Was tun, wenn die Miete erhöht wird? Welche Jobperspektiven bieten sich nach dem Studium? Und wie kann das Studium finanziert werden? Mit diesen und vielen weiteren Fragen wenden sich Würzburgs Studierende an die Mitarbeiter des Projekts „BiF - Beratung im Foyer“ des Würzburger Studentenwerks. Vor zehn Jahren ging BiF an den Start. Die Nachfrage nach dem Angebot stieg seither kontinuierlich.
Dass das BIF heute viel stärker ausgelastet ist als 2006, liegt zum einen daran, dass die Studierenden durch das G8 und den Wegfall von Wehrpflicht und Zivildienst heute viel jünger sind als vor zehn Jahren. „Außerdem gibt es heute viel mehr Studierende“, erläutert Edith Rügamer, die den Bereich „Soziales“ im Würzburger Studentenwerk leitet: Um 45 Prozent stieg die Studierendenzahl binnen zehn Jahren an.
In möglichst kurzer Zeit Fragen zur Studentenbude und zum BAföG, zu Studienkrediten und zur Krankenversicherung, zum Studienplatzwechsel und zu Stipendien zu klären, mit diesem Anspruch ging BiF 2006 an den Start. Heute gibt es zwei BiF-Büros in der Stadt- und der Hublandmensa. An vier Tagen pro Woche sind sie besetzt. Dienstags beraten im wöchentlichen Wechsel Mitarbeiter der Arbeitsagentur sowie Sozialversicherungsexperten, mittwochs findet Rechts-, montags und donnerstags Sozialberatung statt.
Vor allem die Rechtsberatung ist laut Anwältin Sandra Eitel „stark frequentiert“. Durchschnittlich 13 Uni- oder Fachhochschulstudierende kommen wöchentlich zu ihr in die Sprechstunde. Vor allem Mietprobleme plagen die jungen Leute. Da geht es um die Rückzahlung der Kaution, um Mietmängel und die Frage nach einer Mietminderung, um Kündigungen, Mieterhöhungen und Schönheitsreparaturen. Aber auch arbeitsrechtliche Fragen sind Beratungsgegenstand. Die Studierenden wollen zum Beispiel wissen, ob der Lohn beim Minijob im Krankheitsfall fortgezahlt werden muss.
Auch mit der GEZ-Gebühr, prüfungsrechtlichen Fragen, Exmatrikulationen, Ordnungswidrigkeiten bis hin zu strafrechtlichen Fragen studentischer Opfer, Täter oder Zeugen hat es die Rechtsanwältin zu tun. Weil die Nachfrage steigt und teilweise lange Wartezeiten anfallen, wird ab September eine verbindliche Terminvereinbarung eingeführt. Beraten wird künftig mittwochvormittags in der Hublandmensa und nachmittags im BiF.
Bis zu 20 Studierende unterstützt die Arbeitsagentur monatlich im BiF. „Wir beraten Studierende, die Zweifel haben, ob sie das Studium fortsetzen sollen“, informiert Studien- und Berufsberater Jörg Bauer. Warum über einen Studienabbruch nachgedacht wird, hat ganz unterschiedliche Gründe. Manche Studierende hatten sich die Studieninhalte anders vorgestellt. Bei anderen kommen Bedenken auf, ob sie mit dem, was sie an der Uni lernen, irgendwelche Chancen am Arbeitsmarkt haben.
Die Beratungsangebote, so Elisabeth Rügamer, sollen nicht zuletzt helfen, die jungen Leute während des Studiums bei der Stange zu halten. Schließlich kosten Studienabbrüche Zeit und Geld – individuell und gesellschaftlich gesehen. Das Beratungsangebot allerdings muss das Studentenwerk aus eigenen Mitteln finanzieren. Wünschenswert wäre laut der Abteilungsleiterin, würde der Staat in die Förderung einsteigen. Schließlich profitiert er davon, wenn das Studium durchgezogen wird.
Studierenden zu helfen, gut durchs Studium zu kommen, ist nicht zuletzt Aufgabe der Sozialberatung des Studentenwerks, die ebenfalls im BiF vertreten ist. Etwa 40 Mal im Monat wird Sozialberaterin Andrea Keller kontaktiert. Sie hat es mit schwangeren Studentinnen, Studierenden mit Kind, behinderten und chronisch kranken Studenten sowie jungen Menschen aus dem Ausland zu tun. Psychosoziale Fragen sowie die angespannte Situationen auf dem Wohnungsmarkt sind nicht selten Thema. Besonders oft wird Keller in Sachen Studienfinanzierung um Rat gefragt. Die Studierenden möchten Näheres zu Stipendien, Sozialleistungen oder Studienkrediten wissen.
Kürzlich kam eine Studentin zu Keller, weil sie die BAföG-Förderungshöchstdauer überschritten hat. „Bis zum voraussichtlichen Abschluss sind es jedoch noch zwei Semester“, schildert Andrea Keller. Sie wies darauf hin, dass die Studentin Wohngeld beantragen könne. Diese Leistung zusammen mit dem Verdienst aus einem Nebenjob müsste zur Finanzierung des verbleibenden Studienjahres ausreichen.
Ein anderer Student kam während seines Urlaubsemesters zu Keller. Studierende, die sich ein Semester lang freigenommen haben, erhalten in dieser Zeit kein BAföG. Keller wies den jungen Mann darauf hin, dass er jedoch Hartz IV oder Wohngeld beantragen könne.
Auffällig ist für Andrea Keller, dass die Beratungen zu psychosozialen Themen in den letzten Jahren stark zugenommen haben. „Die Gründe sind vielfältig“, so die Mitarbeiterin im Studentenwerk. Viele Studierende fühlen sich heute unter Leistungsdruck. Viele sind aber auch unsicher, was ihre berufliche Zukunft anbelangt. Schicksalsschläge im privaten Umfeld sowie sonstige seelische Probleme führten ebenfalls dazu, dass Studierende heute viel öfter als noch vor zehn Jahr Rat aufgrund psychosozialer Schwierigkeiten suchen.