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Helmstadt: Vom Bankkaufmann zum Fleischer: Lucas Müller konnte als Kind kein Fleisch anfassen, jetzt ist er Metzger

Helmstadt

Vom Bankkaufmann zum Fleischer: Lucas Müller konnte als Kind kein Fleisch anfassen, jetzt ist er Metzger

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    Lucas Müller (links) hat nach der Ausbildung zum Bankkaufmann eine zweite Ausbildung in der Metzgerei seines Vaters Oliver Müller (rechts) gemacht. Für seine Eltern war das lange Zeit nicht absehbar. 
    Lucas Müller (links) hat nach der Ausbildung zum Bankkaufmann eine zweite Ausbildung in der Metzgerei seines Vaters Oliver Müller (rechts) gemacht. Für seine Eltern war das lange Zeit nicht absehbar.  Foto: Thomas Obermeier

    Lucas Müller legt Wert auf sein Äußeres. Der 22-Jährige geht alle zehn Tage zum Friseur und regelmäßig ins Fitnessstudio, um sich fit zu halten. In seiner Ausbildung zum Bankkaufmann ging Müller im Hemd und Anzug auf die Arbeit. "Der Banker war optimal für ihn. Der hat zu ihm gepasst wie die Faust aufs Auge", sagt seine Mutter Nadine Müller. Die Arbeit gefiel Lucas Müller allerdings gar nicht, wie er sagt. Den Anzug wechselte er deshalb gegen eine Schürze, Überweisungsträger gegen Schweinehälften. Seine zweite Ausbildung machte er als Metzger bei seinen Eltern in der Metzgerei Müller in Helmstadt. Im Januar will er den Meister beginnen.

    Ausbildung als Bankkaufmann hat schnell keinen Spaß gemacht 

    Absehbar war das für seine Eltern nicht. "Metzger, nie im Leben", erinnert sich seine Mutter an die Zeit, als sie sich nicht vorstellen konnte, dass ihr Sohn Metzger wird. Doch der 22-Jährige habe sich gewandelt. In der Ausbildung zum Bankkaufmann habe Müller schon "nach einem halben Jahr gemerkt, dass es mir überhaupt nicht gefällt". Die Abwechslung habe ihm gefehlt. Am Schalter stehen und Überweisungsträger sortieren, "das hat keinen Spaß gemacht", so der 22-Jährige. Die Ausbildung hat er nur auf Wunsch seiner Eltern beendet. 

    Lucas Müller am ersten Tag seiner Ausbildung zum Bankkaufmann. Der Job als Banker habe zu ihm gepasst wie die Faust aufs Auge, sagt seine Mutter. 
    Lucas Müller am ersten Tag seiner Ausbildung zum Bankkaufmann. Der Job als Banker habe zu ihm gepasst wie die Faust aufs Auge, sagt seine Mutter.  Foto: Nadine Müller

    "Danach wusste ich nicht, was ich machen soll", sagt Lucas Müller. Zu dieser Zeit erfuhren seine Eltern, dass die Metzgerei Knab im Nachbarort verkauft werden soll. Sie haben zu Hause oft von der Metzgerei geschwärmt, erinnert sich der 22-Jährige. "Wenn ihr die Metzgerei übernehmt, steige ich mit ein", sagte Lucas Müller damals. Die Arbeit als Metzger kam damals noch nicht infrage. Vor allem bei den Bürotätigkeiten, Fahr- und Lieferdiensten wollte er seine Eltern unterstützen. 

    Lucas Müller entschied sich spontan dazu, eine Ausbildung zum Metzger zu machen

    "Wenn du die Metzgerei mal übernimmst, hast du mit einer Ausbildung viel mehr Ahnung von der Materie", sei ihm immer wieder gesagt worden. Eines Morgens ging er dann zu seinem Vater, der selbst Metzgermeister ist, und habe ihn gefragt: "Kann ich noch eine Ausbildung anfangen?" Fünf Tage später war Lucas Müller in der Berufsschule angemeldet.

    Die Arbeit mit den toten Tieren habe ihm nie etwas ausgemacht. "Dass das vorher ein lebendes Tier war, darüber denkst du gar nicht mehr nach", sagt der 22-Jährige. Dabei habe Lucas als Kind noch nicht einmal Fleisch angelangt, erinnert sich sein Vater Oliver Müller. Einige Aufgaben, wie das Betreten des Konfiskatraums, in dem die Tierkadaver aufbewahrt werden, seien Lucas Müller zu Beginn schwerer gefallen. Vor dem Reinigen des Abflusses "habe ich mich am Anfang schon fast geekelt", so der 22-Jährige. Das änderte sich mit der Zeit. "Lucas wächst über sich hinaus. Er macht immer mehr, was er sich früher nie getraut hätte", sagt seine Mutter.  

    Tiere schlachtet Lucas Müller bis heute nicht

    Wegen des Geruchs schlachte er bis heute keine Tiere, sagt Lucas Müller. Ansonsten gefallen ihm die vielfältigen Aufgaben. Der Grobzuschnitt der Tiere, das Ausbeinen, Räuchern und Brühen. Daneben betreibt die Familie Müller auch ein Partyservice und einen Grillwagen, der bestückt werden muss. Einblicke in die Geschäftsleitung bekommt der 22-Jährige ebenfalls. So kümmerte er sich selbst aus seinem Urlaub in Thailand um die Abrechnungen. "Ich bin in der Produktion, im Büro und viel in unseren Filialen unterwegs, diese Abwechslung mag ich", sagt Müller.

    Lucas Müller (links) gefallen die vielfältigen Aufgaben in der Metzgerei seines Vaters Oliver Müller (rechts).  
    Lucas Müller (links) gefallen die vielfältigen Aufgaben in der Metzgerei seines Vaters Oliver Müller (rechts).   Foto: Thomas Obermeier

    Durch die Übernahme der Metzgerei Knab hat sich die Metzgerei der Familie Müller stark vergrößert, viele Aufgabenfelder sind dadurch neu dazugekommen und haben für zusätzliche Abwechslung bei der Arbeit gesorgt. Neben den eigenen Filialen beliefern die Müllers jetzt auch Supermärkte, Gaststätten und sind auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten vertreten. 

    Personalmangel großes Problem für die Metzgerei

    "Wir könnten noch viel mehr machen", sagt Lucas Müller, dafür fehle allerdings das Personal. Vor allem an Fleischereifachverkäuferinnen und -verkäufern mangelt es. "Die Läden laufen gut, wir können uns nicht beklagen, aber die Fachkräfte fehlen", sagt Nadine Müller, die für die Personalkoordination verantwortlich ist. In Wertheim hat die Filiale montags geschlossen, ansonsten nur bis 14 Uhr geöffnet. "Das ist furchtbar", so die 45-Jährige. 

    Die gesetzlichen Auflagen seien ebenfalls eine große Herausforderung. "Wir stellen uns breit auf, um für die Zukunft gewappnet zu sein", sagt Lucas Müller. Sein Ziel ist es, noch größer zu werden. "Damit die Welt nicht zusammenbricht, wenn drei Mitarbeiter krank werden und die Probleme, die wir jetzt haben, keine Probleme mehr sind", sagt der 22-Jährige. So groß werden, dass er sich nur noch um die Geschäfte kümmern muss, will er allerdings auch nicht werden, sagt er. "Dann wäre ich wieder beim Bankkaufmann. Ich will schon auch was mit den Händen tun."

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