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WÜRZBURG: Vom DJ-Pult aufs Yogakissen

WÜRZBURG

Vom DJ-Pult aufs Yogakissen

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    Mirko Betz war als Langzeitgast im Kloster Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg. Über seine Erfahrungen mit der Zen-Meditation, seine Erlebnisse in der Stille und neue Einsichten spricht der ehemalige Airport-DJ in einem Seminar.
    Mirko Betz war als Langzeitgast im Kloster Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg. Über seine Erfahrungen mit der Zen-Meditation, seine Erlebnisse in der Stille und neue Einsichten spricht der ehemalige Airport-DJ in einem Seminar. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Das Leben von Mirko Betz gleicht einem Roadmovie: Der frühere Airport-DJ wanderte 1999 von Würzburg nach Los Angeles aus, um dort als Drehbuchautor zu arbeiten. 2011 ließ er Hollywood hinter sich und zog nach Tulum an der Karibikküste von Mexiko, wo er sich nur noch dem Yoga und der Meditation widmete. 2015 kam bei ihm dann alles zusammen: Geliebte Menschen starben, die Traumfrau verließ ihn, er wurde krank und verlor seinen Job. In einem Workshop berichtet er, wie die Stille des Klosters Benediktushof in Holzkirchen (Lkr. Würzburg) ihm half, mit diesen Verlusten umzugehen und seine Lebenskraft wiederzufinden.

    Mit dem langen grauen Bart und der weißen Wollmütze auf dem Kopf sieht Mirko Betz tatsächlich ein bisschen wie ein Mönch aus. Auf zwei Meditationskissen sitzt er im halben Lotussitz im Würzburger Yogastudio „Die Glücksbringer“ und lässt sein Leben Revue passieren.

    Elf Jahre lang – von 1985 bis 1996 – war Betz Resident-DJ im Würzburger Airport und hat die hiesige Graffiti- und Skaterszene mitbegründet. „Es war die Zeit von Soul, Rhythm and Blues und der Beginn der Techno und House Musik“, erinnert er sich. Breakdance, Graffiti und die Surferszene in Kalifornien haben den Würzburger immer fasziniert, genau wie bedruckte T-Shirts und Kapuzenpullover der Bekleidungsfirma Stussy. Schnell entstand die Idee, eine eigene Firma zu gründen: 1990 war „Shoot“ geboren. 1994 berichtet die Branchenzeitschrift Textilwirtschaft mit dem Titel „Fit für Frottierhosen“ über „Ein kleines Clubwearlabel aus Würzburg“.

    Anruf von Til Schweiger

    Mit „Shoot“ verdiente Betz anfangs richtig Geld, doch nach sechs Jahren war das Unternehmen pleite: „Ich war Künstler und kein Geschäftsmann“, gesteht Betz. Er zog nach Frankfurt und fing an Drehbücher zu schreiben. Einfach so. „Damals verehrte ich Quentin Tarantino und schrieb Roadmovies“, erzählt er. Das Drehbuch schickte er an zehn Produktionsfirmen, darunter auch „Mr. Brown Entertainment“, die Produktionsfirma von Til Schweiger. Dieser rief bei ihm an und sagte: „Du hast Talent! Du solltest weiter machen.“

    „Jetzt oder nie“, beschreibt Betz diesen Moment. Mit 31 Jahren trennte er sich 1999 von seiner Ehefrau, verkaufte Auto und Wohnung und ging – nur mit einer Reisetasche – nach Los Angeles. Er arbeitete als Tellerwäscher, Kellner – und Drehbuchautor. Angekommen in den USA hatte Betz sein erstes spirituelles Erlebnis: „Ich verbrachte fünf Tage in der Wüste, saß Tag und Nacht auf einem Felsen und spürte zum ersten Mal völlige Stille.“

    Alles Erlebte, seine Erfahrungen und Sinnkrisen, helfen dem heute 50-Jährigen, dieses Wissen weiterzugeben. Er entwickelte eine Mischung aus praktischen und einfachen Methoden, inspiriert von verschiedenen Lehrern. „Ich bin kein Lehrer oder Guru“, stellt er klar. „Ich teile einfach nur mit, was ich selbst gelernt habe und immer noch lernen darf.“

    Der Filmproduzent und Regisseur Roland Emmerich („Independence Day“) kaufte eines von Betz Drehbüchern – für 200 000 Dollar. „Das war allerdings 2001“, sagt Betz. Dazwischen lagen lange Durststrecken in Hollywood. Heute interessieren Geld und Besitz Mirko Betz nicht mehr. „Ein Koffer und ein Rucksack, das ist alles was ich besitze“, sagt Betz und lächelt friedlich. Seine neueste Entdeckung: Zen. Die zentrale Übung dabei ist das absichtslose Sitzen in der Stille. Keine Ziele, keine Erwartungen. Dabei wird versucht, alle Gedanken und Vorstellungen loszulassen, in die Präsenz des Hier und Jetzt zu kommen und so sein wahres inneres Wesen zu erfahren. Nur die bunten Tattoos an den Armen erinnern noch an das wilde DJ-Leben von damals.

    Erst Zelt, dann Kloster

    Die sechs Monate im Zen Kloster von Willigis Jäger in Holzkirchen haben ihm sichtlich gut getan. 2011 hat sich Betz von Kalifornien verabschiedet und ist schließlich in Mexiko gelandet. „Dort habe ich angefangen, Yoga und Meditation zu praktizieren und zu lehren.“ Gelebt hat er in einem Zelt am Strand. Doch 2015 erwischte ihn eine Tropenkrankheit. In einer fiebrigen Nacht träumte er von dem Würzburger Zen-Meister Willigis Jäger. Er schrieb einen Brief und bat um Aufnahme im Benediktushof: „Ich brauchte Heimat, Familie und eine Tankstelle zum Heilen und Auftanken.“

    Die Zen-Meditation hat ihm geholfen, Verluste zu verarbeiten und eine Trennung zu akzeptieren. Diese Erfahrungen mit der Stille möchte er auch bei einem Seminar in Würzburg weitergeben.

    Der Workshop „Zen, The Dark Side & The Light“ findet am Samstag, 5. März, von 9 bis 18 Uhr im Yogastudio „Die Glücksbringer“ in Würzburg statt.

    Im Kloster auf Zeit

    Am Benediktushof in Holzkirchen (Lkr. Würzburg) besteht die Möglichkeit zu einem dreiwöchigen Aufenthalt als Langzeitgast. Zu bestimmten Terminen können sich Interessierte gemeinsam mit anderen Gästen eine Auszeit nehmen und sich intensiv der Meditationspraxis widmen. Voraussetzungen dafür sind neben einer stabilen psychischen und physischen Konstitution die Teilnahme an mindestens einem Meditationskurs (Zen, Kontemplation) am Benediktushof. Das ehemalige Benediktinerkloster ist ein Ort der Stille, wo Menschen zu sich kommen und zur Ruhe finden können. Es wird dort auch während der Mahlzeiten geschwiegen.

    Langzeitgäste zahlen für die Unterkunft im Einzelzimmer bei vegetarisch-veganer Vollverpflegung 29 Euro pro Tag bei einer vierstündigen Mitarbeit in Garten, Küche oder Hauswirtschaft. Weitere Informationen unter

    www.benediktushof-holzkirchen.de

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