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Ochsenfurt: Von der Bühne ins Rathaus? David Erstling aus Ochsenfurt ist politischer Rapper mit Bürgermeister-Ambitionen

Ochsenfurt

Von der Bühne ins Rathaus? David Erstling aus Ochsenfurt ist politischer Rapper mit Bürgermeister-Ambitionen

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    Der Musiker David Erstling aus Ochsenfurt startet eine Songreihe, in der er politische Persönlichkeiten hinterfragt. Im Fokus des ersten Songs: Kanzler Olaf Scholz, seine Skandale und sein politischer Werdegang.
    Der Musiker David Erstling aus Ochsenfurt startet eine Songreihe, in der er politische Persönlichkeiten hinterfragt. Im Fokus des ersten Songs: Kanzler Olaf Scholz, seine Skandale und sein politischer Werdegang. Foto: Thomas Obermeier

    Der Ochsenfurter David Erstling ist nicht der typische Musiker, der mit Party-Hymnen und eingängigen Beats die Charts erobert. Stattdessen richtet der 35-Jährige seinen Fokus auf politische Inhalte, soziale Missstände und kritische Botschaften. Mit scharfen Worten und satirischen Anspielungen nehme er in seinen Rap-Tracks mächtige Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz ins Visier: "Ich will die Menschen zum Nachdenken bringen, nicht nur unterhalten", sagt der Musiker, der aus Berlin stammt.

    Seine Motivation? "Ich sehe Rap als Sprachrohr für all jene, die nicht gehört werden", erklärt Erstling. Dabei verbinde er politische Themen mit einer Prise Humor. "Es reicht nicht, einfach nur die Probleme aufzuzählen. Man muss die Leute packen, ihnen Bilder malen."

    Der Marketingmanager denkt mittlerweile über etwas nach, das über Musik hinausgeht: In zwei Jahren möchte er als unabhängiger Kandidat für das Bürgermeisteramt in Ochsenfurt kandidieren. Der Gedanke, politische Verantwortung auch auf kommunaler Ebene zu übernehmen, sei für ihn kein Widerspruch zu seiner Musik. "Musik und Politik sind für mich zwei Seiten derselben Medaille: Beides spiegelt meine Werte und meinen Wunsch wider, etwas zu verändern."

    Vom Heimkind zum Musiker mit Bürgermeister-Ambitionen

    Erstlings Weg zu diesem Punkt war alles andere als einfach. Nach seiner Kindheit in einer Pflegefamilie in einem strengen evangelischen Umfeld, landete er mit elf Jahren in einem Heim in Berlin-Wannsee. Der Bruch mit seiner Pflegefamilie habe ihn tief geprägt. "Man gibt einem Kind mit elf Jahren das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das bleibt", erzählt er offen. Doch statt daran zu zerbrechen, fand er Halt in der Musik.

    Es war die Berliner Rap-Szene, die ihm in seiner Jugend eine Stimme gab. "Wir haben heimlich in der Schule Aggro Berlin gehört", erinnert sich Erstling an seine ersten Begegnungen mit der Hip Hop-Kultur. Diese Musik sei für ihn zum Ventil geworden, um seine Erfahrungen zu verarbeiten. Mit 18 Jahren habe er damit begonnen, ernsthaft Musik zu machen und selbst Texte zu schreiben. "Ich wollte immer, dass meine Songs etwas aussagen. Qualität und Inhalt standen für mich von Anfang an im Vordergrund."

    David Erstling aus Ochsenfurt produziert seine Songreihe im Heimstudio. 
    David Erstling aus Ochsenfurt produziert seine Songreihe im Heimstudio.  Foto: Thomas Obermeier

    Mit seiner Musik habe er auch die Zeit im Heim und den Bruch zu seinen Pflegeeltern verarbeitet. Heute drehen sich seine Songs hauptsächlich um Politik. In seinen aktuellen Tracks wie "Olaf mein Kanzler" unter seinem Künstlernamen Jam Neil rechnet er mit mächtigen Persönlichkeiten ab. Nun möchte er nach und nach Minister und andere politische Akteure wie Ursula von der Leyen in seinen Liedern ins Visier nehmen – nicht mit plumpen Beleidigungen, sondern mit scharfer Kritik und durchdachten Texten, wie er sagt. 

    In seinem musikalischen Umfeld galt Erstling immer als "der Schlaue"

    Seine Texte handeln von sozialer Ungleichheit, Korruption und einer Gesellschaft, die sich seiner Meinung nach immer mehr in die falsche Richtung entwickelt. "Ich sehe Rap als Medium, um laut zu werden. Gerade, wenn 'die da oben' nicht zuhören, muss man ihnen die Wahrheit um die Ohren hauen."

    Schon immer sei sein Stil etwas anders gewesen: Während viele seiner Musiker-Kollegen mit provokanten und gewaltgeladenen Texten Aufmerksamkeit suchten, habe Erstling auf eine authentische und kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen gesetzt. Bald galt er als der "Schlaue" in seinem musikalischen Umfeld. Er sei ein Künstler, der lieber Fragen aufwirft, statt einfache Antworten zu geben. Und er lege Wert darauf, seine Botschaften zugänglich zu machen. "Keiner will fünf Minuten lang über Excel-Tabellen und Haushaltspläne hören", sagt er schmunzelnd. 

    Der Musiker will sich in zwei Jahren als Bürgermeisterkandidat in Ochsenfurt aufstellen lassen 

    Heute lebt Erstling in Ochsenfurt und arbeitet hauptberuflich als Marketingmanager. Vor zwölf Jahren haben er und seine Frau die Stadt zu ihrer Heimat gemacht. Trotz seiner Berufstätigkeit habe der zweifache Vater die Musik nicht hinter sich gelassen. Im Gegenteil: Sie sei sein Medium geblieben, um Missstände anzuprangern. Einer seiner bekanntesten Tracks ist "Guten Morgen lieber Trip", eine humoristische Antwort auf den Song "Guten Morgen NSA" des bekannten Rappers MoTrip. 

    Der Schritt in die Lokalpolitik sei für Erstling eine logische Konsequenz seiner Haltung. "Ich will nicht nur kritisieren, sondern auch gestalten", erklärt er sein Vorhaben, sich in zwei Jahren zur Bürgermeisterwahl in Ochsenfurt aufstellen zu lassen. Dabei plant er, die Werte, die er in seiner Musik vertritt, auch in die Politik einzubringen. "Es geht darum, den Menschen zuzuhören und kreative Lösungen zu finden." Gleichzeitig wolle er die Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einbinden. "Frischer Wind in der Lokalpolitik tut immer gut – vor allem, wenn man sich von parteipolitischen Zwängen befreien kann."

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