt inzwischen auch, was Integrationsarbeitsplätze anbelangt, einen Mangel an Personal“, sagt Dagmar Hofmann. So könnte sie sofort fünf beeinträchtigte Mitarbeiter für den Reinigungsdienst anstellen. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen nicht einfach: „Unsere Kunden wollen, dass gereinigt ist, bevor sie selbst zu arbeiten beginnen. Deswegen fangen wir in vielen Objekte schon um 5 Uhr an.“

    Weil es Menschen, die über 50 Jahre alt sind, die ein Handicap haben oder dem Leistungsdruck nicht standhalten, sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt haben, unterstützt das Bistum Würzburg die Vinzenz Werke.

    Mehr als 155 000 Euro gab es im vergangenen Jahr aus dem „Solidaritätsfonds Arbeitslose“. Mit diesem Geld wurde das dritte Lehrjahr von Nico Danz unterstützt, fast 85 000 Euro flossen in die Arbeitsplätze von elf älteren Mitarbeiterinnen mit und ohne Handicap.

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