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Würzburg: Von der Kunst echter Freundschaft: Mainfranken Theater Würzburg spielt Yasmina Rezas Welterfolg "Kunst"

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Von der Kunst echter Freundschaft: Mainfranken Theater Würzburg spielt Yasmina Rezas Welterfolg "Kunst"

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    Ein Bild, drei Männer und die Frage nach dem Wesen der Freundschaft. Von links: Zlatko Maltar, Hannes Berg, Georg Zeies.
    Ein Bild, drei Männer und die Frage nach dem Wesen der Freundschaft. Von links: Zlatko Maltar, Hannes Berg, Georg Zeies. Foto: Nik Schölzel

    Ein modernes Gemälde - weiße Streifen auf weißem Grund - spielt eine tragende Rolle, und doch geht es in Yasmina Rezas weltweit erfolgreichem Theaterstück "Kunst" nicht um Kunst. Sondern um Freundschaft. Um Aufrichtigkeit, um Toleranz und die Fähigkeit, gemeinsam zu lachen. Lachen ist die wichtigste Voraussetzung für Freundschaft, sagt die Autorin.

    Das Mainfranken Theater hat Intendant Markus Trabuschs Inszenierung von "Kunst", die 2022 im Kulturspeicher zu sehen war, nun im Kleinen Haus wiederaufgenommen, und man spürt, mit wie viel Genuss die drei Darsteller sich diesen neuen, großen Raum aneignen. Hier ist Platz für Ausbrüche ebenso wie für Intimität. "Hier muss man nicht mit angezogener Handbremse spielen", sagt Trabusch.

    Was verbindet Marc (Georg Zeies), Yvan (Hannes Berg) und Serge (Zlatko Maltar) eigentlich seit 15 Jahren?
    Was verbindet Marc (Georg Zeies), Yvan (Hannes Berg) und Serge (Zlatko Maltar) eigentlich seit 15 Jahren? Foto: Nik Schölzel

    Drei Freunde: Marc, der vorgebliche Zyniker und Menschenfeind; Serge, der irgendwie eigenschaftslose Kunstfreund; Yvan, der konfliktscheue Versager. Serge, Hautarzt, geschieden, hat für 100.000 Euro ein Gemälde des auf dem Kunstmarkt gehypten Antrios gekauft. Marc, Luftfahrtingenieur mit Hang zur Homöopathie, lacht sich kaputt: "100.000 Euro für diese Scheiße?" Serge ist tief getroffen. Yvan wiederum, der beruflich und - wie sich herausstellen wird - auch privat Erfolglose, versucht zu vermitteln. Und erntet dafür nur Verachtung.

    Marc ist egozentrisch nicht aus Faulheit, sondern aus Prinzip

    Hannes Berg verkörpert den pullundertragenden Tropf Yvan (Kostüme Stefan Schill)  fast schon beängstigend authentisch, verleiht ihm dabei aber gerade in den komischen Momenten tragische Grandezza. Zlatko Maltar stattet Serge mit toxischem Phlegma aus - seine Energie reicht zum Beleidigtsein, nicht aber zu echter Anteilnahme. Georg Zeies' Marc ist mit seinen sorgsam gepflegten Manierismen das drahtige Gegenstück: Er ist egozentrisch nicht aus Faulheit, sondern aus Prinzip.

    Was also verbindet die drei? Oder besser: Was hat sie bisher verbunden, wenn schon eine Meinungsverschiedenheit über ein Bild ihre Freundschaft torpediert? Tatsächlich wäre Lachen keine schlechte Option. Marc und Yvan lachen zwar über Serge, aber eben nicht mit ihm. 

    Ein Bild und seine Betrachter: Marc (Georg Zeies), Serge (Zlatko Maltar) und Yvan (Hannes Berg).
    Ein Bild und seine Betrachter: Marc (Georg Zeies), Serge (Zlatko Maltar) und Yvan (Hannes Berg). Foto: Nik Schölzel

    Dass Serge nicht mitlachen kann, ist eines der Probleme. Dass er im Gegenzug Marc Humorlosigkeit vorwirft, ein anderes. Marc wiederum kommt über die narzisstische Kränkung nicht hinweg, dass für Serge ein lächerliches Stück Leinwand wichtiger ist als seine, Marcs, Zustimmung. Im Kauf des Bildes sieht er nur Serges Versuch, sich den Zugang zu hipperen Kreisen zu verschaffen. Und damit einen Verrat an ihrer Freundschaft.

    Das innere Verhältnis von Egoismus, Eitelkeit, Verlustangst und Anteilnahme

    Wie so oft in Yasmina Rezas Stücken, ist der erste Anlass des Konflikts - das Bild - nur der Keim für eine Eskalation, die zur Generalabrechnung wird. Es scheint, als platzte nun irreparabel die Blase der Unaufrichtigkeiten von 15 Jahren. Und dann kommt es doch noch anders ...

    Markus Trabusch legt das tragikomische Drama nicht als Spirale an, die sich immer schneller dreht, sondern schafft immer wieder Haltepunkte des Verschnaufens. Lachen, Bangen, Mitfiebern sind so gut rhythmisiert, dass die 100 pausenlosen Minuten vergehen wie im Flug. Es ist hochspannend zu erleben, wie die Figuren miteinander und mit sich selbst ringen. Wie Allianzen entstehen und wieder zerbrechen. Wie sich bei jedem der Drei das innere Verhältnis von Egoismus, Eitelkeit, Verlustangst und Anteilnahme immer wieder neu justiert. Und wie schließlich - vielleicht - doch so etwas wie Freundschaft überlebt. 

    Die weiteren Vorstellungen: 13., 17., 19., 26. Januar, 2. und 9. Februar. Karten: Tel. (0931)  3908-124, karten@mainfrankentheater.de

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