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Röttingen: Vom Schandfleck zum Schmuckstück: Das passiert gerade im "Fränkischen Hof" in Röttingen

Röttingen

Vom Schandfleck zum Schmuckstück: Das passiert gerade im "Fränkischen Hof" in Röttingen

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    Der "Fränkische Hof" am Röttinger Marktplatz kurz vor Beginn der Sanierung im Sommer 2024. Mitte nächsten Jahres soll das stattliche Gebäude wieder so aussehen wie zu seiner Bauzeit.
    Der "Fränkische Hof" am Röttinger Marktplatz kurz vor Beginn der Sanierung im Sommer 2024. Mitte nächsten Jahres soll das stattliche Gebäude wieder so aussehen wie zu seiner Bauzeit. Foto: Markhard Brunecker

    Was wird eigentlich aus dem ehemaligen Gasthaus "Fränkischen Hof" am Röttinger Marktplatz? Das fragen sich die Röttinger seit dem Verkauf des großen Fachwerkgebäudes. Nach Jahren des Leerstands erwarb das Igersheimer Unternehmerehepaar Edith und Manfred Wittenstein  im Dezember 2019 über die eigens gegründete Wittenstein FHR GmbH & Co. KG den "Fränkischen Hof", eines der wertvollsten Baudenkmäler der Europastadt aus dem früheren 17. Jahrhundert.  Sie wollten damit das über 400 Jahre alte Fachwerkhaus am Marktplatz vor dem Verfall retten und ihm eine Zukunft geben.

    Auf das Anwesen aufmerksam wurde Manfred Wittenstein bei einer seiner Fahrradtouren zu seinem Röttinger Freund Andreas Rippberger, der ebenfalls erst vor wenigen Jahren das ehemalige Julius -Echter-Stift in Röttingen gekauft und umfangreich saniert hat. Durch den Kauf und die damit eingeleitete Restaurierung hatte der "Fränkische Hof" wieder eine Zukunft, nachdem der Verfall drohte.

    "Fränkischer Hof" soll Gästehaus und Begegnungsstätte werden

    Der Sanierung gingen umfangreiche Voruntersuchungen und Beratungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege voraus, wie Thilo Brandel, Architekt und Projektleiter der Wittenstein FHR GmbH & Co. KG, berichtet. Nach Abschluss der Arbeiten werde das Gebäude voraussichtlich als Gästehaus und Begegnungsstätte zur Verfügung stehen. An dem finalen Nutzungskonzept werde momentan gearbeitet.

    Die Inschrift, die während der Sanierung gefunden wurde, zeigt an, dass das Haus schon 1581 gebaut wurde, nicht erst, wie bisher angenommen im Jahr 1614. 
    Die Inschrift, die während der Sanierung gefunden wurde, zeigt an, dass das Haus schon 1581 gebaut wurde, nicht erst, wie bisher angenommen im Jahr 1614.  Foto: Markhard Brunecker

    In dem dreigeschossigen Gebäude vis-à-vis des Rathauses sind zehn teils barrierefrei Zimmer nebst Frühstücksraum und Küche geplant. Eine öffentliche Gaststätte wird es nicht mehr geben. Sowohl Projektleiter Brandel als auch der Iphöfer Architekt Moritz Böhm sind mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten sehr zufrieden. Brandel hebt dabei vor allem die sehr gute und problemlose Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Landratsamt Würzburg und der Stadt Röttingen hervor.

    Das Gebäude stand auf einem unsicheren Fundament

    Wie Architekt Moritz Böhm berichtet, brachte die Sanierung auch nicht vorhersehbare Herausforderungen mit sich. So stellte sich beispielsweise heraus, dass die Gründung des Gebäudes verstärkt werden muss, um die künftigen Lasten aufzunehmen. Zunächst seien dazu einfache Punktfundamente geplant gewesen. Ein Bodengutachten kam jedoch zu dem Schluss, dass der Untergrund nicht tragfähig genug ist, weil er überwiegend aus dem Schwemmland der Tauber besteht. Stattdessen entschied man sich für Mikrobohrpfähle, die bis auf Felsgestein reichen.

    Der Dachstuhl des "Fränkischen Hofs" weist die meisten Schäden auf, die im Zuge der Sanierung behoben werden müssen.
    Der Dachstuhl des "Fränkischen Hofs" weist die meisten Schäden auf, die im Zuge der Sanierung behoben werden müssen. Foto: Markhard Brunecker

    Armin Wagenbrenner aus Kleinlangheim, dessen Zimmereibetrieb für die Zimmererarbeiten verantwortlich ist, freut sich vor allem über das Entgegenkommen und das Interesse der Röttingerinnen und Röttinger an den Sanierungsarbeiten. Bereits beim täglichen Gang zum Bäcker werde man äußerst freundlich gegrüßt und nach dem Stand der Arbeiten gefragt, erzählt er. Mit sechs seiner Mitarbeiter sei die Baustelle ständig voll besetzt, so Wagenbrenner. Fachkräftemangel spüre er nicht.

    Aktuell sind die Zimmerleute damit beschäftigt, das ehemals durchgebogene Dachgebälk neu auszurichten und schadhafte Teile zu ergänzen. Es soll nur erneuert werden, was unbedingt nötig ist, sagt Thilo Brandel. Und auch bei der späteren Nutzung sollen möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden. Beheizt wird das Haus mit einer Wärmepumpe, nur für extreme Frostgrade gebe es zusätzlich eine kleine Gastherme. "Es wird ein sehr nachhaltiges Gebäude", betont Brandel.

    Die drei Meter hohen Zimmer im Obergeschoss, getrennt durch Fachwerk-Zwischenwände, deuten auf ein herrschaftliches Anwesen hin. 
    Die drei Meter hohen Zimmer im Obergeschoss, getrennt durch Fachwerk-Zwischenwände, deuten auf ein herrschaftliches Anwesen hin.  Foto: Markhard Brunecker

    Gedämmt wird das Haus mit einem Innendämmputz, der auch in der Lage ist, die Feuchtigkeit zu regulieren, so Architekt Böhm. Das Fachwerk solle ja unverändert sichtbar bleiben. Auch Bauherr Manfred Wittenstein legt großen Wert darauf, die historische Substanz so gut wie möglich zu erhalten. Vor allem die Fachwerkfassade und prunkvoll ausgestatteten Zimmer sollen weitgehend unverändert bleiben.

    Eine Steininschrift sorgte für Überraschung

    Bei den Abbrucharbeiten war man auf einen Stein gestoßen, der die Jahreszahl 1581 und die Initialen WH trägt. Damit steht fest, dass das Haus älter ist als bisher angenommen. Bislang wurde der Bau auf das Jahr 1614 datiert. Wer sich hinter den Initialen verbirgt, müsse aber noch weiter erforscht werden, so Böhm. 

    Richtig begeistert zeigte sich der Architekt über die mehr als drei Meter hohen Räume, lassen sie doch Rückschlüsse auf ein herrschaftliches Anwesen zu. Das Fachwerk im historischen Kern des Gebäudes soll komplett erhalten bleiben. Auch an der Außenfassade werde es außer ein paar Dachgauben nur Veränderungen geben, die der Sicherheit geschuldet sind. So sollen im hinteren Bereich des Areals auf der Fläche eines ehemaligen Tanzsaals Parkplätze und eine Fluchttreppe zu den Zimmern entstehen.

    Bezüglich der voraussichtlichen Kosten zeigt sich Thilo Brandel noch sehr zurückhaltend. Trotz Zuschüssen von staatlicher Seite werde ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag übrigbleiben, der für die Sanierung notwendig ist. Falls es weiter so gut vorangeht wie bisher, rechnen sowohl Brandel als auch Böhm mit einer Fertigstellung bis Mitte nächsten Jahres. In Röttingen wird damit die Unsicherheit für das über 400 Jahre alte Fachwerkhaus mit diesem Glücksfall ein Ende finden, denn selbst der Name "Fränkischer Hof" soll erhalten bleiben.

    Auch wenn so viel wie möglich original erhalten bleiben soll, muss die alte Holztreppe im Dachstuhl erneuert werden. 
    Auch wenn so viel wie möglich original erhalten bleiben soll, muss die alte Holztreppe im Dachstuhl erneuert werden.  Foto: Markhard Brunecker
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